SEINE LEHRMEISTER.
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Thrones, auf dem die Madonna htzt, für die ferrareAfche Schule ganz befonders
charakteriAifch. J)
Unter den grofseren Städten, welche das kleine Correggio wie mit einem
Kranz eng umfchliefsen, Mantua, Parma, Modena, Bologna und Ferrara bcfafs
die letztere Stadt nach dem Tod Mantegna's die bedeutendfle Localfchule, deren
eigenartiger Charakter in Cohmo Tura, Cosme genannt, und Francesco Coffa
in frappanter Weife zum Ausdruck kommt. Ihre Werke imponiren durch einen
hohen Ernft der Auffaffung und durch gewählte flrenge Umrifszeichnung, womit
natürlich das IdeaT einer emphndungsvollen Anmuthunvereinbar war. In Ferrara
lebte damals auch der grofse Theoretiker der Perfpective und der Licht- und
Schattenmodellirung, Piero della Francesca, der Lehrer des Luca Signorelli, von
dem die Stadt zwar jetzt kein Bild mehr behtzt, von deffen EinAufs auf die
Localfchule aber die Lresken im Palazzo Schifanoja deutlich zeugen.
Die Ueberleitung zur ferrareflfchen KunA des fechzehnten Jahrhunderts
bildet Lorenzo Cofla (geb. 1460), der vielleicht der gröfste Ferrarefe genannt
werden darf, nicht blos wegen des EinAuAes, welchen er nach vielen Seiten
ausgeübt hat, fondern insbefondere wegen feiner eigenen künAlerifchen Tüchtig-
keit. Seine Hauptwerke beAnden Ach in Bologna, wo Francesco Francia feinen
EinAufs erfuhr. In Ferrara zählten zu feinen Schülern Benvenuto TiA da Garo-
fälo und die beiden von ArioA hochgefeierten DofA, Giovanni und BattiAa,
ferner Lodovico Mazzolini, das »Glühwürmchen« unter den ferrareAfchen Malern.
Lorenzo CoAa wurde im Jahre 150p an den Hof von Mantua berufen und war
dort bis zu feinem Tode (1536) thätig,
Es ift das VerdienA von Giovanni Morelli, den Zufammenhang Correggio's
mit der Malerfchule von Ferrara entdeckt und fchlagend nachgewiefen zu haben.
Die Grundlage der Beweisführung bildet das früheAe feA beglaubigte Hauptwerk
des MeiAers, das fowohl in Conception und Farbe, als in den Einzelheiten der
Gewandanordnung und der Auffaffung der menfchlichen Formen von ferrareA-
fchem Gepräge iA. Wir werden alsbald fehen, dafs hier an niemand mehr als
an Lorenzo CoAa zu denken iA. Es dürfte Ach darum wohl der Mühe verlohnen,
in den gefchichtlichen Berichten nach Spuren einer perfönlichen Berührung
zwifchen Lehrer und Schüler zu forfchen. Pungileoni berichtet, dafs unter den
Fresken eines PalaAes des Giberti in Correggio mit den DarAellungen der Argo-
nauten, des OdyAeus mit Polyphem und der Mahlzeit der Eapiden die Bezeich-
nung LAVRENTIVS P. Ach befunden habe. Diefe fowmhl als die Zahlungsan-
gaben für Malereien in einer Capelle und für ein Tafelgemälde in einem Rech-
nungsbuch von 1303 wurden bisher ohne weiteres auf Lorenzo d'Allegri, den
Onkel des Antonio bezogen, denfelben, welcher in Rechnungsbüchern vom Jahre
1446 für Thür- und FenAerAreichen gelöhnt wird und auf welchen Rinaldo Corfo
(1342) mit den Worten anfpielt: »gleich einem unterer Maler von Correggio mit
Namen MeiAer Lorenzo, der einen Löwen darAellen wollte, aber eine Ziege
malte und darunter die Infchrift fetzte: Ein Löwe«. Wenn die künAlerifche
Bedeutung jener PalaAfresken, welche Pungileoni noch in Fragmenten fah, es
nicht erlaubt, an die Urheberfchaft eines Handwerkers zu denken, dann kann
jene Infchrift wohl nur auf Lorenzo CoAa gedeutet werden, um fo mehr als
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Thrones, auf dem die Madonna htzt, für die ferrareAfche Schule ganz befonders
charakteriAifch. J)
Unter den grofseren Städten, welche das kleine Correggio wie mit einem
Kranz eng umfchliefsen, Mantua, Parma, Modena, Bologna und Ferrara bcfafs
die letztere Stadt nach dem Tod Mantegna's die bedeutendfle Localfchule, deren
eigenartiger Charakter in Cohmo Tura, Cosme genannt, und Francesco Coffa
in frappanter Weife zum Ausdruck kommt. Ihre Werke imponiren durch einen
hohen Ernft der Auffaffung und durch gewählte flrenge Umrifszeichnung, womit
natürlich das IdeaT einer emphndungsvollen Anmuthunvereinbar war. In Ferrara
lebte damals auch der grofse Theoretiker der Perfpective und der Licht- und
Schattenmodellirung, Piero della Francesca, der Lehrer des Luca Signorelli, von
dem die Stadt zwar jetzt kein Bild mehr behtzt, von deffen EinAufs auf die
Localfchule aber die Lresken im Palazzo Schifanoja deutlich zeugen.
