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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,3): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1879

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Regnet, Carl Albert: Salvator Rosa: geb. 1615 in Arenella, gest. in Rom 1673
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https://doi.org/10.11588/diglit.36093#0624

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SALVATOR ROSA.

reichere als Dichter. Aber das hinderte nicht, dafs feine poetifchen Arbeiten,
namentlich feine Satiren, für deren Werth der fromme Pafferi mit rührender
Naivetät eintritt, fchon lange, ehe he im Druck erfchienen, in ganz Italien und
felbh im Auslande circulirten und allerorten die befte Aufnahme fanden. Die
üble Nachrede, er fei gar nicht ihr Verfaffer, ward noch bei feinen Lebzeiten
überzeugend widerlegt. Seine Satiren lind namentlich dazu angethan, zu zeigen,
wie hoch an geiftiger Bildung Salvator Rofa über den meiden Zeitgenoffen Rand.
Sie tragen aber auch in der dort und da zu Tage tretenden Pedanterie die
unverkennbare Signatur der Zeit. Aber nicht immer fchwang er die fcharfe
Geifsel der Satire, auch weicheren Gefühlen gab er Ausdruck, und manche
feiner melodifchen Canzonen erzählt uns von feinem Liebesglück und Liebes-
leid und von der Zartheit feiner Empfindungen. Davon mag hier nur ein Beifpiel
Platz finden, eine Stelle aus feiner hebenten Canzone:
E se la natura avara
Del suo mortal tesoro
Di questo crin mai rubasse l'oro,
Povero, ma contento
Lo vedro bianco
E l'amero d'argento.
Nicht immer war es indefs die wohlklingende Umgangsfprache der befferen
Gefellfchaft, in der er dichtete. Dem Gebrauche feiner Zeit entfprechend fang
er zur felbh gefpielten Laute manches reizende Lied in den tiefen Guturaltönen
feiner neapolitanifchen Heimat, und namentlich diefe geihreichen Lieder waren
es, die, von ihm felbh oder Anderen componirt, ihm höchhen Ruhm einbrachten.
Denn Salvator Rofa galt nach dem Urtheile vieler competenten Richter auch
für einen der begabtehen Componihen feiner Zeit und war mit der Behand-
lung mehrerer muhkalifcher Inhrumente fo vertraut, als wäre die Muftk fein
eigentlicher Beruf. Von feinem ungewöhnlichen Talent für die Comödie war
bereits früher die Rede.
In feiner äufseren Erfcheinung verleugnete der Künhler den Neapolitaner
nicht. Von mittlerer Gröfse, gefchmeidiger Gehalt, rafch in feinen Bewegungen,
von dunkler Gehchtsfarbe, blauen lebhaften Augen und von dichtem tieffchwarzen
bis auf die Schultern herabfallenden Haar, in feiner Toilette elegant, ohne hch
an die herrfchende Mode zu binden, hatte er etwas geihvoll Dihinguirtes. Kühn
und rafch in der Rede und rechthaberifch, übte er über Alle, die mit ihm fprachen,
eine folche Herrfchaft aus, dafs Niemand es wagte einer anderen Meinung Aus-
druck zu geben.
Obwohl es hch viele jüngere Künhler zur hohen Ehre fchätzten, mit ihm
verkehren zu dürfen, bildete er doch nur wenige Schüler: den früh verstorbenen
Bartolommeo Torreggiani, Giovanni Ghifovi, feinen eigenen Sohn Auguho und
Domenico Gargiuli (Micco Spadaro). Sein erhgeborener Sohn Rofalvo harb
in jungen Jahren in Neapel an der Peh.
 
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