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TINTORETTO.
katen erhielt. Der Kreuzigung folgten die beiden Gemälde, welche hch dem
erftgenannten Bilde gegenüber zu beiden Seiten der Thür finden: die Kreuz-
tragung und Chriftus vor Pilatus; das Honorar dafür war 131 lire 4 ioldi. Im
Jahre 1367 malte er dann zwei Bilder für die zur Scuola gehörige Kirche, die
noch erhalten (die beiden Rochusbilder in der Hauptkapelle), dann ein Lünetten-
bild über dem Eingänge zur Scuola, das zerBört ift — alle drei für den Preis von
135 lire 18 soldi.
Wiederum trat dann eine längere Paule ein, die bis 1576 dauerte. Im Juni
jenes Jahres hatte er das Mittelbild des Plafonds des Hauptläales (Züchtigung der
Juden durch Schlangen) vollendet und es der Scuola, deren Mitglied er feit
1565 war, als Gelchenk überwielen; am 2$. März 1577 erbot er hch, die ganze
Decke dieles Saales gegen beliebigen Entgelt zu malen, ein Anerbieten, welches
angenommen wurde. Es entftanden aber vorerft, d. h. bis zum 27. November
1377^ nur die beiden Deckenbilder ^Jüdilche Oldem« und aMoles Ichlägt Waffer aus
dem Fellen«; das erhellt aus dem umfaffendcn Anträge, den er am genannten
Tage (27. November) der Confraternität Bellt und der dahin lautete: Er wolle
zunächft die noch leeren Zwickel und Dreiecke des Plafonds des Hauptläales mit
Malereien füllen, dann eben denlelben Saal mit zehn grolsen Wandgemälden aus-
lchmücken, endlich die ganze Scuola überhaupt, lowie die Kirche mit Gemälden
ausftatten — er fordere dafür nicht mehr als 100 Dukaten Jahresrente, wogegen
er hch verpflichte, alljährlich drei Bilder bis zu dem jeweiligen Fefte des h. Rochus
fertig zu Bellen. Der Antrag wurde von der Confraternität angenommen. Tinto-
retto hielt lein Wort, — nur die Plafondmalereien in der Kirche unterblieben, da
der Tod der raBlolen Thätigkeit des KünBlers ein Ziel letzte. Die Summe aller
Beträge, die Tintoretto für die ungeheure LeiBung in der Scuola und Kirche
S. Rocco empfangen, beträgt 2447 Dukaten.
Nach dieler äulseren Gelehichte der Thätigkeit des MeiBers für diele Bruder-
lchaft, beginne ich die MuBerung des GeleiBeten mit jenen Gemälden, welche
hch in der Kirche S. Rocco befinden.
Da begegnen uns zuerB vier DarBellungen in der Hauptaltarkapelle:
1) St. Rochus wird in der Einlamkeit von den Thieren des Waldes betucht.
2) Rochus heilt einen Kranken im Holpital.
3) Rochus, im Hofpital von Engeln beBicht.
4) Pauli Bekehrung.
Hier herricht durchgängig jener wilde zügellole GeiB, der hch in Seltlam-
keiten und abBrulen Einfällen nie genug thun kann. Der Lebenszug einer grolsen
Kraft tritt uns daraus entgegen, wie aus den beiden grolsen Wandgemälden der
Madonna delk Orto, aber he thut uns wehe, weil he uns aulser Zucht, Mals und
Geletz Behend begegnet. — Das Holpital birgt Wahnhnnige und körperlich
Kranke in buntem Durcheinander: die Einen wie die Anderen hnd für Tintoretto
nur der gewünlchte Anlals, leine anatomilchen KunB- und KraftBückchen zu zeigen.
