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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Janitschek, Hubert: Paolo Caliari, gen. Veronese: geb. in Verona 1528, gest. ebenda 1588
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0359

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FRESKEN IN DER SORANZA.

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feines MeiRers Badiie und des Cavazzola. Er konnte damals kaum mehr als
zwanzig Jahre zählen; dennoch fcheint er fchon ein gewiffes Anfehen genoffen
zu haben, da er um diele Zeit mit den älteren Meiftern Domenico Riccio,
Giambattifta del Moro und Paolo Farinato von dem Cardinal Ercole Gonzaga
nach Mantua gerufen wurde, den Dom mit Gemälden zu fchmücken. Dort malte
er den heiligen Antonius von Dämonen verfucht und gepeinigt. Beide Gemälde
waren fchon zur Zeit als dal Pozzo Ichrieb (1/18) verloren.
Nach Verona zurückgekehrt, vollendete er zuerft die Copie eines Rafaekfchen
Bildes für die Grafen von Canoffa und malte dann al fresco einen Saal der Cafä
Contarini auf der Piazza delle erbe und einige Zimmer des VescovaPs. Von
dielen Malereien iE heute jede Spur verfchwunden; doch darf man annehmen,
dafs Paolo darin fchon lieh felbft gefunden, dafs lie vollgiltiges Zeugnils für leine
hohe künRlerifche Begabung ablegten, da er von nun an gerade auf dem Gebiete
der Fresco-Malerei eine ganz grofsartige Thätigkeit entfaltete. (Anm. i.) Zunächlt
erhielt er den Ruf die Soranza — eine Villa der venezianilchen Patrizierfamilie de^
Soranzi, circa eine halbe Stunde von Caltelfranco entfernt — mit Wandgemälden
zu fchmücken. Paolo begab fleh dahin mit einem Gehilfen, dem damals neunzehn-
jährigen Giovan BattiRa Zelotti (1532—1392, eigentlich G. B. Farinati (Anm. 2).
Heute iE diele Villa eine dürftige Weinfchenke; die Malereien PaoloT aber wur-
den vor dem Untergange gerettet,, indem der kunRbegeiRerte Filippo Balbi die-
felben im Jahre 1808 auf Feinwand übertrug. Später kam die gröfsere Anzahl
derfelben nach England; was davon in Italien verblieb,, lälst jedoch noch immer
ein volles Urtheil über den künRlerifchen Werth derfelben zu.
In der SakriRei der Kirche S. Fiberale in CaRelfranco behnden Reh Reben
Stücke: eine JuRitia und eine Temperantia, dann ein grolses DeckenmittelRück,
die Zeit und die Fama darRellend, endlich vier Amorinen. Gleichfalls in CaRel-
franco, in der Galerie der Familie Tescari, drei Amorine, welche von BaluRraden
herabfehauen.
Endlich beEtzt das Seminario patriarcale in Venedig eine FrauenEgur, die
wahrlcheinlich den Ruhm darRellt. Sie Rützt Reh auf einen Stein, welcher die
Infchrift trägt: Virtus ] et ] Gloria. Paulus, (dann halb verwifcht, doch lesbar)
VeronenEs. Auf der andern Seite die Jahreszahl: MDXXXXXI.
Frifche, formenlchöpferilche PhantaEe, Sinn für das Anmuthige und Gefällige,
doch auch für das Grofse und Machtvolle bekunden vollauf diefe Fresken-ReRe.
Seine Frauenköpfe zeigen ein liebliches Oval mit dem Ausdruck der Kindlichkeit,
nicht die Gereiftheit feiner fpäteren Manier; der Typus iR noch derlelbe wie
im Madonnenbilde aus S. Fermo Maggiore. Des vollendeten MeiRers aber fchon
würdig iR die Gewandbehandlung; der Reichthum der Motive, den er in den
Faltenwurf zu bringen verReht, und die grofsartig-einfache Löfung derfelben er-
regen Bewunderung. Die FrauenEgur im Seminario iR in diefer Beziehung cha-
rakteriRifch. Seine CompoRtion iR frei und edel; die Gröfse der Formen, wie
Re uns in den lpäteren Malereien begegnen wird, mangelt jetzt noch bis zu einem
beRimmten Punkte; die Zeichnung entbehrt noch der Sicherheit, wo Re eine
fchwierigere Aufgabe zu löfen hat; fo iR der Arm und der in leichter Verkürzung
genommene Kopf der FrauenEgur im Seminario verzeichnet und die mit der
Tuba aufRiegende Fama in S. Liberale, die Paolo für UntenEcht componiren
wollte, iR in allen Verhältniffen mifslungen. Schön und würdig Rnd die bei-
 
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