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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Rosenberg, Adolf: Andrea Sansovino: geb. in Monte San Savino 1460, gest. daselbst 1529
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0395

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Andrea Sansovino.
Auf der Grenze zwilchen dem kräftigen, nach charaktervoller Individualihrung
drehenden Naturalismus des Donatello, der durch die unmittelbar auf ihn folgende
Künftlergeneration fchon mit der malerifchen Weichheit und lyrifchen Emphnd-
famkeit Ghiberths vermählt wurde, und der gefälligen Eleganz des Cinquecento,
die mit Einführung gleichartiger, typifcher Erfcheinungsformen hauptfächlich eine
decorative Wirkung anftrebte, fteht Andrea Contucci da Monte San Savino. Hebt
mit ihm auch bereits die Periode des Verfalls der toskanifchen Plaftik an, lo fehlt
doch keiner feiner Schöpfungen jener eigenthümlich feffelnde, fchwermüthige Reiz,
welcher den Werken dqr Decadence anzuhaften pflegt. Wie aus den Bildhauer-
arbeiten der Hadrianifchen Zeit klingt auch aus den feinigen das Echo einer grossen
Vergangenheit nach, und eine überaus reiche und anmuthige Decoration fucht
den Blick von dem Wefentlichen ab - und auf das reizvolle Beiwerk zu lenken,
welches das Auge mehr befchäftigt als den Geift. Seine relative hiftorifche Stel-
lung in einer Epoche des Ueberganges mindert nicht feine abfblute Bedeutung
als Künftler: unter den letzten Bildhauern des Quattrocento nimmt er eine der
erften Stellen ein, während er zugleich die Reihe der ausgezeichneten Bildner der
Hochrenaiffance 'eröffnet.
Andrea, eines Bauern Sohn, wurde im Jahre 1460 in dem Städtchen Monte
San Savino, zwilchen Lucignano und Frafhneto im Chiana-Thale, geboren. Der
Name feines Geburtsortes trat fpäter an die Stelle feines Vatersnamens, wurde
aber, vermuthlich aus euphonifchen Gründen, in Sanfovino umgeändert, ein Name,
unter welchem auch fein grofser Schüler Jacopo Tatti berühmt wurde. Wie
Giotto, fo hütete auch Andrea Contucci in feiner Jugend das Vieh, wobei fleh
fein künftlerifchcr Drang dadurch verrieth, dafs er in den Sand zeichnete und
 
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