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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Regnet, Carl Albert: Salvator Rosa: geb. 1615 in Arenella, gest. in Rom 1673
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0614
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SALVATOR ROSA.

Begabung und vielfeitiger Bildung, ein tüchtiger Maler, namentlich im Colorit
hark, gewandter Fechter, Reiter und Tänzer und dazu noch beliebter
Dichter. Geihreich, bizarr, anregend und lebhaft in derConverfation verband er
mit all diefen Vorzügen noch hohen moralifchen Werth. Salvator Rofa
lieh dem Freunde feine Hand bei der Ausführung des landfchaftlichen Theiles
feiner ^Flucht nach Aegyptenw und förderte ihn in feinen poetifchen Arbeiten,
indem er ihm ein im neapolitanifchen Dialect gefchriebenes Buch, <<Lo Cunto
de li Cunti, ovvero Trattamiento de li Piccerillea verfchaffte, dem Lippi einige
prächtige Novellen entlehnte, um he in Verfen zu bearbeiten. Lebhafteren An-
theil nahm Salvator Rofa auch an Lippi's fatirifchem Gedichte all Malmantile
racquihato», das zierlich gefchrieben, in der witzighen Weife die kläglichen lite-
rarifchen Zuhände jener Zeit geifelte. Das Gedicht erntete in Frankreich und
England nicht minder Beifall als in Italien. Lippi dankte dem Freunde, indem er
deffen im vierten Gefange feines Gedichtes erwähnte und das bette Bildnifs des-
felben malte, das auf uns gekommen. Was den Titel jener Satire betrifft, to
entnahm ihn der Dichter dem Schlöffe Malmantile, einige Miglien von Florenz,
an der Strafse nach Pifa.
So wenig gebunden Salvator Rofa dem grofsherzoglichen Haufe gegenüber
war, fo fehr drängte es ihn gleichwohl nach völliger Unabhängigkeit. Er ge-
wann he wieder, indem er einer Einladung feiner altbewährten Freunde Ugo und
Giulio Matfei nach ihrer Villa Barbajano bei Volterra zu folgen vorgab. Der
Künltler liebte das bewegte Leben der grofsen Stadt, denn es bot feinem Ehr-
geize Befriedigung, er hing aber zugleich mit ganzer Seele an der Natur und ihren
Schönheiten. Sie zugeniefsen, fand er in der herrlichen Umgebung Volterra'ser-
wünfchte Gelegenheit, und Baldinucci's Schilderung gibt ein wahrhaft reizendes
Bild von der anmuthigen Gehaltung feiner damaligen Verhältniffe; Jagd und
Vogelfang, Spaziergänge in den prächtigen Wäldern und Zeichnen nach der
Natur wechfelten mit philofophifchen Studien und poetifchen Arbeiten.
Unter den Bildern, welche in jener Zeit enthanden, hnd es namentlich zwei,
welche befonders bemerkenswert!! erfcheinen: das Opfer Abels und die Königin
Esther, in deren Zügen uns der Künhler das Antlitz einer Frau überliefert hat,
die in feinem Leben eine hervorragende Stelle fpielte.
Es konnte nicht wohl fehlen, dafs ein fo leidenfchaftlich angelegter Cha-
rakter wie Salvator Rofa, ein Künfller und Dichter wie er, in hohem Grade für
Frauenfchönheit empfänglich war. Hatte er fchon in feinen erflen Jünglings-
jahren hch als Serenadenfänger einen grofsen Ruf gemacht, fo darf man wohl
annehmen, dafs die Liebe einen guten Theil daran gehabt, und der junge Mann,
deffen fchöne Geflalt für zahlreiche Figuren feiner Bilder als Modell diente, mag
gar manche Liebesintrigue durchgeführt haben, wenn auch feine Biographen da-
von fchweigen. Aber bis in feine reiferen Lebensjahre hatte er auch nach diefer
Seite hin feine eiferfüchtig gehütete Freiheit zu wahren verftanden. Da follte
fein Aufenthalt in Florenz auch hierin eine entfcheidende Wendung herbeiführen.
Kurz zuvor, ehe er hch nach Volterra zurückzog, lernte er, wie Pafferi erzählt,
t<una donna di bell' aspetton kennen, deren er hch verfchiedene Male als Mo-
dell bediente, und welche ihm während feines Aufenthalts in Volterra Gefell-
 
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