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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Berlin, 1878

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Lemcke, Carl von: Adriaen van Ostade: geb. in Harlem 1610, † 1685 ebenda
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https://doi.org/10.11588/diglit.34542#0185
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SEINE SCHÜLER. ISAAK VAN OSTADE.

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Weiter zeichnete lieh Ifaak aus in Winterbildern: Gefrorene Flüffe und
Kanäle mit Pferdefchlitten, Schlittfchuhläufern u. f. w. Alles hinreifsend durch
Stimmung, Geilt und Kraft. Seine Werke (112 Bilder bei Smith) find hoch ge-
fchätzt und hoch im Preife. (Im Jahr i8ß/ kam ein Bild auf iß,6/2 Gulden;
i8ß8 i)das grofse Dorf", Galerie Demidoff, auf 104,000 Frs.) Ifaak ilt kecker,
degagirter als Adriaen, entfprechend feinen umfaffenderen Darftellungen. Gaedertz
fagt, Waagen citirend: »Diefer feine Kunltkenner rühmt befonders auch von ihm,
dafs er feinen Bruder Adriaen öfter in der Zeichnung und im Impafto übertreffe
und fagt zur Unterfcheidung Beider ferner, dafs bei Ifaak der Localton des
Fleifches in der Regel, bei gleicher Klarheit, mehr gegen das Gelbliche, die
Schatten gegen das Dunkelbraune ziehen, als bei Adriaen, der beiden röthlichere
Töne beimifcht, fowie auch die Formen des Erfteren meift fchärfer angegeben
und minder verfchmolzen als bei Letzterem find.« Es verlieht fleh, dafs nach
den verfchiedenen Stimmungen, welche fie bezweckten — Gemüthsbild und
landfchaftliches Genrebild — die Brüder verfchiedenen Stil zeigen mufsten.
Cornelis Pietersz Bega ift geboren zu Haarlem im Jahre 1620. Sein Vater
Pieter Jansz Begijn, der zur Frau Maria, eine illegitime Tochter des berühmten
Cornelis Cornelifsen van Haarlem hatte, war Bildhauer. Der wilde, luftige Sohn
überwarf fleh, wie Houbraken erzählt, mit dem Vater und nannte fleh Bega.
i6ßß reifte er mit L. van der Vinne in Deutfchland. 1654 wurde er Mitglied der
St. Lucas-Gilde in feiner Vaterftadt. Er ftarb, heifst es, 1664 an der Peft, da er
durchaus feine von diefer Krankheit befallene, Kerbende Geliebte küffen wollte
und durchfetzte, dafs er wenigftens durch Vermittelung eines Stockes, den beide,
jedes an feinem Ende küfsten, Abfchied nahm. War er wild und ausfehweifend,
fo war er nach diefer Erzählung auch treu, um Peft und Tod zu trotzen.
Bega ift ein frifches, felbftändiges Talent. Seine Bilder entfprechen vielfach
feinem gefchilderten Character: er liebt tolle, derbe Bauernfcenen, mehr nach
der Weife von Teniers und Brouwer. Im Colorit weift er gleichfalls mehr auf Dou
und Terborch als auf Adriaen van Oftade, namentlich in feinen Bildern von
Gelehrten in der Studirftube, Alchymiften u. f. w. Sein feiner gelbgrauer Ton
ift meifterlich.
Der eigentliche gute Epigone Adriaen van Oftade's aber war Cornelis Dufart,
geboren zu Haarlem 1660, geftorben 1/04. (Siehe Dr. A. v. d. Willigen. Der-
felbe hat die Nachricht über ihn gefunden, dafs er fehr roth von Gefleht, wie ein
Trunkener, übrigens ein ehrbarer, ernfter Mann gewefen fei.) 16/9 ward er in
die Gilde aufgenommen. (Aus diefem Jahre ein Bild in Dresden. Doch heifst
es im Katalog darüber: "Das Geburtsjahr (?) unflcherw.) Dufart folgt Adriaen
van Oftade in Vorwürfen, Auffaffung und Colorit. Das freie, felbftändige Leben
darin aber fehlt. Er ift kein Original, fondern Nachahmer; als folcher aber noch
trefflich, oft fehr glücklich und durchgehends fehr liebenswürdig. Er fteht etwa
zu Oftade, wie C. Netfcher zu Terborch.
Das Uebergewicht des neuen manierirten und fteif-akademifchen Stils drückte
feit dem Ausgang des i/. Jahrhunderts auch in Holland mehr und mehr auf die
althumoriftifch-derbe Auffaffung des Volkslebens. Es ift früher fchon Laireffe's
Urtheil über derartige Bilder citirt worden. Mieris' Bilder liefs man pafflren. Die
 
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