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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Dohme, Robert: Einhart: geboren um 770, † 840
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0026
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EINHART.

den Theilungsmodus des Gesammtgebietes unter die damals noch lebenden vier
Söhne beRimmte, dem PapR Leo nach Rom. Als dann die drei ältesten Prinzen
vor dem Vater in das Grab gesunken, war es Einhart's Rath,- der den alternden
Kaiser bewog, zur Vermeidung späterer Conflikte auf dem Reichstage zu Aachen,
8iß, Ludwig (den Frommen) zum Mitregenten zu proclamiren. Hatte er hier-
durch besondere Ansprüche an die Dankbarkeit des neuen Kaisers gewonnen,
so stand er demselben doch auch sonsl schon nahe. Zu den Abteien und Pfrün-
den, mit denen ihn bereits Karl dotirt, fügte Ludwig neue, und als dieser schon
drei Jahre nach seiner Thronbesteigung nach des Vaters Beispiel seinen Erstge-
borenen, den jungen Lothar, zum Mitkaiser annahm, stellte er ihm Einhart als
Rathgeber zur Seite. Trotz des intimen VerhältniRes aber zwischen Lehrer und
Schüler war des ersteren Bemühen in den mit den Jahren wachsenden Differenzen
zwischen Vater und Sohn den Frieden zu vermitteln, fruchtlos. Noch aus dem
Jahre 8ßO behtzen wir von ihm einen schönen Mahnbrief an Lothar, in dem er
ihn beschwört, von der geplanten Empörung abzustehen. Es war vergeblich!
Vertrauensmann beider Parteien vermochte er es doch nicht, das dem Abgrund
entgegen rollende Rad aufzuhalten.
Dies hoffnungslose Ankämpfen gegen die allgemeine Auhösung aller Ver-
hältnilse erfüllte ihn endlich mit Ueberdruss an dem Getriebe des Hofes. Schon
seit dem Tode Karls scheint er mit der AbAcht umgegangen zu sein, lieh all-
mälig von den Geschäften zurückzuziehen. Wenigstens schenkte ihm Ludwig
auf seine Bitte schon im Jahre 81$ die Domaine Michelstadt im Odenwalde, und
er verlebte von nun an, wenn es anging, gern den Sommer dort, während ihn
der DienR für die Wintermonate noch durch längere Zeit in die Nähe des
Kaisers zurückrief. Doch seinem einsichtigen Verbände und dem durch die
Schule und das Vorbild seines grossen LehrmeiRers gereiften Raatsmännischen
Blicke konnte die von subjektiver Willkür dictirte Politik des wenig thatkräftigen
Ludwig unmöglich zusagen; 'gern hätte ihn jener gehalten, allein als er wieder-
holt die Erfahrung gemacht, wie wenig sein warnendes Wort trotz aller Freund-
schaft, die ihn mit den Mitgliedern des Kaiserhauses verband, von dauerndem
EinRuss war, da trat er, an der Rettung der Schöpfung Karls verzweifelnd, ganz
aus dem DienRe zurück, um auf seinem einsamen BeAtzthum in gelehrten Studien
und frommen Werken den tosenden Weltbrand möglichR zu vergehen.
* Vielleicht erR nach Karls Tode hatte er Reh vermählt, wenigRens wird seine
Gattin Imma im Jahre 81$ zum erRen Male erwähnt. Sie Rammte gleich ihm aus
vornehmem fränkischem Geschlechte; ihr Bruder Bernhard war Bischof von Worms
und Abt von Weissenburg. Wenn eine erR im XII. Jahrhundert entRandene
Sage Re zur Tochter Karls des Grossen macht, so iR dies ebenso grundlos, wie
die damit in Verbindung gebrachte Anekdote von der nächtlichen Entdeckung
der beiden Liebenden durch den Kaiser selbR, als gerade frisch gefallener
Schnee den Hof deckte und Imma den Geliebten, damit deRen Fussspuren Re
nicht verriethen, auf ihren Schultern über den Hof getragen habe. Die Ehe war
noch imjahre 819 kinderlos, und man müsste annehmen, dals jener VusRnus, den
wir oben als Mönch in Fulda erwähnt, erR nach dieser Zeit geboren sei, wenn
man aus der Bezeichnung nSohnK in einem übrigens nicht einmal ganz zweifellos
 
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