Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Die Kirchen des Cistercienser-Ordens in Deutschland während des Mittelalters: mit Holzschnitten — Leipzig, 1869

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.33499#0147
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
129

sich eine Galerie von Hachen Blendnischen hin, deren abschliessende
Bogen anf Consolen aufsetzen. Ebenfalls von Consolen beginnen die
Rippen der Gewölbe. In den Schildbögen der letzteren ist jedesmal
ein Oberfenster, wiederum flankirt von spitzbogigen Blenden, ange-
bracht. Im Osten und Westen diente ein grösst Masswerk-Fenster
dem Mittelraum zur besseren Beleuchtung. Weiteres ist aus den
Ruinen nicht zu ersehen. Wohl aber zeigen sowohl die Verhältnisse
als namentlich die Details in ihrer feinen Prohlirung und trefflichen
Ausbildung, vor allem die wunderschönen Console und Wandbögen
mit ihren Frauen - und Engelsköpfen , Masken und Laubwerk, dass
wir es hier mit einem der anmuthigsten Backsteinbauten der deutschen
Frühgothik zu thun haben. Zugleich ist das Material von einer
solchen Trefflichkeit, dass noch heut, nachdem all jene zarten Bil-
dungen länger als drei Jahrhunderte den Einflüssen der Witterung
ausgesetzt waren, dieselben in ihrer ganzen ursprünglichen Schärfe wohl
erhalten sind. Die Anmuth dieser Ornamentik suchen wir vergeblich
zum zweiten Mal an irgend einem Ordensbau. An einzelnen Stellen
sind die Gliederungen durch bunt glasirte Steine betont. Die Länge
des Innenraums beträgt 180 Fuss bei der verhältnissmässig grossen
Breite von 80 Fuss. — Vergleichen wir dieses Werk mit den eben
betrachteten Bauten, so haben wir hier eine vierte selbstständige
Form der Gothik vor uns, deren Eigenthtimlichkeiten, besonders die
Eintheilung in horizontale Abschnitte und die Vorliebe für Blend-
nischen schlagend an Lehnin erinnert. Beide Bauten sind unzweifel-
haft mit einander verwandt, in wie weit dabei englischer Einfluss
vorhanden ist (siehe S. 119), mag dahin gestellt bleiben.
Ein zweiter frühgothischer Backsteinbau ist die Kirche von
Chorin*) in der Mark. EineTochter vonLehnin, wurde das Kloster
1273 an seine jetzige Stelle verlegt, nachdem es bereits seit 1254
bestanden. Die Säcularisation der brandenburgischen Klöster 1543
erstreckte sich auch auf Chorin, doch blieb die Kirche bis ins sieben-
zehnte Jahrhundert intact erhalten, wo der dreissigjährigeKrieg und
die spätere schwedische Invasion sie zur Ruine machten. Gegen den
*) Brecht: Kloster Cliorin bei Erbkam Bau?.. 1854. 8. 65 fb und Taf. 11 —17,
auch in besonderem Abdruck erschienen. Adler: Backstein-Bauw. Heft VII
Taf. 67—69. Text fehlt noch.

9
 
Annotationen