Die Ueberleitung zur ferrareflfchen KunA des fechzehnten Jahrhunderts
bildet Lorenzo Cofla (geb. 1460), der vielleicht der gröfste Ferrarefe genannt
werden darf, nicht blos wegen des EinAuAes, welchen er nach vielen Seiten
ausgeübt hat, fondern insbefondere wegen feiner eigenen künAlerifchen Tüchtig-
keit. Seine Hauptwerke beAnden Ach in Bologna, wo Francesco Francia feinen
EinAufs erfuhr. In Ferrara zählten zu feinen Schülern Benvenuto TiA da Garo-
fälo und die beiden von ArioA hochgefeierten DofA, Giovanni und BattiAa,
ferner Lodovico Mazzolini, das »Glühwürmchen« unter den ferrareAfchen Malern.
Lorenzo CoAa wurde im Jahre 150p an den Hof von Mantua berufen und war
dort bis zu feinem Tode (1536) thätig,
Es ift das VerdienA von Giovanni Morelli, den Zufammenhang Correggio's
mit der Malerfchule von Ferrara entdeckt und fchlagend nachgewiefen zu haben.
Die Grundlage der Beweisführung bildet das früheAe feA beglaubigte Hauptwerk
des MeiAers, das fowohl in Conception und Farbe, als in den Einzelheiten der
Gewandanordnung und der Auffaffung der menfchlichen Formen von ferrareA-
fchem Gepräge iA. Wir werden alsbald fehen, dafs hier an niemand mehr als
an Lorenzo CoAa zu denken iA. Es dürfte Ach darum wohl der Mühe verlohnen,
in den gefchichtlichen Berichten nach Spuren einer perfönlichen Berührung
zwifchen Lehrer und Schüler zu forfchen. Pungileoni berichtet, dafs unter den
Fresken eines PalaAes des Giberti in Correggio mit den DarAellungen der Argo-
nauten, des OdyAeus mit Polyphem und der Mahlzeit der Eapiden die Bezeich-
nung LAVRENTIVS P. Ach befunden habe. Diefe fowmhl als die Zahlungsan-
gaben für Malereien in einer Capelle und für ein Tafelgemälde in einem Rech-
nungsbuch von 1303 wurden bisher ohne weiteres auf Lorenzo d'Allegri, den
Onkel des Antonio bezogen, denfelben, welcher in Rechnungsbüchern vom Jahre
1446 für Thür- und FenAerAreichen gelöhnt wird und auf welchen Rinaldo Corfo
(1342) mit den Worten anfpielt: »gleich einem unterer Maler von Correggio mit
Namen MeiAer Lorenzo, der einen Löwen darAellen wollte, aber eine Ziege
malte und darunter die Infchrift fetzte: Ein Löwe«. Wenn die künAlerifche
Bedeutung jener PalaAfresken, welche Pungileoni noch in Fragmenten fah, es
nicht erlaubt, an die Urheberfchaft eines Handwerkers zu denken, dann kann
jene Infchrift wohl nur auf Lorenzo CoAa gedeutet werden, um fo mehr als