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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Richter, Jean Paul: Antonio Allegri gen. Correggio: geb. zu Correggio 1494, gest. daselbst den 5. März 1534
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0454

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ANTONIO ALLEGRI GEN. CORREGGIO.

kritifchem Auge, fo werden wir durch den Ton und die Harmonie der Farben,
durch den Auftrag derfelben, durch die architektonifche Form des Thrones der
Madonna und endlich auch durch das Medaillon, mit dem der Thron gefchmückt
ift, eher an Cotta und die ferrareflfche Schule erinnert, als an die Weife des
Mantegnatt (Lermolieff). Wenn auch nicht das frühette, fo war diefes Tafelbild
doch jedenfalls das den Dimenflonen nach gröfste unter den Jugendwerken
Correggio's. Es darf uns darum nicht befremden, dafs er hier für den Entwurf
der Hauptfigur, der Madonna, ein damals hochgefeiertes Vorbild benutzt hat.
Im äufseren Umrifs, in der ganzen Haltung des Körpers und nicht minder in
dem gegenfeitigen Verhältnifs der einzelnen Glieder entfpricht Correggio's Ma-
donna vollftändig der Madonna della Vittoria von Mantegna, 1496 unter grofsen
Feierlichkeiten in der gleichnamigen Kirche zu Mantua aufgeftellt (jetzt in Paris
im Louvre No. 2$i). Natürlich itt die Aehnlichkeit eine rein äufserliche und die
Ehre künftlerifcher Selbttändigkeit ift bei einem Vergleich für den jüngeren
Meitter durchaus nicht in Frage gehellt, aber diefe Aehnlichkeit itt doch augen-
fällig genug, um uns daraus fchliefsen zu latfen, Correggio müffe das Bild in
Mantua felbtt gefehen haben. 6)
Aus mehreren noch vorhandenen Documenten ergiebt hch mit grofser Wahr-
fcheinlichkeit, dafs ein gewiffer Melchior Faffi, in dem Oratorium von Sta. Maria
della Mifericordia in Correggio im Jahr 151/ durch ein Vermächtnifs eine Capelle
mit einem Altarbild ttiftete, welches die Heiligen Leonhard, Martha, Petrus und
Maria Magdalena darttellt. Eine glaubhafte alte Tradition nennt unfern Maler
als den Urheber der Altartafel, welche jetzt in der Gemäldefammlung von Bath-
Houfe in London im Befitz des Lord Afhburton fich befindet. Vor einem
dichten Walde tteht links der Apoftel Petrus nach rechts gewandt, in ein blaues
Gewand und goldgelben Mantel gekleidet, die Schlüffel in der Rechten haltend.
Neben ihm, von vorn gefehen, die hl. Margaretha, über dem grünen Gewand einen
langen blauen, den Kopf einhüllenden Mantel tragend. Den vor ihren Füfsen
kriechenden Drachen leitet fle an einer Schnur, die unter dem Mantel verborgene
linke Hand hält ein Afperforium. Ihr zur Seite fleht Maria Magdalena, welche
mit der linken Hand einen rothen Mantel über dem gelben Gewand zufammen-
fafst, während in der Rechten das Salbgefäfs ruht. Neben ihr zu äufserft rechts
fleht der hl. Einfiedler Leonhard in braunem Gewand, die Linke auf der Brüh,
in der Rechten zwei Fufsfeffeln, eine Hindeutung auf feine den Gefangenen ge-
leitete Hilfe. Inbrünflig richtet er den Blick gen Himmel, während die drei
übrigen Heiligen finnend vor fleh niederblicken. An einem Stamm des dunklen
Waldes, aus dem fle eben herausgetreten zu fein fcheinen, zieht ein grofser
Specht den Blick des Befchauers auf fleh. Durch ftarkes Nachdunkeln ift der
urfprüngliche Eindruck der Farben wefentlich beeinträchtigt. Ein rein äufser-
liches, aber in allen Werken des Meiflers charakteriflifches Merkmal ift die bei
keiner Figur fehlende Einbiegung eines Kniees. Die einzelnen Glieder, insbe-
fondere die Hände find mit der Correggio eigenthümlichen Bewegungsfähigkeit
gebildet. Sämmtliche Geflalten erfcheinen von Demuth und InbrunfI befeelt,
insbefondere die hl. Margaretha, in ihrem fchüchternen Auftreten höchft an-
ziehend. S
 
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