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DIE CARACCI.
berechnet waren. Seine Meifterleiltungen in der Kathedrale von Piacenza lind
aber die in Fresco gemalten Engelchöre und der Limbus im Sanctuarium, dann
die blumenftreuenden Engellchaaren an den Bogen der Tribuna, welchen Burck-
hardt mit Recht nachrühmt, dals "lie ein grandiofes Leben und einen lalt ganz
echten monumentalen Stil haben.« Zugleich zeigen die Engel der Tribuna einen
Liebreiz, wie ihn Lodovico in gleichem Maise nur lehr leiten erreicht, niemals
aber übertroffen hat.
Am 24. Augult 1609 konnte Lodovico von Piacenza aus an Giofeffo
Guidotti in Bologna Ichreiben: Dich habe nun das Werk beendet, das ich vor
vier Jahren begonnen, und zwar unter grolser Befriedigung des Auftraggebers
und der ganzen Stadt.« Die Oelbilder hatte Lodovico in Bologna gemalt;
am 11. November 1606 hatte er von da aus an Ferrante Carlo geichrieben:
"Jeder Pinlelltrich ift jetzt diefem feinem (des Bifchofs von Piacenza) Werke ge-
widmet, da ich einerfeits durch Verfprechungen gebunden, andererleits mich ihm
als Diener und freiwilligen Sklaven geweiht habe, wegen der edlen Behandlung,
die er mir in Piacenza zu Theil werden liels.« Nach Erledigung der Aufträge für
den Bifchof von Piacenza entftand in Bologna eine Reihe von Tafelbildern, von
welchen ich nur einige wenige anführe: die grols gedachte Transhguration, die
Lodovico für die Kirche S. Pietro Martire malte (jetzt in der Pinakothek von
Bologna Nr. 43); "Die Bekehrung des h. Paulus für "Zambeccari« (jetzt in der
Pinakothek Nr. 4/, eine Replik in der Galerie Gualandi) — ein Werk, in welchem
momentanes Leben, einfache ltrenge Compolition, energifche Formen zu einem
imponirenden Ganzen lieh verbinden; endlich »Die Berufung des Mathäus zum
Apoltolat« für die Kirche Sta. Maria della Pieta (jetzt Pinakothek Nr. 44). Im Jahre
1616 malte Lodovico "Das Martyrium der h. Margaretha« im Aufträge der Her-
zogin von Ferrara für die Kirche S. Maurizio in Mantua; darauf nahm er eine
"Anbetung der Könige« in Angriff. Zu gleicher Zeit hatte er auch eine "Sulanna
im Bade« für Tito Buatio in Reggio beendet. Von dielen Arbeiten gehört die
"Anbetung der Könige«, die Ludovico im Aufträge des Grafen Caprara für die
Kirche San Bartolommeo di Reno (bei Bologna) ausführte, zu den forgfältigflen,
trefflichften Werken des Künltlers in jener Zeit.
Im Juli 161/ erwartete Ludovico den Beluch des Antonio Caracci, des natür-
lichen Sohnes des Agoltino, der — Ichon längere Zeit kränkelnd — in Siena
Zuflucht und Heilung gefucht hatte. Grofse Hoffnungen hat man auf den jungen
Antonio gefetzt; Krankheit und früher Tod liefsen diele Hoffnungen nicht in
Erfüllung gehen. Antonio ltarb fchon am Palmfonntag des folgenden Jahres ^1618)
in einem Alter von 33 Jahren. Seine umfaffendfte Leiltung waren die Fresco-
malereien in der Kirche S. Bartolommeo delk Ifola; doch lind von diefen Bildern
die, welche lieh in den Kapellen des linken Seitenfchiffs befanden, gänzlich zu
Grunde gegangen, jene aber in der zweiten Kapelle des rechten Seitenfchiffs durch
moderne Reftaurationen ihres urlprünglichen Charakters beraubt. Für den Kardinal
Sachetti malte er eine "Verleugnung Petri«, für den Kardinal Fonti einen "Johannes
in der Wülte«. Sein Hauptwerk in der Oelmalerei, das kurz vor feinem Tode
entftand, ilt die "Sündfluth«, welche fleh jetzt im Louvre (Nr. 137) befindet.
