IN MANTUA MIT AUSZEICHNUNGEN UBERHAUFT.
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anhebt: aUnter den übrigen hervorragenden Fünften der Sterblichen ift uns immer
die Malerei als die herrlichfte erfchienen; denn allein durch diele einzige und
fcharfhnnigfte Rivalin der Natur ift es uns vergönnt, Bilder und Gleichniffe von
uns felbft wie von allem übrigen zu betrachten.« Es ift dann von dem Verhält-
nis Alexander^ des Grofsen zu Apelles die Rede. — Bald nachher wird ihm der
Titel eines ^nobile« und wicario di Corte« und das damit verbundene Amt der
Intendantur aller Bauunternehmungen in der Graffchaft übertragen (31. Auguft).
Selbft die Privaten follten ihm ihre Baupläne zur Begutachtung unterbreiten.
Sein Jahresgehalt bezifferte hch auf 300 Dukaten, eine enorme Summe, wenn
man bedenkt, dafs dazumal der Preis der Lebensmittel nur den vierzigften Theil
des gegenwärtigen betrug: Dielelben Rechnungen, welche diefe Angabe ver-
bürgen, führen in einer Lifte von 43 durch Giulio Romano befchäftigten Ma-
lern, Bildhauern und Kunfthandwerkern lo niedrige Ziffern der Tageslöhnung
auf, wie man he nicht für möglich hielte, hätten die Preife der Lebensmittel dem
nicht entlprochen. Die am höchften beloldeten Maler, 2g an der Zahl, erhielten
20 Pfennige Tageslohn mit Ausnahme des Primaticcio, welchem täglich 35 Pfennige
zuhelen. Lür Giulio's perfonliche Stellung zum Herzog ift die von Valari erzählte
Anekdote bezeichnend, dals ihm diefer gelegentlich mit einem feiner Favorit-
pferde Namens Luggieri ein Gefchenk gemacht habe. Im Jahre 152g verheirathete
hch Giulio mit der Mantuanerin Elena aus dem adligen Gefchlecht der Guazzo-
Landi, welche ihn mit den drei Kindern aus diefer Ehe, Raffael, Virginia und
Crileide, überlebte. Der Sohn war für die Künftlerlaufbahn beftimmt, ftarb aber
frühzeitig.
Der Glanz und die Auszeichnung, welche dem Römer in Mantua zu Theil
wurden, verfehlten übrigens nicht, auf die Berufsgenoffen magnetifch zu wirken.
Benvenuto Cellini erzählt (I. 8), er habe dort durch die Empfehlung feines alten
Freundes, welcher ihm mit unfchätzbaren Liebkohingen begegnete, Befchäftigung
gefunden. Weniger angenehm mufs dem Hofmaler die Ankunft des früheren
Genoffen Penni gewefen fein, welcher, Bvon der Freundfchaft für Giulio hingezogen
und von der Hoffnung befeelt, in Mantua Arbeit zu hnden« (Valari), ungefähr
gleichzeitig (1528) eintraf. Aber Giulio Romano foll ihm fo unliebenswürdig ent-
gegengetreten fein, dafs er fchleunigft wieder abreifte. Schwerlich auch hätte er
hch mit einer Stellung begnügt, wie he damals Primaticcio, dem nachmaligen
Günftling Franz' I. und Gründer der Schule von Fontainebleau, unter dem Trofs
der Schüler und Gehilfen fechs Jahre lang genügte. Als in fpäteren Jahren Valari
nach Mantua reifte (1542), war, wie er felbft erzählt, der Beweggrund dazu nur
das Verlangen, den ihm perlonlich unbekannten Meifter und feine Werke zu
fehen. Der berühmte Biograph fchildert uns, wie he beide fofort intim geworden
feien, und wie Giulio Romano, hocherfreut über den Befuch, die vier Tage des
Aufenthaltes nicht von feiner Seite wich, um ihm alle feine Werke zu zeigen. Aus
dem Briefwechfel Giulio's mit Pietro Aretino erfahren wir, dals auch Tizian nicht
verfchmähte, von dem Mantuaner Hofmaler beiläuhg Notiz zu nehmen. Doch die
Briefe, welche der Herzog mit Tizian wechfelte, beweifen fchon durch den Ton, in
dem he gehalten hnd, dafs der Fürft an den Werken des Venezianers, deren er
nicht genug bekommen konnte, Vorzüge lchätzte, welche die grofse Productivität
feines Hofmalers ihm nicht erfetzen konnte. Ja die Hochachtung vor dem grofsen
Namen Tizian's nöthigte den Fürften, feine Mahnungen in rückhchtsvoller, faft
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anhebt: aUnter den übrigen hervorragenden Fünften der Sterblichen ift uns immer
die Malerei als die herrlichfte erfchienen; denn allein durch diele einzige und
fcharfhnnigfte Rivalin der Natur ift es uns vergönnt, Bilder und Gleichniffe von
uns felbft wie von allem übrigen zu betrachten.« Es ift dann von dem Verhält-
nis Alexander^ des Grofsen zu Apelles die Rede. — Bald nachher wird ihm der
Titel eines ^nobile« und wicario di Corte« und das damit verbundene Amt der
Intendantur aller Bauunternehmungen in der Graffchaft übertragen (31. Auguft).
