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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Regnet, Carl Albert: Salvator Rosa: geb. 1615 in Arenella, gest. in Rom 1673
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0607

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SEIN AUFENTHALT IN DEN ABRUZZEN.

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Karthagers furchtbares Heer fchwerer fchädigten, als es die Stürme in den
Alpenpäffen und die römifchen Legionen hatten thun können. Weiterhin
fchauen wir die zackigen Zinnen des den Sporn am italienifchen Stiefel bildenden,
weit in die Adria hinaus fpringenden ifolirten Kalkgebirges, das im Monte
Calvo feine höchfte Höhe erreicht; den romantifchen Hafen von Bari, die von
der brandenden See befpülten Klippen von San Vito, die dunklen Grotten von
Palignano, die gewaltigen Maffen des Caftels von Brindili und das uralte, 1480
von den Türken zerftörte Otranto.
Sicher wiffen wir, dafs der Künftler in den Wildniffen der Abruzzen und Ca-
labriens, in den wunderbaren alten Städten am Felfengehade des Adriatifchen
Meeres am liebften und länglten verweilte und lieh mit den Briganten, die hier
ihre Zuhuchtshätte hatten, auf einen guten Fufs zu Tellen wuhte.
Dafs er lieh von den eigentümlichen Reizen feiner Lage, von dem wenn
auch unfreiwilligen Verkehr mit diefen Abenteurern, die für die wilde Natur der
Landfchaft eine Staffage bildeten, wie he charakteriftifcher nicht gedacht werden
konnte, lebhaft angezogen fühlte, beweifen die zahlreichen Motive zu Ge-
mälden und Zeichnungen, welche der Künftler jener Zeit entnahm. Eines der
Blätter zeigt das Lager der Briganten in der Wildnifs der Berge. In ihrer Mitte
liegt ein junger Gefangener, das Haupt auf den Arm geftützt, auf einem Fels-
block. Hinter ihm fleht ein junges fchönes Weib und fcheint hch bei ihren
Genoffen füt fein Leben zu verwenden. Sie ift das Weib oder die Geliebte des
Bandenführers, der junge Gefangene aber Salvator Rofa.
Bald nach der Rückkehr nach Neapel verlor er feinen Vater durch den
Tod. Damit hei ihm die Sorge für Mutter und Schwefter zu, denn auch fein
Schwager lebte in den ungünftigften Verhältniffen.
So fah hch Salvator Rofa, ohne Verbindungen, wie er war, genöthigt, um
nur die Seinen zu ernähren, für Bilderhändler zu malen, die ihm für feine Bilder
Spottpreife zahlten. An der Verkaufsbude eines folchen fah der berühmte bo-
lognehfche Meifter Giovanni Lanfranco, der nach Domenichino's Tode nach
Neapel berufen worden, die Kuppel im Gefü zu malen, ein Bild von Salvator
Rofa ausgehängt und erwarb es fofort. Durch ihn erft ward der Händler auf
den Werth der Arbeiten unteres Künftlers aufmerkfam, der unter feinen Be-
kannten feit feiner Kindheit immer noch der kleine Salvator (Salvatoriello)
liiefs. Lanfranco kaufte alle Bilder desfelben, deren er habhaft werden konnte, auf,
und höfste dadurch dem bisher völlig Unbeachteten neuen Muth ein.
Bald machte hch der Neid der anderen Maler in Spottreden über Rofa
Luft, der, ohne direkte Bettellungen erlangen zu können, für die Bilderhändler
malen müffe, der gereizte Künftler antwortete darauf mit fchneidigen Epigram-
men von clafhfcher Eleganz. Diefe erwarben ihm die Freundfchaft Aniello
Falcone's, des berühmteren von Ribera's Schülern, des ^Orakels der Schlachten«,
wie ihn der leicht anregbare Enthuhasmus feiner Landsleute nannte. Aber obwohl
Falcone, der damals noch in Ribera's Schule war, Salvator Rofa dem geehrten
und gefürchteten Meifter vorftellte und der junge Künftler durch den Umgang
mit Letzterem und mit Falcone im Zeichnen und Malen namhaft gefördert wurde,
blieb er doch auch jetzt noch ohne Behebungen. Noch nicht volle zwanzig
 
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