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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Janitschek, Hubert: Paolo Caliari, gen. Veronese: geb. in Verona 1528, gest. ebenda 1588
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0363

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ARBEITEN IN DER KIRCHE SAN SEBASTIANO.

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durchaus; am liebften führt er feine Gewalten von vollem Licht umftrömt vor;
dennoch ift er auch Meifter im Helldunkel, wo folches zur Anwendung kommt.
Die heitere, offene, freudige Stimmung, welche durch die meiften feiner Ge-
mälde klingt, findet coloriftifch ihren Ausdruck in der Vorliebe für das Roth;
doch wird er darin nie bunt, löft vielmehr durch feine Nüancirung die Maffe auf
und fdmmt fie zu dem vornehmen Grundton.
Nach Vollendung diefer Deckenmalereien, d. h. Ende 1556, folgte eine kurze
Unterbrechung der Arbeiten in S. Sebaftiano. Paolo begab fich zu kurzem Befuche
der Seinen nach Verona; bei diefer Gelegenheit malte er ein Glied der Familie
Guariento in voller Kriegsrüftung; das Bild befindet fich jetzt in der Pinakothek
zu Verona.
Nach Venedig zurückgekehrt fetzte er feine Arbeiten in S. Sebaftiano fort.
Zunächft entftand das Hauptaltarbild, Madonna in der Glorie und vier affiftirende
Heilige: Sebaftian, Johannes, Petrus und Franciscus; — denn auf dies Werk ift
eine Quittung (dat. vom letzten März 1558) über den Empfang von 10$ Du-
katen zu beziehen. Auf dieles 0 eibild folgten zunächft die Fresken an den
beiden Seitenwänden und an der inneren Faffadenmauer der Kirche. Die
Hauptgemälde der Seitenwände find: S. Sebaftian mit Stöcken gefchlagen und
Sebaftian vor Diocletian. Nach einem artigen perfpectivifchen Scherz dem Chor-
eingang gegenüber — durch eine hngirte Thür ift eben ein Mönch getreten, ein
Negerknabe fchreitet die letzten Stufen hinan — folgen Sibyllen, muficirende
Engel, dann wiederum die Marter des h. Sebaftian und zwar auf der einen Wand
der Märtyrer, dem ein Engel die Palme reicht, auf der entgegengefetzten an ent-
fprechender Stelle die Gruppe der Bogenfchützen.
Die Wandftreifen zwilchen je zwei Capelien find mit Figuren männlicher Heili-
gen (im Ganzen acht) ausgefüllt, die Zwickel oberhalb der beiden Capellen zuy
Seite des Hauptaltars mit ruhenden Engelsgeftalten. An der Faffadenwand endlich
malte er Petrus und Paulus, in hngirten Nifchen ftehend, in Chiaroscuro. Sein
Stil zeigt fich hier entwickelter, freier, gröiser als in irgend einem der früher
genannten Oelbilder. Die beiden grofsen Sebaftians - Hiftorien find klar und
doch lebendig componirt, Haltung und Bewegung der Gruppen wie der Einzelnen
ausdrucksvoll und natürlich. Die Einzelgeftalten weichen an Grofsheit der
Formen, an Würde der Haltung auch nicht vor dem Betten zurück, was in diefer
Beziehung die Venezianer gefchaffen. Diele Arbeiten waren im September 1558
beendet, da Paolo zu diefer Zeit den letzten Reft der Zahlung Aür lammtliche
Malereien erhielt, die fich an den Seitenwänden und der Faffadenwand befinden«.
Das nächfte Werk für die Kirche S. Sebaftiano waren die Malereien der
Orgeldecken; laut Quittung erhält er bereits am 1. April 1560 den letzten Reft
des Gefammthonorars von 200 Dukaten. An der Innenfeite diefer Thüren malte er
das Wunder am Teich von Bethesda, an der Aufsenfeite Mariae Reinigung; dann
unten predellenartig Chrifti Geburt.
x<Das Wunder am Teich von Bethesda«: zeigt eine überaus glückliche Compo-
fition. Von beiden Seiten aus laufen Flügel eines Säulenporticus, die nach der
Tiefe zu in einer luftigen Arkadenhalle ihren Abfchlufs finden. Auf der einen
Seite fleht man die Kranken, die des Engels harren, der den See bewegen foll,
auf der andern Seite erhebt Chriftus den Lahmen und giebt ihm die Gefundheit
wieder. DMariae Reinigung«: ift ein figurenreiches Repräfentationsbild vornehmften
 
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