STELLUNG ZU DEN ALTEREN MEISTERN. SEIN LEBEN.
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halts nach Wien überzuhedeln. Unter dem Vorwände; dals feine Frau lieh nicht
dazu verheilen könne^ lehnte Mieris den Antrag ab. (Das Bild ift die berühmte
))Seidenhändlerin« in der Wiener Galerie: ein Frauchen bedient in einem Seiden-
laden einen Kavalier; ihr Mann im Hintergründe.)
Berühmt waren in Holland die Bildet*; die er für den Kunftfreund Cornelis
Baats malte. Für eins von deffen Cabinetltückchen, eine in Ohnmacht gefallene
junge Dame mit einem Arzt und einer weinenden alten Frau; bot der Grolsherzog
von Toscana vergebens ßooo Gulden. Paats lelber zahlte ihm für jede Stunde
Arbeit daran einen Goldducaten; das Bildchen kam ihm damit auf i$Oo Gulden zu
flehen. (Siehe im Anhang: ^Die kranke Frau des Mierisa in dem Münchner
Pinakotheks-Katalog. Eine gute Copie von Jacob Dorner d. Aelt. im Städel'lchen
Inititut zu Frankfurt a. M. nach Prof. Dr. R. Marggraff.) Dies Kunftltückchcii;
lagt Houbraken wurde für ein Wunder des Pinlels gehalten; und nach ihm hatte
W. v. Heemskerk Grunde unter das gezeichnete Selbitportrait des Meifters zu
Ichreiben:
So konnte Mieris' Hand, mit Kolli' und Kreide nur,
Auf Pergament felbft feines Wefens Formen geben.
Dock wer will Wunder felin von edler lebendem Leben,
Iler fchau, wie malend er wettkämpft mit der Natur.
Säli'n dies Parrhatius und Zeuxis, Beide Aritten
Nur noch, wer ihm den Kranz der Ehren follte bieten.
Es ift das durch Blooteling reproducirte Portrait,, darunter diele Widmung fland.
Mieris xhat die Ehre gehabt^-: erzählt Houbraken^ ^dals der Grolsherzog von
Toscana ihn aus Hochachtung; welche er vor leiner Kunft hatte; zu Leiden be-
fuchte. Und da er verfchiedene Kunltwerkchen Iah, welche halb oder grolsen-
theils vollendet waren; hei fein Auge und danach lein Wohlgefallen lo kräftig
auf eines derlelbew, dals er den Künfller bat, es lo Ichnell wie möglich fertig zu
machen. Darauf war dargehellt eine Gelelllchaft von Jungfrauen; vorne fland
eine von ihnen im weilsem Atlas mit einer Laute in der Hand; he lchien von
einem mit grünem Sammet überzogenen Stuhle hinter ihr aufgeltanden; neben
ihr hand eine andere mit einem Mäntelchen von purpurnem Sammet, beletzt mit
weilsem PeL; darunter ein Atlaskleid; he hielt in der Rechten einen Weinpokal;
den he an den Mund fetzte; während ein kleiner Bedienter mit einem hlbernen
Bräfentirteller auf den geleerten zu warten lchien; gegenüber ein hüblcher vor-
nehmer Herr mit einem lchwarzen Sammetmantel; daneben ein Tilch; mit einem
koftbaren Teppich bedeckt; und darauf eine Schüffel voll Conhturen und ein daraus
nalchender Ahb; der lieh unter einem aulgelchobenen Vorhang zeigte; im Hinter-
gründe Iah man eine weite; prächtig gebaute Galerie und darin einen Herrn
und eine Dame bei einander flehen und plaudern.x Das Bildchen habe dem
Grolsherzog nach leiner Vollendung lo wohl gefallen; dals er dafür 1000 Reichs-
thaler zahlte. Doch das ausgezeichnetlte von Mieris' Pinlel lei nach dem Urtheil
der beiten Kunftkenner in der berühmten Kunftlammlung des Kurfüriten von der
Pfalz gewelen.