Lodovico war, als ihn die Kunde vom Tode AntonioL traf, in S. Pietro,
der Kathedrale feiner Heimatfladt, befchäftigt. Im Kapitelzimmer hatte er die
"Klage um den todten Erlöler« gemalt, wobei er in archäologilcher Erinnerung,
DIE CARACCI.
berechnet waren. Seine Meifterleiltungen in der Kathedrale von Piacenza lind
aber die in Fresco gemalten Engelchöre und der Limbus im Sanctuarium, dann
die blumenftreuenden Engellchaaren an den Bogen der Tribuna, welchen Burck-
hardt mit Recht nachrühmt, dals "lie ein grandiofes Leben und einen lalt ganz
echten monumentalen Stil haben.« Zugleich zeigen die Engel der Tribuna einen
Liebreiz, wie ihn Lodovico in gleichem Maise nur lehr leiten erreicht, niemals
aber übertroffen hat.
Am 24. Augult 1609 konnte Lodovico von Piacenza aus an Giofeffo
Guidotti in Bologna Ichreiben: Dich habe nun das Werk beendet, das ich vor
vier Jahren begonnen, und zwar unter grolser Befriedigung des Auftraggebers
und der ganzen Stadt.« Die Oelbilder hatte Lodovico in Bologna gemalt;
am 11. November 1606 hatte er von da aus an Ferrante Carlo geichrieben:
"Jeder Pinlelltrich ift jetzt diefem feinem (des Bifchofs von Piacenza) Werke ge-
widmet, da ich einerfeits durch Verfprechungen gebunden, andererleits mich ihm
als Diener und freiwilligen Sklaven geweiht habe, wegen der edlen Behandlung,
die er mir in Piacenza zu Theil werden liels.« Nach Erledigung der Aufträge für
den Bifchof von Piacenza entftand in Bologna eine Reihe von Tafelbildern, von
welchen ich nur einige wenige anführe: die grols gedachte Transhguration, die
Lodovico für die Kirche S. Pietro Martire malte (jetzt in der Pinakothek von
Bologna Nr. 43); "Die Bekehrung des h. Paulus für "Zambeccari« (jetzt in der
Pinakothek Nr. 4/, eine Replik in der Galerie Gualandi) — ein Werk, in welchem
momentanes Leben, einfache ltrenge Compolition, energifche Formen zu einem
imponirenden Ganzen lieh verbinden; endlich »Die Berufung des Mathäus zum
Apoltolat« für die Kirche Sta. Maria della Pieta (jetzt Pinakothek Nr. 44). Im Jahre
1616 malte Lodovico "Das Martyrium der h. Margaretha« im Aufträge der Her-
zogin von Ferrara für die Kirche S. Maurizio in Mantua; darauf nahm er eine
"Anbetung der Könige« in Angriff. Zu gleicher Zeit hatte er auch eine "Sulanna
im Bade« für Tito Buatio in Reggio beendet. Von dielen Arbeiten gehört die
"Anbetung der Könige«, die Ludovico im Aufträge des Grafen Caprara für die
Kirche San Bartolommeo di Reno (bei Bologna) ausführte, zu den forgfältigflen,
trefflichften Werken des Künltlers in jener Zeit.
Im Juli 161/ erwartete Ludovico den Beluch des Antonio Caracci, des natür-
lichen Sohnes des Agoltino, der — Ichon längere Zeit kränkelnd — in Siena
Zuflucht und Heilung gefucht hatte. Grofse Hoffnungen hat man auf den jungen
Antonio gefetzt; Krankheit und früher Tod liefsen diele Hoffnungen nicht in
Erfüllung gehen. Antonio ltarb fchon am Palmfonntag des folgenden Jahres ^1618)
in einem Alter von 33 Jahren. Seine umfaffendfte Leiltung waren die Fresco-
malereien in der Kirche S. Bartolommeo delk Ifola; doch lind von diefen Bildern
die, welche lieh in den Kapellen des linken Seitenfchiffs befanden, gänzlich zu
Grunde gegangen, jene aber in der zweiten Kapelle des rechten Seitenfchiffs durch
moderne Reftaurationen ihres urlprünglichen Charakters beraubt. Für den Kardinal
Sachetti malte er eine "Verleugnung Petri«, für den Kardinal Fonti einen "Johannes
in der Wülte«. Sein Hauptwerk in der Oelmalerei, das kurz vor feinem Tode
entftand, ilt die "Sündfluth«, welche fleh jetzt im Louvre (Nr. 137) befindet.
Lodovico war, als ihn die Kunde vom Tode AntonioL traf, in S. Pietro,
der Kathedrale feiner Heimatfladt, befchäftigt. Im Kapitelzimmer hatte er die
"Klage um den todten Erlöler« gemalt, wobei er in archäologilcher Erinnerung,