DIE HAUPTDATEN SEINES LEBENS.
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1565 der Neubau der Kirche folgte, deren Kuppel 15/5 fertig wurde; erft 1584—
158p entftand der Chor, und die Faffade gar erft in der Zeit von 1602—10. Wenn-
fchon auch nach des Meifters Tode (1580) fein Entwurf malsgebend blieb, fo waren
doch mit dem Eintreten einer anderen Bauleitung Abweichungen im Einzelnen unver-
meidlich. Gerade Palladio's bedeutendfte Werke haben dadurch leiden müffen und
überliefern uns feine Abficht delshalb nur getrübt, fo namentlich der Redentore
und das Theater der Olympier. Aehnliches gilt von dem Umbau der Klofter-
gebäude von S. Giorgio, zu denen Palladio 1579 noch die Zeichnungen ausge-
arbeitet hatte; freilich begann hier feit 1643 unter Longhena eine ganz neue Bau-
periode, der u. A. die grolse Treppe und die Bibliothek entflammen.
In diefelbe Zeit etwa, wie das Modell von der Kirche S. Giorgio, fällt der Ent-
wurf für die Faffade von S. Francesco della Vigna. Die Kirche felbft hatte Sanfovino
errichtet, fein Frontentwurf aber wurde im entfcheidenden Moment verworfen und
Palladio das Werk übertragen. Wann dies gefchah, ift bisher genau nicht ermittelt;
1568 war der Bau fchon im Gange. — 1574 reftaurirte er den am 11. Mai dieles Jahres
durch Brand belchädigten Saal der vier Thüren im Dogenpalaft, während er drei
Jahre fpäter auf demlelben Bauterrain nach dem grofsen Brande vom 20. Dez.
1377, der die Sala del gran Conhglio zerftörte, mit feiner Anficht gegen Antonio
da Ponte unterlag: Dieter führte die nothwendigen Reftaurationen des Innern
und Aeulsern in vier Monaten ohne welentliche Aenderungen des Aeulseren durch,
während Palladio behauptet hatte, dals die untere Säulenreihe der Faffade zu
fchwach für die darauf ruhende Laft fei und durch kräftige Pfeiler erletzt werden
müffe. Die Zeitdauer feiner Reftauration veranfchlagte er auf vier Jahre. Drei
Jahrhunderte, die der Bau ohne Schaden überftanden, haben feitdem da Ponte
glänzend Recht gegeben, der ein in feiner malerilchen Wirkung unerfetzliches
Bauwerk für die Nachwelt gerettet hat.
Das Jahr 1376 brachte Venedig jene furchtbare Peft, welche in der Stadt
allein 40,000 Menlchen hingerafft haben loll. Angefichts des nicht endenwollenden
Jammers letzte der grolse Rath für den lechften bis achten September eine feier-
liche dreitägige Bittprocefhon feft, um den Schutz des Himmels anzuflehen. Am
letzten Tage, dem Feft der Geburt MariaN, gelobte der Doge im Namen des
Staates über dem Grabe des h. Markus Chriftus dem Retter (Redentore), eine
Kirche, wenn das Uebel gewichen fein werde. Von Stund an, fo wird berichtet,
nahm die Verbreitung der Krankheit ab, und mit derfelben Schnelligkeit faft, in
der die Hülfe eingetreten, ging der Staat an die Ausführung feines Gelübdes.
Die Vorarbeiten wurden lo eilig gefördert, dals Palladio bereits am 3. Mai 1577
den Grundftein des grofsen Werkes legen konnte. Am 27. Sept. 1592, allo zwölf
Jahre nach des Meifters Tode erfolgte die Weihe, doch wurde fpäter in Neben-
lachen noch weiter gebaut.
