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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Rosenberg, Adolf: Andrea Sansovino: geb. in Monte San Savino 1460, gest. daselbst 1529
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0398
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ANDREA CONTUCCI.

cotta-Altar für die Kirche Santa Agata in Monte San Savino, welcher nach der
Aufhebung des Klolters Sta. Agata in die Kirche Santa Chiara gekommen ift. Der
obere Aufbau des Altars (d d. Abbildung) zeigt in der mittleren höheren Nilche
den heiligen Laurentius, in den kleineren Seitennifchen die Heiligen Sebaftian und
Rochus und in der Lünette zwei Engel, welche eine Krone über dem Haupte
LorenzoL halten. »Die Predella enthält Darftellungen von Martyrien, in der Mitte
S. Lorenzo auf dem Rotte und die Dreiviertel-Figuren zweier Heiligen.K Das ganze
Werk, welches fpäter bemalt wurde, zeigt die deutlichtten Spuren des Eklekticismus,
welcher damals in der dorentinifchen Bildhauerfchule herrfchte, oder doch wenig-
ftens den unhcheren Geichmack des Emporftrebenden, der zwilchen verfchie-
denen Eindüffen hin- und herlchwankt. Während die fchöne Gedalt des heiligen
Lorenz in ihrem ganzen Arrangement ein unverkennbarer Nachklang von Ghibertfs
Stephanus in Or San Michele ift, verräth die freiere Kopfhaltung und der ener-
gifche Gedchtsausdruck die Einwirkung DonatelloL. An Donatello erinnert auch
die bewegte, faft malerilche Haltung der beiden Seitendguren, die einen wohl-
abgewogenen Contraft zu den geraden Linien der architektonifchen Einfadung bildet.
Vafari nennt als nächde Jugendarbeit Contuccds zwei Pilafterkapitäle für die
1488—1492 von Giuliano da Sangallo erbaute Sakriftei von Sto. Spirito in Florenz,
die fo vortrefflich ausdelen, dafs er den Auftrag erhielt, die Durchgangshalle
zwilchen der Kirche und der Sakriftei zu erbauen. Auf zwölf Säulen, je fechs
auf jeder Seite, errichtete er ein Tonnengewölbe, welches, wie der ganze Bau,
aufs reichfte mit ornamentalen Reliefs verziert war. Sto. Spirito bedtzt in der
Sacramentskapelle des linken Seitenfchiffes noch eine zweite Jugendarbeit AndreaL,
einen mit Statuen und Reliefs reich ausgeftatteten Altar, welcher aufser den beiden
Statuen der Apoftel Jacobus und Matthäus den kleinen Heiland zwilchen zwei
Ichwebenden Engeln und mehrere Reliefs, die Krönung und die Verkündigung
Mariä, die Enthauptung Johannis des Täufers, das Mahl zu Emmaus und eine
Pieta, zeigt. Wegen feiner fubtilen, an den Bronzegufs erinnernden Marmoraus-
führung dndet das Werk in Valari einen enthudaftilchen Bewunderer, der darin
wohl nur dem Urtheil der Zeitgenoffen gefolgt fein wird. Denn als um diele
Zeit König Johann II. von Portugal dch an Lorenzo de^ Medici wegen eines tüchtigen
Melders in Architektur und Sculptur wöndete, fandte ihm diefer den Andrea. Da
nicht anzunehmen id, dafs der Ruhm des Bildhauers fchon fb frühzeitig bis nach
Portugal gedrungen, wird man die Erzählung Valarfs wohl Io auszulegen haben,
dass Contucci von Lorenzo dem Könige vorgefchlagen wurde.
Neun Jahre lang war er als Baumeider und Bildhauer für Johann II. und
für feinen Nachfolger Emanuel thätig. Valari zählt eine Reihe von Werken
auf, unter anderen »einen lehr fchönen Palad mit vier Thürmemt, von dem er eine
Zeichnung gefehen; doch laffen dch von den Spuren feiner Thätigkeit in Portugal
nur die Marmordatue eines heiligen Marcus und ein Thonrelief mit einer Mauren-
ichlacht im Kloder von S. Marco in Coi'mbra nachweilen. Um das Jahr i$oo
war er wieder in Florenz. Trotz reicher Bezahlung feiner Diende gewann das
Heimweh und die Sehnfucht, feine Eltern und Freunde wiederzulehen, die Ober-
hand. Gleich das erde Werk, welches er in Florenz ausführte, war ein glück-
licher Wurf: die Taufe Chridi über dem Odportal des Baptideriums. Man mufs
dch den zopdgen, erd von Innocenzio Spinazzi im vorigen Jahrhundert hinzu-
gefügten Engel hinwegdenken, um den fchönen Rhythmus der Compodtion und
 
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