Mehrere Bilder hatte Mieris für den Grolsherzog von Toscana zu liefern; bis
eine Verltimmung zwilchen Belteller und Maler eintrat. Nach Houbraken's An-
gabe wäre dies dadurch gekommen; dals er für ein Ichönes Bild — fein eigenes
Portrait in Lebensgrölse; wie er ein kleines Bildchen zeigt; darauf ein Klavier-
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halts nach Wien überzuhedeln. Unter dem Vorwände; dals feine Frau lieh nicht
dazu verheilen könne^ lehnte Mieris den Antrag ab. (Das Bild ift die berühmte
))Seidenhändlerin« in der Wiener Galerie: ein Frauchen bedient in einem Seiden-
laden einen Kavalier; ihr Mann im Hintergründe.)
Berühmt waren in Holland die Bildet*; die er für den Kunftfreund Cornelis
Baats malte. Für eins von deffen Cabinetltückchen, eine in Ohnmacht gefallene
junge Dame mit einem Arzt und einer weinenden alten Frau; bot der Grolsherzog
von Toscana vergebens ßooo Gulden. Paats lelber zahlte ihm für jede Stunde
Arbeit daran einen Goldducaten; das Bildchen kam ihm damit auf i$Oo Gulden zu
flehen. (Siehe im Anhang: ^Die kranke Frau des Mierisa in dem Münchner
Pinakotheks-Katalog. Eine gute Copie von Jacob Dorner d. Aelt. im Städel'lchen
Inititut zu Frankfurt a. M. nach Prof. Dr. R. Marggraff.) Dies Kunftltückchcii;
lagt Houbraken wurde für ein Wunder des Pinlels gehalten; und nach ihm hatte
W. v. Heemskerk Grunde unter das gezeichnete Selbitportrait des Meifters zu
Ichreiben:
So konnte Mieris' Hand, mit Kolli' und Kreide nur,
Auf Pergament felbft feines Wefens Formen geben.
Dock wer will Wunder felin von edler lebendem Leben,
Iler fchau, wie malend er wettkämpft mit der Natur.
Säli'n dies Parrhatius und Zeuxis, Beide Aritten
Nur noch, wer ihm den Kranz der Ehren follte bieten.
Es ift das durch Blooteling reproducirte Portrait,, darunter diele Widmung fland.
Mieris xhat die Ehre gehabt^-: erzählt Houbraken^ ^dals der Grolsherzog von
Toscana ihn aus Hochachtung; welche er vor leiner Kunft hatte; zu Leiden be-
fuchte. Und da er verfchiedene Kunltwerkchen Iah, welche halb oder grolsen-
theils vollendet waren; hei fein Auge und danach lein Wohlgefallen lo kräftig
auf eines derlelbew, dals er den Künfller bat, es lo Ichnell wie möglich fertig zu
machen. Darauf war dargehellt eine Gelelllchaft von Jungfrauen; vorne fland
eine von ihnen im weilsem Atlas mit einer Laute in der Hand; he lchien von
einem mit grünem Sammet überzogenen Stuhle hinter ihr aufgeltanden; neben
ihr hand eine andere mit einem Mäntelchen von purpurnem Sammet, beletzt mit
weilsem PeL; darunter ein Atlaskleid; he hielt in der Rechten einen Weinpokal;
den he an den Mund fetzte; während ein kleiner Bedienter mit einem hlbernen
Bräfentirteller auf den geleerten zu warten lchien; gegenüber ein hüblcher vor-
nehmer Herr mit einem lchwarzen Sammetmantel; daneben ein Tilch; mit einem
koftbaren Teppich bedeckt; und darauf eine Schüffel voll Conhturen und ein daraus
nalchender Ahb; der lieh unter einem aulgelchobenen Vorhang zeigte; im Hinter-
gründe Iah man eine weite; prächtig gebaute Galerie und darin einen Herrn
und eine Dame bei einander flehen und plaudern.x Das Bildchen habe dem
Grolsherzog nach leiner Vollendung lo wohl gefallen; dals er dafür 1000 Reichs-
thaler zahlte. Doch das ausgezeichnetlte von Mieris' Pinlel lei nach dem Urtheil
der beiten Kunftkenner in der berühmten Kunftlammlung des Kurfüriten von der
Pfalz gewelen.
Mehrere Bilder hatte Mieris für den Grolsherzog von Toscana zu liefern; bis
eine Verltimmung zwilchen Belteller und Maler eintrat. Nach Houbraken's An-
gabe wäre dies dadurch gekommen; dals er für ein Ichönes Bild — fein eigenes
Portrait in Lebensgrölse; wie er ein kleines Bildchen zeigt; darauf ein Klavier-
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