GRÜNDUNG DER AKADEMIE.
11
Modell wurde eine nicht mindere Sorgfalt zugewendet; man fetzte einen Ruhm
darein die fchönften männlichen und weiblichen Gehalten für das Studium auf-
zufinden. Der Lernende follte aber nicht blofs die genaue Kenntnifs der Körper-
oberfläche gewinnen; am Secirtifch demonftrirte der tüchtige Anatom, Dr. Lanzoni,
öffentlicher Lector an der Univerfität, die Gefetze der Anatomie und Agoftino
unterftützte deffen Lehre durch die Anfertigung eines anatomifchen Atlaffes.(^)
In Folge des Anfehens, das Agoftino in den Gelehrtenkreifen von Bologna
genofs, förderten bald die bedeutendften Geifter BolognaL die Akademie mit
ihrem Einhufs. Den abendlichen Disputationen, die kunfttheoretifchen Gegen-
ftänden gewidmet waren, pflegten beizuwohnen Ulyffe Aldovrandi der CPlinius
von Bolognas, der Aftronom und Geograph Antonio Magini, Dempfter, der
gelehrte Verfaffer der Etruria regalis, Melchiorre Zoppio, einer der berühmteren
Lehrer der Philofophie jener Zeit und Gründer der Accademia de^ Gelati, die
Dichter Cefariano Rinaldi, Claudio Achillini, Preti und Giamb. Marini, von
welchen namentlich Letzterer hch dauernden Ruhm erwarb.
Das künftlerifche Programm aber, welches die Akademie verfolgte, ift in dem
Sonett dargelegt, welches Agoftino an den bolognefifchen Maler Niccolo delk
Abbate richtete:
Die Schmeichelei der drei letzten Zeilen gehört nun allerdings nicht mehr
zur Sache, mit dem Uebrigen meinte man es aber fehr ernft, nur dafs zum Glücke
das angeborne Naturell die Grenzen diefes Programms nicht allzu genau ein-
halten liefs.
In diefer Periode arbeiteten die Caracci vielfach gemeinfam; einem neugie-
rigen Frager, was denn das Sondereigenthum jedes Einzelnen an einem beftimmten
Bilde fei, antwortete Annibale in feiner gewohnten fchroffen Art: Es ift eben ein
Werk der Caracci und wir Alle haben es gemacht. Selbftändige Arbeiten Lo-
dovicoL aus jener Zeit find eine Pieta al fresco in der Capelle S. Andrea in
S. Domenico zu Bologna (der Reft eines gröfseren Cyklus) und zwei Oelbilder,
eine undatirte Madonna mit dem Kinde und den Heiligen Hieronymus und Fran-
ciscus (früher in der Kirche degli Scalzi, jetzt Pinakothek Nr. 48) und eine Ma-
donna von Heiligen und muficirenden Engeln umgeben (von 1588, früher Kirche
der Convertiten, jetzt Pinakothek Nr. 42). Hier kämpfen manieriftifche Lehr-
traditionen, doch verbunden mit gründlicher Zeichnung, mit den Sympathien Lo-
11
Modell wurde eine nicht mindere Sorgfalt zugewendet; man fetzte einen Ruhm
darein die fchönften männlichen und weiblichen Gehalten für das Studium auf-
zufinden. Der Lernende follte aber nicht blofs die genaue Kenntnifs der Körper-
oberfläche gewinnen; am Secirtifch demonftrirte der tüchtige Anatom, Dr. Lanzoni,
öffentlicher Lector an der Univerfität, die Gefetze der Anatomie und Agoftino
unterftützte deffen Lehre durch die Anfertigung eines anatomifchen Atlaffes.(^)
In Folge des Anfehens, das Agoftino in den Gelehrtenkreifen von Bologna
genofs, förderten bald die bedeutendften Geifter BolognaL die Akademie mit
ihrem Einhufs. Den abendlichen Disputationen, die kunfttheoretifchen Gegen-
ftänden gewidmet waren, pflegten beizuwohnen Ulyffe Aldovrandi der CPlinius
von Bolognas, der Aftronom und Geograph Antonio Magini, Dempfter, der
gelehrte Verfaffer der Etruria regalis, Melchiorre Zoppio, einer der berühmteren
Lehrer der Philofophie jener Zeit und Gründer der Accademia de^ Gelati, die
Dichter Cefariano Rinaldi, Claudio Achillini, Preti und Giamb. Marini, von
welchen namentlich Letzterer hch dauernden Ruhm erwarb.
Das künftlerifche Programm aber, welches die Akademie verfolgte, ift in dem
Sonett dargelegt, welches Agoftino an den bolognefifchen Maler Niccolo delk
Abbate richtete:
Die Schmeichelei der drei letzten Zeilen gehört nun allerdings nicht mehr
zur Sache, mit dem Uebrigen meinte man es aber fehr ernft, nur dafs zum Glücke
das angeborne Naturell die Grenzen diefes Programms nicht allzu genau ein-
halten liefs.
In diefer Periode arbeiteten die Caracci vielfach gemeinfam; einem neugie-
rigen Frager, was denn das Sondereigenthum jedes Einzelnen an einem beftimmten
Bilde fei, antwortete Annibale in feiner gewohnten fchroffen Art: Es ift eben ein
Werk der Caracci und wir Alle haben es gemacht. Selbftändige Arbeiten Lo-
dovicoL aus jener Zeit find eine Pieta al fresco in der Capelle S. Andrea in
S. Domenico zu Bologna (der Reft eines gröfseren Cyklus) und zwei Oelbilder,
eine undatirte Madonna mit dem Kinde und den Heiligen Hieronymus und Fran-
ciscus (früher in der Kirche degli Scalzi, jetzt Pinakothek Nr. 48) und eine Ma-
donna von Heiligen und muficirenden Engeln umgeben (von 1588, früher Kirche
der Convertiten, jetzt Pinakothek Nr. 42). Hier kämpfen manieriftifche Lehr-
traditionen, doch verbunden mit gründlicher Zeichnung, mit den Sympathien Lo-