14
GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO.
Blättern, die unter dem Titel Capricci bekannt lind. Der Inhalt derlelben ift
fchwer anzugeben und der Künftler felblt wäre wohl in Verlegenheit, ihn klar-
zulegen. Es hnd Augenblicksbilder feiner Phantahe, Figurengruppen, ohne aus-
gesprochene Tendenz. Eine Gruppe betrachtet erftaunt den am Boden fitzendem,
phantahifch bekleideten Tod, ein Mädchen mit einem jungen Satyr im Schoofse,
Soldaten in mannigfachen Stellungen und Lagen und dergleichen, eine Folge von
Räthfeln, die der Betrachter beliebig auflöfen mag. Aehnlich diefer Folge ift
eine andere mit 24 Blättern, betitelt: Scherzi. Auch acht Blätter mit römifchen
Ruinen befitzen wir von feiner Hand. Da aber von einem Aufenthalte des Künft-
lers in Rom nichts bekannt ift,, fo dürfte er diefe nach Zeichnungen eines an-
deren Künftlers, vielleicht feines Freundes Antonio Canal e, geätzt haben. Zu
feinen gröfsten und mit mehr Sorgfalt ausgeführten Radirungen gehören die
Blätter, welche er in Spanien nach feinen Altarbildern in Aranjuez ausgeführt
hatte. Viele feiner Compohtionen find, wie bereits erwähnt, von feinen beiden
Söhnen radirt worden.
Von den beiden Söhnen des Künftlers loll der ältere, Domenico, 1/26 und
Lorenzo zwei Jahre fpäter geboren fein. Nachdem fie unter Aufficht des Vaters
(ich zu Künftlern herangebildet hatten, blieben fie, fo lange diefer lebte, an deffen
Seite, ihn bei feinen vielen Frescomalereien unterftützend. Gewifs weifs man
freilich nur von Domenico, dafs er ein Maler war, während man von Lorenzo
nur einige Radirungen kennt; doch dürften beide, letzterer vielleicht für orna-
mentale Nebenfachen, dem Vater beigeftanden haben. Dem älteren Sohne wird
nachgerühmt, dafs er ganz in der Weife feines Vaters gemalt habe, lb dafs die
Malereien Beider fchwer zu unterlcheiden feien.
Bei gemeinfchaftlichen Arbeiten, die der weit vorgefchrittene Vater über-
wachte um das Werk feines Helfers mit dem feinigen in Einklang zu bringen, ift
es immer fchwer, die Grenze zu beftimmen und jedem Einzelnen feinen Antheil
an der Arbeit mit aller Sicherheit zuzuweifen.
Von ielbftändigdn Arbeiten des Domenico werden in Venedig mehrere
Deckengemälde genannt, ein Triumph der Venus, eine Apotheofe des Hercules,
die er auch felbft auf Kupfer brachte. Er erfcheint in feinen Verkürzungen noch
unmäfsiger, als fein Vater; bei der Apotheofe des Hercules ziehen Centauren
den Triumphwagen des Helden, und da diefe, von unten gefehen, in der Luft
fchweben, fo glaubt man, he müfsten jeden Augenblick von der Höhe herabfallen.
Man nennt unter feinen Malereien auch die Kuppel von S. Fauftino e Giovita in
Brescia, welche indeffen feinem Vater angehört; Domenico wird ihn jedenfalls bei
der Arbeit unterftützt haben. Dagegen gelten die im Saale de^ Pregadi des
Dogenplaftes grau in grau gemalten Figuren des Cicero und des Demofthenes
als fein Werk. Er, fo wie auch Lorenzo, begleiteten den Vater nach Würzburg
und fpäter nach Spanien.
Von Staffeleibildern feiner Hand ilh nur Weniges bekannt. Der Zeit feines
Würzburger Aufenthaltes gehören vielleicht die beiden Gemälde der Schleifsheimer
Galerie an, das Abendmahl Chrifti und Magdalena zu denFüfsenJeiu. InSta. Agnefe
in Padua befindet hch ein mit feinem Namen und 1777 bezeichnetes Altarbild,
welches Maria mit dem Kinde und mehreren Heiligen vorftellt. Aus dieiem Um-
GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO.
