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BERNARDINO LUINI.
phndung analog, faF gänzlich zerFört, und viel beFer iF es der Mehrzahl
der anderen Compohtionen auch nicht ergangen. Trotzdem iF die einflige
Herrlichkeit diefer aus neun Bildern begehenden cyclifchen DarFellung^Sj heute
noch zu ahnen. Luini fchlägt hier in den Nebenfiguren einen realiFifchen
Ton an und hebt überall das pathologifche Moment hervor, zuweilen ge-
lingt es ihm fogar, dasfelbe zu grofsartigem Ausdruck zu bringen. Die Köpfe,
von meiFerhafter CharakteriFik, Und durchaus derer in der Laienkirche würdig.
Bei einigen macht hch wiederum Lionardo's Einhufs geltend, fo beim Kopf der
Magdalena, die dem auferFandenen Chriftus im Garten von Gethfemane be-
gegnet. Mit den Malereien parallel läuft auf blauem Gebälkftreifen der biblifche
Text in goldenen Lettern.
Beachtenswerth ifl, dafs eins von den Bildern, die Kreuzigung ChriFi, nicht
wie die übrigen in Fresco, fondern in Oel gemalt ilh Offenbar hat Luini hier
einen Verfuch machen wollen. Derfelbe mufs jedoch nicht nach Wunfch aus-
gefallen fein, denn fonfl hätte er wohl diefe Technik, welcher das Meifterwerk
Lionardo's zum Opfer hei, bei fpäteren Werken öfter angewandt. Es ift wohl
denkbar, dafs jenes grofse Vorbild in Sta. Maria delle Grazie es war, welches Luini
zu der neuen Technik verleitete. Als die Fresken im Monaftero maggiore entFan-
den, hatte das Abendmahl Lionardo's noch feinen jungfräulichen Glanz bewahrt,
und die Zeit noch nicht ihr Recht einer Technik gegenüber geltend gemacht,
die den Keim fchneller Vergänglichkeit in hch trägt.
Wann find aber die Malereien in S. Maurizio entftandenr Eine fchwierige
Frage, die pohtiv gar nicht zu beantworten ih, da jedes urkundliche Material
fehlt. Aleffandro Bentivoglio war dem Vater, als diefer feine Herrfchaft ver-
loren hatte, in's Exil gefolgt; darüber, dafs er der Stifter ilt, kann kein Zweifel
mehr herrfchen, Mongeri hat nämlich am Altar der Kloherkirche die Wappen
der Familien Bentivoglio und Sforza und die Buchhaben der beiden Gatten Al.
unel Hip. nachgewiefen. Da wir nun wiffen, dafs Aleffandro hch 1522 feh in
Mailand niederliefs und i$ß2 Färb, fo werden wir nicht viel von der Wahrheit
abgehen, wenn wir Luini's Thätigkeit im Dienfte der Bentivogli zwifchen 1526
und 1528 fetzen. 152$ hnd feine Fresken in Saronno datirt, 1529 vollendete er
die Pafhon in Lugano, und die Zeit, welche dazwifchen liegt, arbeitete er in
Mailand.
Wie oft mögen die Bentivogli ihre Schritte zum Monaftero gelenkt haben,
um in der erhebenden Infpiration ihres Lieblingsmeifters Troft zu fuchen
für das erlittene politifche Ungemach. Längft hatte hch Giovanni, der letzte
Herrfcher feines Stammes, zur ewigen Ruhe niedergelegt, und Aleffandra, feine
Enkelin, in S. Maurizio als Nonne dem Leben entfagt. Aleffandro und Hippo-
lita Fanden alfo durch doppelte Bande dem KloFer nahe, lag doch das BeFe
ihres Herzens dort begraben! Auch he trug man fpäter zur letzten RuheFätte
hinaus, und fo iF das MonaFero zur Todtengruft eines verFofsenen FürFen-
gefchlechts geworden, wie eine würdigere kaum denkbar iF.