Einige FrauengeBalten in dem Bilde ^Rochus von Engeln betucht und getröBet«
hnd von grolser Schönheit; Goethe Bellt dabei die Anfrage: lollte man Mädchen
eines üblen Lebens und Heilige mit anderen Verbrechern zulammen in einen
Kerker gelperrt haben? Die Antwort darauf iB, dals hier eben nicht ein Ge-
fängnils, londern ein Holpital dargeBellt iB, in dem der h. Rochus hch als
Kranker befindet. Von Farbe iB in all dielen Gemälden wenig mehr wahrzu-
TINTORETTO.
katen erhielt. Der Kreuzigung folgten die beiden Gemälde, welche hch dem
erftgenannten Bilde gegenüber zu beiden Seiten der Thür finden: die Kreuz-
tragung und Chriftus vor Pilatus; das Honorar dafür war 131 lire 4 ioldi. Im
Jahre 1367 malte er dann zwei Bilder für die zur Scuola gehörige Kirche, die
noch erhalten (die beiden Rochusbilder in der Hauptkapelle), dann ein Lünetten-
bild über dem Eingänge zur Scuola, das zerBört ift — alle drei für den Preis von
135 lire 18 soldi.
Wiederum trat dann eine längere Paule ein, die bis 1576 dauerte. Im Juni
jenes Jahres hatte er das Mittelbild des Plafonds des Hauptläales (Züchtigung der
Juden durch Schlangen) vollendet und es der Scuola, deren Mitglied er feit
1565 war, als Gelchenk überwielen; am 2$. März 1577 erbot er hch, die ganze
Decke dieles Saales gegen beliebigen Entgelt zu malen, ein Anerbieten, welches
angenommen wurde. Es entftanden aber vorerft, d. h. bis zum 27. November
1377^ nur die beiden Deckenbilder ^Jüdilche Oldem« und aMoles Ichlägt Waffer aus
dem Fellen«; das erhellt aus dem umfaffendcn Anträge, den er am genannten
Tage (27. November) der Confraternität Bellt und der dahin lautete: Er wolle
zunächft die noch leeren Zwickel und Dreiecke des Plafonds des Hauptläales mit
Malereien füllen, dann eben denlelben Saal mit zehn grolsen Wandgemälden aus-
lchmücken, endlich die ganze Scuola überhaupt, lowie die Kirche mit Gemälden
ausftatten — er fordere dafür nicht mehr als 100 Dukaten Jahresrente, wogegen
er hch verpflichte, alljährlich drei Bilder bis zu dem jeweiligen Fefte des h. Rochus
fertig zu Bellen. Der Antrag wurde von der Confraternität angenommen. Tinto-
retto hielt lein Wort, — nur die Plafondmalereien in der Kirche unterblieben, da
der Tod der raBlolen Thätigkeit des KünBlers ein Ziel letzte. Die Summe aller
Beträge, die Tintoretto für die ungeheure LeiBung in der Scuola und Kirche
S. Rocco empfangen, beträgt 2447 Dukaten.
Nach dieler äulseren Gelehichte der Thätigkeit des MeiBers für diele Bruder-
lchaft, beginne ich die MuBerung des GeleiBeten mit jenen Gemälden, welche
hch in der Kirche S. Rocco befinden.
Da begegnen uns zuerB vier DarBellungen in der Hauptaltarkapelle:
1) St. Rochus wird in der Einlamkeit von den Thieren des Waldes betucht.
2) Rochus heilt einen Kranken im Holpital.
3) Rochus, im Hofpital von Engeln beBicht.
4) Pauli Bekehrung.
Hier herricht durchgängig jener wilde zügellole GeiB, der hch in Seltlam-
keiten und abBrulen Einfällen nie genug thun kann. Der Lebenszug einer grolsen
Kraft tritt uns daraus entgegen, wie aus den beiden grolsen Wandgemälden der
Madonna delk Orto, aber he thut uns wehe, weil he uns aulser Zucht, Mals und
Geletz Behend begegnet. — Das Holpital birgt Wahnhnnige und körperlich
Kranke in buntem Durcheinander: die Einen wie die Anderen hnd für Tintoretto
nur der gewünlchte Anlals, leine anatomilchen KunB- und KraftBückchen zu zeigen.
Einige FrauengeBalten in dem Bilde ^Rochus von Engeln betucht und getröBet«
hnd von grolser Schönheit; Goethe Bellt dabei die Anfrage: lollte man Mädchen
eines üblen Lebens und Heilige mit anderen Verbrechern zulammen in einen
Kerker gelperrt haben? Die Antwort darauf iB, dals hier eben nicht ein Ge-
fängnils, londern ein Holpital dargeBellt iB, in dem der h. Rochus hch als
Kranker befindet. Von Farbe iB in all dielen Gemälden wenig mehr wahrzu-