Während des letzten Jahrzehnts leines Lebens Enden wir Palladio in beftän-
digem Ortswechsel zwilchen Vicenza und Venedig, abgelehen von zahlreichen
anderen Reifen, zu denen ihn leine mannichfachen Aufträge für Villen venezia-
nilcher Grofsen auf der terra ferma und der Ruf fremder Städte zwang. Anfällig
aber blieb er ftets in der Heimath, und zwar wohnte er dort nicht in dem
fällchlich nach ihm benannten Haufe, welches im Jahre 1566 ein Advocat Pietro
Cagolo errichtete und von dem nicht einmal feftfteht, ob es Palladio überhaupt
gebaut, fbndern in einem nicht näher bekannten Quartier der heutigen Stralse
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1565 der Neubau der Kirche folgte, deren Kuppel 15/5 fertig wurde; erft 1584—
158p entftand der Chor, und die Faffade gar erft in der Zeit von 1602—10. Wenn-
fchon auch nach des Meifters Tode (1580) fein Entwurf malsgebend blieb, fo waren
doch mit dem Eintreten einer anderen Bauleitung Abweichungen im Einzelnen unver-
meidlich. Gerade Palladio's bedeutendfte Werke haben dadurch leiden müffen und
überliefern uns feine Abficht delshalb nur getrübt, fo namentlich der Redentore
und das Theater der Olympier. Aehnliches gilt von dem Umbau der Klofter-
gebäude von S. Giorgio, zu denen Palladio 1579 noch die Zeichnungen ausge-
arbeitet hatte; freilich begann hier feit 1643 unter Longhena eine ganz neue Bau-
periode, der u. A. die grolse Treppe und die Bibliothek entflammen.
In diefelbe Zeit etwa, wie das Modell von der Kirche S. Giorgio, fällt der Ent-
wurf für die Faffade von S. Francesco della Vigna. Die Kirche felbft hatte Sanfovino
errichtet, fein Frontentwurf aber wurde im entfcheidenden Moment verworfen und
Palladio das Werk übertragen. Wann dies gefchah, ift bisher genau nicht ermittelt;
1568 war der Bau fchon im Gange. — 1574 reftaurirte er den am 11. Mai dieles Jahres
durch Brand belchädigten Saal der vier Thüren im Dogenpalaft, während er drei
Jahre fpäter auf demlelben Bauterrain nach dem grofsen Brande vom 20. Dez.
1377, der die Sala del gran Conhglio zerftörte, mit feiner Anficht gegen Antonio
da Ponte unterlag: Dieter führte die nothwendigen Reftaurationen des Innern
und Aeulsern in vier Monaten ohne welentliche Aenderungen des Aeulseren durch,
während Palladio behauptet hatte, dals die untere Säulenreihe der Faffade zu
fchwach für die darauf ruhende Laft fei und durch kräftige Pfeiler erletzt werden
müffe. Die Zeitdauer feiner Reftauration veranfchlagte er auf vier Jahre. Drei
Jahrhunderte, die der Bau ohne Schaden überftanden, haben feitdem da Ponte
glänzend Recht gegeben, der ein in feiner malerilchen Wirkung unerfetzliches
Bauwerk für die Nachwelt gerettet hat.
Das Jahr 1376 brachte Venedig jene furchtbare Peft, welche in der Stadt
allein 40,000 Menlchen hingerafft haben loll. Angefichts des nicht endenwollenden
Jammers letzte der grolse Rath für den lechften bis achten September eine feier-
liche dreitägige Bittprocefhon feft, um den Schutz des Himmels anzuflehen. Am
letzten Tage, dem Feft der Geburt MariaN, gelobte der Doge im Namen des
Staates über dem Grabe des h. Markus Chriftus dem Retter (Redentore), eine
Kirche, wenn das Uebel gewichen fein werde. Von Stund an, fo wird berichtet,
nahm die Verbreitung der Krankheit ab, und mit derfelben Schnelligkeit faft, in
der die Hülfe eingetreten, ging der Staat an die Ausführung feines Gelübdes.
Die Vorarbeiten wurden lo eilig gefördert, dals Palladio bereits am 3. Mai 1577
den Grundftein des grofsen Werkes legen konnte. Am 27. Sept. 1592, allo zwölf
Jahre nach des Meifters Tode erfolgte die Weihe, doch wurde fpäter in Neben-
lachen noch weiter gebaut.
Während des letzten Jahrzehnts leines Lebens Enden wir Palladio in beftän-
digem Ortswechsel zwilchen Vicenza und Venedig, abgelehen von zahlreichen
anderen Reifen, zu denen ihn leine mannichfachen Aufträge für Villen venezia-
nilcher Grofsen auf der terra ferma und der Ruf fremder Städte zwang. Anfällig
aber blieb er ftets in der Heimath, und zwar wohnte er dort nicht in dem
fällchlich nach ihm benannten Haufe, welches im Jahre 1566 ein Advocat Pietro
Cagolo errichtete und von dem nicht einmal feftfteht, ob es Palladio überhaupt
gebaut, fbndern in einem nicht näher bekannten Quartier der heutigen Stralse