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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Janitschek, Hubert: Guido Reni, Domenico Zampieri, Francesco Albani, Francesco Barbieri
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0546

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DIE MALERSCHULE VON BOLOGNA.

fpäter berief die Deputation (1$. Okt. 1624) auf feinen Vorlchlag auch den Fran-
cesco Gefh.
Geffi; der mit Guido Reni nach Neapel gekommen war, hatte feinem Meifter
gegenüber, der ihn als Lieblingsfchüler hielte eine zweideutige Rolle gelpielt, wes-
halb es zwilchen beiden zum Bruche kam. Die erfte Probe, die Geht in einer
Zwickelfigur von feinem Können gab, veranlagte die Deputation, ihn mit einer
Abfindungslumme von 300 Dukaten zu entlaffen (8. Febr. 1625); nicht beffer ftand
es um die Leiftung des Caracciolo. Kurze Zeit darauf ftarb Fabrizio Santafede
und die Auftraggeber Fanden damit wieder an derfelben Stelle, wo he vor 13 Jahren
geftanden. Nachdem ein nochmaliger Verfuch, einheimilche Künftler mit der Arbeit
zu betrauen wegen Unzulänglichkeit der Leibungen fehlgeichlagen war, wurde ein
gewiffer Muzio Capece vom Oratorium des Hieronymiten in Rom beauftragt,
Domenichino zu londiren. Der Künftler zeigte hch bereitwilliger, als man gehöht
hatte. In einem Briefe vom 23. März 1630 verfprach er, während des Ofterfeftes
nach Neapel zu kommen, um die Unterhandlungen abzufchliefsen. Da traf ein
anonymer Brief von Neapel ein, welcher dem Domenichino daffelbe Schicklai
androhte, dem Guido's Schüler erlegen war. Domenichino fandte, als man in ihn
drängte, fein Wort zu halten, den erhaltenen Drohbrief an die Deputation, die
hch in Folge deffen mit einer Denkfchrift an den Vizekönig von Neapel wandte,
in welchem das Treiben der einheimischen Künftler gefchildert ward. Alsbald
liefs der Vizekönig durch den fpanifchen Gelandten in Rom, den Grafen Monterey,
den Künftler beruhigen und ihm feinen befonderen Schutz zuhchern. Diele Zu-
hcherung hatte den gewünfchten Erfolg; am 23. Okt. 1630 wiefs die Deputation
dem Künftler einen Reilevorlchuß von $0 Dukaten an und Schon am 11. Nov.
d. J. wurde der Vertrag in Neapel abgeSchloffen. Das Honorar jeder einzelnen
Figur in Lebengröße lohte 108 neap. Dukaten betragen; nach Vollendung des
ganzen Werkes Sollte Domenichino 1000 römilche Scudi oder 1080 neapolitaniSche
Dukaten erhalten, hingegen eine Caution von 200 röm. Scudi hinterlegen, die zu
Gunften der Deputation verfallen Sollte, falls die Arbeit nicht vollendet würde.
Nachdem Domenichino feine Familie nach Neapel geholt (Mai 1631), bezog er
die ehedem dem Guido eingeräumte Wohnung und ging rüftig ans Werk.
Bis Ende Oktober 1633 hatte er drei Bilder in Fresco beendet, für welche
er den Preis von $292 Dukaten erhielt. In dem einen der Bilder (einem
Kuppel-Zwickel) war Maria dargeftellt als Vermittlerin zwilchen der Stadt und
ihrem göttlichen Sohne; die Büßfertigkeit und die Rechtgläubigkeit erlcheinen
darin als belondere Fürlprecherinnen Neapels. Das zweite Bild (oberhalb des
Eingangs) zeigt das Volk Neapels bei dem h. Januarius vor der tödtlichen
Lava des VeEtvs Schutz Eichend. Im dritten Bilde (Lünette 1. v. Eingang) Sehen
wir den h. Januarius auf Einem Gange zur MarterEätte. Ende März 1634 war ein
viertes Stück fertig (1. v. Hauptaltar) nämlich die Heilung eines Blinden durch
den h. Januarius. Kurz darauf wurde die Fortietzung des Werkes neuerdings auf
das SchwerEe gefährdet. In heißer Sommerglut, nur von einem Diener begleitet,
verließ Domenichino heimlicher Weile Neapel und floh gegen Rom. Er fand
Ech erE geborgen, als er in der Villa Seines Gönners, des Kardinals Ipolito Aldo-
brandini in Frascati angelangt war. Ein Brief Domenichinoß an Francesco An-
geloni, den Sekretär des Kardinals Aldobrandini, deutet die Urßchen, die ihn zu
diefer Flucht bewogen, an. Ein Punkt des Vertrags, der es Domenichino verbot,
 
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