DAS ALTER DER EPEN
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Ereignisse des Zuges gegen Troja waren in zahlreichen ande-
ren Liedern besungen. Von allen späteren Ereignissen der
griechischen Geschichte, von der dorischen Wanderung, von
der Zerstörung fast aller achäischen Königssitze, von der Ver-
treibung der Achäer aus Griechenland und von ihren Kämp-
fen in Kleinasien während ihrer Niederlassung in Jonien und
Äolien weiß der Dichter nichts. Nicht einmal in Weissagun-
gen werden diese großen Ereignisse angedeutet, obwohl das
für den Dichter, wenn er Jahrhunderte später lebte, sehr nahe
gelegen hätte. Er läßt im Gegenteil die dauernde Herrschaft
des Geschlechtes des Odysseus für Jthaka weissagen (Od. 15,
534). Die Griechen nennt er ferner noch mit ihrem alten ge-
meinsamen Namen Achäer, der jetzt durch ägyptische und
hittitische Inschriften gesichert ist, also nicht, wie man meinte,
eine dichterische Erfindung war. Von den Kämpfen zwischen
den Joniern und Äoliern in Kleinasien weiß er noch nichts.
Die Dorer sind ihm sogar noch gänzlich unbekannt, denn der
eineVers (Od. 19,177), der sie in Kreta neben anderen Völkern
erwähnt, ist offenbar ein späterer Zusatz. Die beiden reichsten
Städte der damaligen Welt sind für ihn Theben in Ägypten
und Orchomenos in Böotien, was für das 12. Jahrhundert
wirklich zutrifft, für das 8. oder 7. aber nicht (Jlias 9, 381).
Damit kommen wir zum Gebiete der Geographie, auf
dem die Angaben des Dichters besonders beweiskräftig sind,
weil durch die dorische Wanderung um 1100 vor Chr. große
Verschiebungen von Völkern und Namen in Griechenland
erfolgt sind. Die Epen selbst kennen nur die vordorische Geo-
graphie; ihre späteren Zusätze dagegen, wie z. B. der Schiffs-
katalog, schildern schon den Zustand der klassischen Zeit.
Der Peloponnes heißt bei Homer noch Argos und die pelo-
ponnesischen Fürsten, wie Agamemnon, Menelaos und Nestor,
heißen Argiver; die spätere Stadt Argos existiert noch nicht;
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Ereignisse des Zuges gegen Troja waren in zahlreichen ande-
ren Liedern besungen. Von allen späteren Ereignissen der
griechischen Geschichte, von der dorischen Wanderung, von
der Zerstörung fast aller achäischen Königssitze, von der Ver-
treibung der Achäer aus Griechenland und von ihren Kämp-
fen in Kleinasien während ihrer Niederlassung in Jonien und
Äolien weiß der Dichter nichts. Nicht einmal in Weissagun-
gen werden diese großen Ereignisse angedeutet, obwohl das
für den Dichter, wenn er Jahrhunderte später lebte, sehr nahe
gelegen hätte. Er läßt im Gegenteil die dauernde Herrschaft
des Geschlechtes des Odysseus für Jthaka weissagen (Od. 15,
534). Die Griechen nennt er ferner noch mit ihrem alten ge-
meinsamen Namen Achäer, der jetzt durch ägyptische und
hittitische Inschriften gesichert ist, also nicht, wie man meinte,
eine dichterische Erfindung war. Von den Kämpfen zwischen
den Joniern und Äoliern in Kleinasien weiß er noch nichts.
Die Dorer sind ihm sogar noch gänzlich unbekannt, denn der
eineVers (Od. 19,177), der sie in Kreta neben anderen Völkern
erwähnt, ist offenbar ein späterer Zusatz. Die beiden reichsten
Städte der damaligen Welt sind für ihn Theben in Ägypten
und Orchomenos in Böotien, was für das 12. Jahrhundert
wirklich zutrifft, für das 8. oder 7. aber nicht (Jlias 9, 381).
Damit kommen wir zum Gebiete der Geographie, auf
dem die Angaben des Dichters besonders beweiskräftig sind,
weil durch die dorische Wanderung um 1100 vor Chr. große
Verschiebungen von Völkern und Namen in Griechenland
erfolgt sind. Die Epen selbst kennen nur die vordorische Geo-
graphie; ihre späteren Zusätze dagegen, wie z. B. der Schiffs-
katalog, schildern schon den Zustand der klassischen Zeit.
Der Peloponnes heißt bei Homer noch Argos und die pelo-
ponnesischen Fürsten, wie Agamemnon, Menelaos und Nestor,
heißen Argiver; die spätere Stadt Argos existiert noch nicht;