Selbft die Privaten follten ihm ihre Baupläne zur Begutachtung unterbreiten.
Sein Jahresgehalt bezifferte hch auf 300 Dukaten, eine enorme Summe, wenn
man bedenkt, dafs dazumal der Preis der Lebensmittel nur den vierzigften Theil
des gegenwärtigen betrug: Dielelben Rechnungen, welche diefe Angabe ver-
bürgen, führen in einer Lifte von 43 durch Giulio Romano befchäftigten Ma-
lern, Bildhauern und Kunfthandwerkern lo niedrige Ziffern der Tageslöhnung
auf, wie man he nicht für möglich hielte, hätten die Preife der Lebensmittel dem
nicht entlprochen. Die am höchften beloldeten Maler, 2g an der Zahl, erhielten
20 Pfennige Tageslohn mit Ausnahme des Primaticcio, welchem täglich 35 Pfennige
zuhelen. Lür Giulio's perfonliche Stellung zum Herzog ift die von Valari erzählte
Anekdote bezeichnend, dals ihm diefer gelegentlich mit einem feiner Favorit-
pferde Namens Luggieri ein Gefchenk gemacht habe. Im Jahre 152g verheirathete
hch Giulio mit der Mantuanerin Elena aus dem adligen Gefchlecht der Guazzo-
Landi, welche ihn mit den drei Kindern aus diefer Ehe, Raffael, Virginia und
Crileide, überlebte. Der Sohn war für die Künftlerlaufbahn beftimmt, ftarb aber
frühzeitig.
Der Glanz und die Auszeichnung, welche dem Römer in Mantua zu Theil
wurden, verfehlten übrigens nicht, auf die Berufsgenoffen magnetifch zu wirken.
Benvenuto Cellini erzählt (I. 8), er habe dort durch die Empfehlung feines alten
Freundes, welcher ihm mit unfchätzbaren Liebkohingen begegnete, Befchäftigung
gefunden. Weniger angenehm mufs dem Hofmaler die Ankunft des früheren
Genoffen Penni gewefen fein, welcher, Bvon der Freundfchaft für Giulio hingezogen
und von der Hoffnung befeelt, in Mantua Arbeit zu hnden« (Valari), ungefähr
gleichzeitig (1528) eintraf. Aber Giulio Romano foll ihm fo unliebenswürdig ent-
gegengetreten fein, dafs er fchleunigft wieder abreifte. Schwerlich auch hätte er
hch mit einer Stellung begnügt, wie he damals Primaticcio, dem nachmaligen
Günftling Franz' I. und Gründer der Schule von Fontainebleau, unter dem Trofs
der Schüler und Gehilfen fechs Jahre lang genügte. Als in fpäteren Jahren Valari
nach Mantua reifte (1542), war, wie er felbft erzählt, der Beweggrund dazu nur
das Verlangen, den ihm perlonlich unbekannten Meifter und feine Werke zu
fehen. Der berühmte Biograph fchildert uns, wie he beide fofort intim geworden
feien, und wie Giulio Romano, hocherfreut über den Befuch, die vier Tage des
Aufenthaltes nicht von feiner Seite wich, um ihm alle feine Werke zu zeigen. Aus
dem Briefwechfel Giulio's mit Pietro Aretino erfahren wir, dals auch Tizian nicht
verfchmähte, von dem Mantuaner Hofmaler beiläuhg Notiz zu nehmen. Doch die
Briefe, welche der Herzog mit Tizian wechfelte, beweifen fchon durch den Ton, in
dem he gehalten hnd, dafs der Fürft an den Werken des Venezianers, deren er
nicht genug bekommen konnte, Vorzüge lchätzte, welche die grofse Productivität
feines Hofmalers ihm nicht erfetzen konnte. Ja die Hochachtung vor dem grofsen
Namen Tizian's nöthigte den Fürften, feine Mahnungen in rückhchtsvoller, faft