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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

DOI Artikel:
Richter, Jean Paul: Antonio Allegri gen. Correggio: geb. zu Correggio 1494, gest. daselbst den 5. März 1534
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0456

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ANTONIO ALLEGRI GEN. CORREGGIO.

der ihm ganz eigene Ausdruck der Madonna und des Jefuskindes, und nament-
lich des Engels an der rechten Seite der Madonna, während der Kopf des Engels
an der linken Seite mehr an Giorgione und an Tizian in feinen Jugendwerken
erinnert« (Lermolieff). Bilder derfelben Periode Enden fich noch vereinzelt in
Oberitalien, z. B. im neuen Mufeo Municipale zu Mailand (nach Frizzoni). Auf
ein anderes in derfelben Stadt befindliches Gemälde ift fchon feit längerer Zeit
von competenter Seite hingewiefen worden. Es befindet fich in der Ambro-
fiana, wo es als ^Schule von Parma« gilt. Es ftellt die Madonna mit dem ChriT-
kind auf dem Schoofs dar. Dem letzteren wendet fich der kleine Johannes zu,
welcher auf der linken Seite fteht. Während hier die Gewandung und die Land-
fchaft des Hintergrundes wieder die ferrarefifche Färbung verrathen, trägt das
Chriftkind, ferner die Gefichtsbildung der Madonna und vor allem das Profil des
Johannes ganz unverkennbar die Kennzeichen der Auffaffung unferes Meifters.
Einer etwas fpäteren Zeit als die Madonna des hl. Franciscus in Dresden mufs
das farbenprächtige aber in den Formen noch ganz puriTifch behandelte Tafel-
bild der Galerie von Hampton Court in England zugefchrieben werden. Die
Madonna in rothem Gewand mit dem unbekleideten Chriftkind im Schoofs fitzt
in der Mitte, rechts fleht der hl. Jofeph, links etwas tiefer der hl. Hieronymus,
den Segen des Chriftkindes empfangend. Die Nebenfiguren find nur in halber
Körperlänge fichtbar, die fitzende Madonna bis annähernd zu den Füfsen herab.
Der Hintergrund wird von Landfchaft gebildet. Die Farben find hier weniger
tief getönt als in den befprochenen früheren Gemälden und von aufserordent-
licher Leuchtkraft.
Unter den Handzeichnungen der Jugendperiode behauptet eine erfte Stelle
die feine Röthelzeichnung in der Turiner königlichen Bibliothek, eine Verlobung
der hl. Katharina darTellend (photographirt von Marville in Paris). Die Compo-
fition hat viel Aehnlichkeit mit einem Jugendwerk des Meiflers in Pavia, anderer-
feits entfpricht das Blatt in der Geftalt der Madonna ziemlich genau dem Bild
in Hampton Court. Der Stil des Meiflers in feiner Jugendperiode wird endlich
noch durch ein Werk repräfentirt, über deffen urfprüngliche Beftimmung ge-
fchichtliche Berichte noch vorliegen. In derfelben Minoritenkirche in Correggio,
welche das Dresdner Franciscusbild fchmückte, wurde wenige Jahre nachher in
der Capelle della Concezione das Gemälde einer Ruhe auf der Flucht nach
Aegypten von Correggio aufgeflellt. Es befindet fleh jetzt in der Tribuna der
Uffizien zu Florenz (No. 1118). Die Madonna in weifsem jKleide fitzt hier auf
dem Boden und hält mit der Rechten das aufrechtflehende Chriftkind. In kind-
licher Unruhe Treckt dies die Hand aus nach den Datteln, welche der hl. Jofeph,
zur Seite Tehend, fcheinbar foeben gepflückt hat. Rechts kniet der hl. Fran-
ciscus in Anbetung. Ein dichter Wald bildet den Hintergrund. Aehnlich
den bereits aufgezählten Werken verwerthet der MeiTer, welcher in diefer
Compofition eine Legende des fogenannten Marienevangeliums malerifch be-
handelt, den heiligen Stoff mit voller Freiheit. Es fehlen vor allem die
von der mittelalterlichen KunTtradition vorgefchriebenen äufseren Kennzeichen
der Heiligkeit, z. B. die Nimben. Wir finden hier ferner weder Typen, die
uns befonders heilig anmuthen, noch eine Anordnung von feierlicher oder
 
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