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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Janitschek, Hubert: Guido Reni, Domenico Zampieri, Francesco Albani, Francesco Barbieri
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0538

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DIE MALERSCHULE VON BOLOGNA.

Die afhftirenden Heiligen lind energifche Charakterfiguren, nicht von fo concen-
trirter geiftiger Sammlung, wie he die grofsen Florentiner malten, aber doch in
dem breiten monumentalen Stile der venezianifchen Schule.
Nach Vollendung diefes Werkes kam Guido einem Auftrag der Jefuiten in
Genua nach und malte für die Kirche S. Ambrogio eine Affunta, die hch noch
an Ort und Stelle befindet (dritte Kapelle rechts). Oben heht man Maria, von
einer Engelsglorie umgeben, verzückt nach aufwärts fchauend, unten, um das Grab
herum die nachblickenden Apoftel. Der Zug zur Höhe hinauf, der wie ein
Sturm durch Tizians Affunta fährt, mangelt hier freilich. Der Kopf Maria's ift
trotz Verklärung und Verzückung von geringem Ausdruck und man weilt eigent-
lich lieber bei den he umflatternden Cherubim, welche die beftrickende Grazie
von Guido's Kinderköpfen behtzen. In der Charakteriftik der Apoftel ift das
Streben des Meifters erhchtlich, die geiftige Individualität jedes einzelnen zu be-
händerem Ausdruck zu bringen. Die Gewandung ift mit grofser Liebe behandelt;
der Faltenwurf durch einfache Gröfse ausgezeichnet. Schon in Bologna erntete
Guido grofses Lob für fein Werk; fein alter Lehrer Calvart hei ihm um den
Hals und rief weinend aus: )>Gebenedeit find deine Hände, o Guido, mein Guido!«
Ludovico Caracci bekannte: Guido habe in diefem Werke hch felbft übertroffen.
Mir allerdings fcheint es, als wäre dies Lob mehr feiner Pieta als feiner Affunta
zuzueignen. Derfelben Periode gehört auch der Crucihxus mit Maria, Johannes
und Magdalena an, welchen Guido für die Kapuzinerkirche in Bologna (jetzt
Galerie Nr. ißö) malte. An monumentaler Würde bleibt das Werk nicht hinter
der Gruppe der Pieta zurück. Wie auf die letzte einfachfte Formel erfcheint
der Hergang zurückgeführt; das gilt von der Compohtion des Ganzen, wie von
der Seelenfchilderei der einzelnen Perfönen. Deutlich charakterihrt ift im Gehchte
des Erlöfers der Sieg des Göttlichen über die Qualen, welche das Irdifche betroffen
haben; die unter dem Kreuze flehenden erfcheinen wohl vom Schmerze tief
ergriffen, doch ift jede gewaltfame Aeufserung desfelben ferngehalten, als ob ihnen
die Hoheit des Hergangs fchon ganz offenbar geworden wäre.
Für den Herzog von Mantua malte Guido vier Epifoden aus dem Mythus
des Hercules, die hch jetzt fämmtlich im Louvre (Nr. ßßß—ßßö) befinden und
zwar: ^Hercules behegt die lernäifche Hyder«; ^Hercules bezwingt den Achelous«;
»Dejanira von Neffus über den Flufs gefchleppt«, ^Hercules auf dem Scheiter-
haufen«. In dielen mythologifchen Scenen erreicht Guido nicht die Lebenswärme,
wie he Annibale Caracci in den beften Epifoden der Galerie Farnefe eigen ift;
aber GuidoL Formen find vornehmer, die Farbe ftrahlt in goldigem Glanze.
Zu Anfang des Jahres 1620 ging Guido nach Ravenna, wo er im Aufträge
des Cardinais Pietro Aldobrandini im dortigen Dom die Capella del Sacramento
ausmalte.
Guido nahm feinen Schüler Giacomo Sementi mit; lange fcheint er hch hier
nicht aufgehalten zu haben, denn im Auguft desfelben Jahres war er fchon wieder
in Bologna, von wo aus er an den Intendanten des Cardinais Cosmo Mengoli das
Verfprechen gab, nach Ende der heifsen Jahreszeit den Sementi zu lenden, damit
diefer die Ausfchmückung der Kapelle zu Ende führe (Gualandi, Lettere III, p. 79).
Von Guido rührt die Altartafel her, worauf der Mannaregen dargeftellt ift. In
der Lünette über dem Altar malte er dann in Fresco die Begegnung des Melchife-
dech und Abraham, und desgleichen al fresco im Kuppelrund Chriftus Salvator
 
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