II. ABSCHNITT:
DIE URSPRÜNGLICHEN TAGEPLÄNE
BEIDER EPEN
Im Laufe meiner langen Grabungstätigkeit in Griechen-
land habe ich mich zwar viel mit Homer beschäftigt, aber
früher nicht daran gedacht, selbst ein Buch über Homer zu
veröffentlichen. Wußte ich doch, wie hart manche Philo-
logen die Arbeiten von Laien über Homer verurteilen, und
habe ich doch selbst erlebt, daß ein hervorragender Philo-
loge meine Homerstudien sogar als „dilettantischen Unfug“
bezeichnet hat. Wenn ich mich trotzdem zur Herausgabe des
vorliegenden Homerbuches entschlossen habe, so ist es ge-
schehen, weil ich in den von mir gefundenen Tageplänen der
Odyssee und der Jlias eine sichere und unverrückbare Grund-
lage zur Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt beider
Epen gefunden zu haben glaube, eine Grundlage, die dem
persönlichen Urteil und dem eigenen künstlerischen Gefühl
entzogen ist und sich mit Sicherheit aus den jetzigen Gedich-
ten ableiten läßt. Die beiden Tagepläne, und besonders der
der Odyssee, den wir sogleich genauer kennenlernen werden,
sind so kunstvoll und in einer so vollkommenen Symmetrie
aufgebaut, daß für mich jeder Zweifel an ihrer Richtigkeit
ausgeschlossen ist. I
Als ich den Tageplan der Odyssee vor beinahe 25 Jahren
während meines Aufenthaltes auf der Insel Leukas-Jthaka
zuerst aufstellte, fiel mir seine Klarheit und Einfachheit zwar
auf, doch bemerkte ich seinen symmetrischen Aufbau weder
bei der ersten Drucklegung im Jahre 1903, noch bei der zwei-
ten im Jahre 1906. Auch keiner der zahlreichen Philologen
und Archäologen, denen ich den Plan in Vorträgen entwickelt
und zu weiterem Studium in Manuskriptdrucken überreicht
DIE URSPRÜNGLICHEN TAGEPLÄNE
BEIDER EPEN
Im Laufe meiner langen Grabungstätigkeit in Griechen-
land habe ich mich zwar viel mit Homer beschäftigt, aber
früher nicht daran gedacht, selbst ein Buch über Homer zu
veröffentlichen. Wußte ich doch, wie hart manche Philo-
logen die Arbeiten von Laien über Homer verurteilen, und
habe ich doch selbst erlebt, daß ein hervorragender Philo-
loge meine Homerstudien sogar als „dilettantischen Unfug“
bezeichnet hat. Wenn ich mich trotzdem zur Herausgabe des
vorliegenden Homerbuches entschlossen habe, so ist es ge-
schehen, weil ich in den von mir gefundenen Tageplänen der
Odyssee und der Jlias eine sichere und unverrückbare Grund-
lage zur Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt beider
Epen gefunden zu haben glaube, eine Grundlage, die dem
persönlichen Urteil und dem eigenen künstlerischen Gefühl
entzogen ist und sich mit Sicherheit aus den jetzigen Gedich-
ten ableiten läßt. Die beiden Tagepläne, und besonders der
der Odyssee, den wir sogleich genauer kennenlernen werden,
sind so kunstvoll und in einer so vollkommenen Symmetrie
aufgebaut, daß für mich jeder Zweifel an ihrer Richtigkeit
ausgeschlossen ist. I
Als ich den Tageplan der Odyssee vor beinahe 25 Jahren
während meines Aufenthaltes auf der Insel Leukas-Jthaka
zuerst aufstellte, fiel mir seine Klarheit und Einfachheit zwar
auf, doch bemerkte ich seinen symmetrischen Aufbau weder
bei der ersten Drucklegung im Jahre 1903, noch bei der zwei-
ten im Jahre 1906. Auch keiner der zahlreichen Philologen
und Archäologen, denen ich den Plan in Vorträgen entwickelt
und zu weiterem Studium in Manuskriptdrucken überreicht