Blättern, die unter dem Titel Capricci bekannt lind. Der Inhalt derlelben ift
fchwer anzugeben und der Künftler felblt wäre wohl in Verlegenheit, ihn klar-
zulegen. Es hnd Augenblicksbilder feiner Phantahe, Figurengruppen, ohne aus-
gesprochene Tendenz. Eine Gruppe betrachtet erftaunt den am Boden fitzendem,
phantahifch bekleideten Tod, ein Mädchen mit einem jungen Satyr im Schoofse,
Soldaten in mannigfachen Stellungen und Lagen und dergleichen, eine Folge von
Räthfeln, die der Betrachter beliebig auflöfen mag. Aehnlich diefer Folge ift
eine andere mit 24 Blättern, betitelt: Scherzi. Auch acht Blätter mit römifchen
Ruinen befitzen wir von feiner Hand. Da aber von einem Aufenthalte des Künft-
lers in Rom nichts bekannt ift,, fo dürfte er diefe nach Zeichnungen eines an-
deren Künftlers, vielleicht feines Freundes Antonio Canal e, geätzt haben. Zu
feinen gröfsten und mit mehr Sorgfalt ausgeführten Radirungen gehören die
Blätter, welche er in Spanien nach feinen Altarbildern in Aranjuez ausgeführt
hatte. Viele feiner Compohtionen find, wie bereits erwähnt, von feinen beiden
Söhnen radirt worden.
Von den beiden Söhnen des Künftlers loll der ältere, Domenico, 1/26 und
Lorenzo zwei Jahre fpäter geboren fein. Nachdem fie unter Aufficht des Vaters
(ich zu Künftlern herangebildet hatten, blieben fie, fo lange diefer lebte, an deffen
Seite, ihn bei feinen vielen Frescomalereien unterftützend. Gewifs weifs man
freilich nur von Domenico, dafs er ein Maler war, während man von Lorenzo
nur einige Radirungen kennt; doch dürften beide, letzterer vielleicht für orna-
mentale Nebenfachen, dem Vater beigeftanden haben. Dem älteren Sohne wird
nachgerühmt, dafs er ganz in der Weife feines Vaters gemalt habe, lb dafs die
Malereien Beider fchwer zu unterlcheiden feien.
Bei gemeinfchaftlichen Arbeiten, die der weit vorgefchrittene Vater über-
wachte um das Werk feines Helfers mit dem feinigen in Einklang zu bringen, ift
es immer fchwer, die Grenze zu beftimmen und jedem Einzelnen feinen Antheil
an der Arbeit mit aller Sicherheit zuzuweifen.
Von ielbftändigdn Arbeiten des Domenico werden in Venedig mehrere
Deckengemälde genannt, ein Triumph der Venus, eine Apotheofe des Hercules,
die er auch felbft auf Kupfer brachte. Er erfcheint in feinen Verkürzungen noch
unmäfsiger, als fein Vater; bei der Apotheofe des Hercules ziehen Centauren
den Triumphwagen des Helden, und da diefe, von unten gefehen, in der Luft
fchweben, fo glaubt man, he müfsten jeden Augenblick von der Höhe herabfallen.
Man nennt unter feinen Malereien auch die Kuppel von S. Fauftino e Giovita in
Brescia, welche indeffen feinem Vater angehört; Domenico wird ihn jedenfalls bei
der Arbeit unterftützt haben. Dagegen gelten die im Saale de^ Pregadi des
Dogenplaftes grau in grau gemalten Figuren des Cicero und des Demofthenes
als fein Werk. Er, fo wie auch Lorenzo, begleiteten den Vater nach Würzburg
und fpäter nach Spanien.
Von Staffeleibildern feiner Hand ilh nur Weniges bekannt. Der Zeit feines
Würzburger Aufenthaltes gehören vielleicht die beiden Gemälde der Schleifsheimer
Galerie an, das Abendmahl Chrifti und Magdalena zu denFüfsenJeiu. InSta. Agnefe
in Padua befindet hch ein mit feinem Namen und 1777 bezeichnetes Altarbild,
welches Maria mit dem Kinde und mehreren Heiligen vorftellt. Aus dieiem Um-