Nach Vollendung des monumentalen Werkes in S. Maurizio, kehrte Luini der
Stadt, welche der Schauplatz feiner Hauptthätigkeit gewefen war, noch einmal den
BERNARDINO LUINI.
phndung analog, faF gänzlich zerFört, und viel beFer iF es der Mehrzahl
der anderen Compohtionen auch nicht ergangen. Trotzdem iF die einflige
Herrlichkeit diefer aus neun Bildern begehenden cyclifchen DarFellung^Sj heute
noch zu ahnen. Luini fchlägt hier in den Nebenfiguren einen realiFifchen
Ton an und hebt überall das pathologifche Moment hervor, zuweilen ge-
lingt es ihm fogar, dasfelbe zu grofsartigem Ausdruck zu bringen. Die Köpfe,
von meiFerhafter CharakteriFik, Und durchaus derer in der Laienkirche würdig.
Bei einigen macht hch wiederum Lionardo's Einhufs geltend, fo beim Kopf der
Magdalena, die dem auferFandenen Chriftus im Garten von Gethfemane be-
gegnet. Mit den Malereien parallel läuft auf blauem Gebälkftreifen der biblifche
Text in goldenen Lettern.
Beachtenswerth ifl, dafs eins von den Bildern, die Kreuzigung ChriFi, nicht
wie die übrigen in Fresco, fondern in Oel gemalt ilh Offenbar hat Luini hier
einen Verfuch machen wollen. Derfelbe mufs jedoch nicht nach Wunfch aus-
gefallen fein, denn fonfl hätte er wohl diefe Technik, welcher das Meifterwerk
Lionardo's zum Opfer hei, bei fpäteren Werken öfter angewandt. Es ift wohl
denkbar, dafs jenes grofse Vorbild in Sta. Maria delle Grazie es war, welches Luini
zu der neuen Technik verleitete. Als die Fresken im Monaftero maggiore entFan-
den, hatte das Abendmahl Lionardo's noch feinen jungfräulichen Glanz bewahrt,
und die Zeit noch nicht ihr Recht einer Technik gegenüber geltend gemacht,
die den Keim fchneller Vergänglichkeit in hch trägt.
Wann find aber die Malereien in S. Maurizio entftandenr Eine fchwierige
Frage, die pohtiv gar nicht zu beantworten ih, da jedes urkundliche Material
fehlt. Aleffandro Bentivoglio war dem Vater, als diefer feine Herrfchaft ver-
loren hatte, in's Exil gefolgt; darüber, dafs er der Stifter ilt, kann kein Zweifel
mehr herrfchen, Mongeri hat nämlich am Altar der Kloherkirche die Wappen
der Familien Bentivoglio und Sforza und die Buchhaben der beiden Gatten Al.
unel Hip. nachgewiefen. Da wir nun wiffen, dafs Aleffandro hch 1522 feh in
Mailand niederliefs und i$ß2 Färb, fo werden wir nicht viel von der Wahrheit
abgehen, wenn wir Luini's Thätigkeit im Dienfte der Bentivogli zwifchen 1526
und 1528 fetzen. 152$ hnd feine Fresken in Saronno datirt, 1529 vollendete er
die Pafhon in Lugano, und die Zeit, welche dazwifchen liegt, arbeitete er in
Mailand.
Wie oft mögen die Bentivogli ihre Schritte zum Monaftero gelenkt haben,
um in der erhebenden Infpiration ihres Lieblingsmeifters Troft zu fuchen
für das erlittene politifche Ungemach. Längft hatte hch Giovanni, der letzte
Herrfcher feines Stammes, zur ewigen Ruhe niedergelegt, und Aleffandra, feine
Enkelin, in S. Maurizio als Nonne dem Leben entfagt. Aleffandro und Hippo-
lita Fanden alfo durch doppelte Bande dem KloFer nahe, lag doch das BeFe
ihres Herzens dort begraben! Auch he trug man fpäter zur letzten RuheFätte
hinaus, und fo iF das MonaFero zur Todtengruft eines verFofsenen FürFen-
gefchlechts geworden, wie eine würdigere kaum denkbar iF.
Nach Vollendung des monumentalen Werkes in S. Maurizio, kehrte Luini der
Stadt, welche der Schauplatz feiner Hauptthätigkeit gewefen war, noch einmal den