JULIUS SCHNORR VON CAROLSFELD. JUGENDWERKE.
63
Gewalten der homerifchen Helden, und Michelangelo war der MeiRer, zu dem
der Rrebfame Jüngling begeiRert auffchaute, während er hch eifrig und mit
belfern Erfolg bemühte, eine lichere Technik in der Zeichnung zu erlangen. So
ausgertiRet verliefs er den der alten Richtung feft anhangenden Vater und wandte
hch 1811, hebzehnjährig, nach Wien, ein Jahr nachdem Overbeck und Pforr mit
ihren Genoffen die Akademie hatten verlaffen müffen. Schnorr fchlofs hch als-
bald der noch fortlebenden Oppohtion an, indem er in den Kreis eintrat, der
hch um die Brüder Olivier verfammelte, und hch befonders mit dem bedeutend
älteren Ferdinand von Olivier (geb. 1785) in inniger Freundfchaft verband. So
erwächR auch er im Kampfe gegen den akademifchen Formalismus, geht aber
in der Wahl der Stoffe feinen eigenen Weg. Faft wie eine Prädeftination er-
fcheint es, dals er zum Gegenftand des älteften felbftändigen Bildes eine Scene
aus dem Werke eben des Dichters erwählte, zu deffen Verherrlichung im
Schmucke des Fresko er fpäterhin gelangen follte. Vom Jahre 1816 datirt das
jetzt im Behtz des Herrn Konfuls Heymel in Dresden behndliche Bild, welches
den Sechskampf auf Lipadufa darftellt. Es ift die etwas veränderte Durchführ-
ung des gleichgrofsen Kartons im Kupferltichkabinet zu Dresden, welcher bereits
aus dem Jahre 1813 flammt. Das Bild zeigt, oben bogenförmig abgefchloffen,
in der Hauptdarhellung in der. Mitte den Kampf der fechs Helden, flreng fche-
matifch geordnet und auf drei Gruppen vertheilt: um das in der Farbe hell ge-
haltene Kämpferpaar hoch zu Rofs in der Mitte fchliefsen hch in dunklerem
Tone links ein zweites Paar zu Pferde, rechts ein folches zu Fufse kämpfend.
Im Hintergründe rechts und links flehen die Zelte der Ritter. Darüber fpannt
hch der blaue, wolkenlofe Himmel aus. Nach rechts und links hat das Bild bis
zur Höhe des Bogenanfatzes je eine Fortfetzung, fo dafs es triptychonartig er-
fcheint. Rechts fleht ein Bifchof, wohl den himmlifchen Segen und den Sieg
andeutend, welchen, weiter nach rechts, eine Prozefhon erheht. Links hält ein
Mohrenkönig für die Feinde, deren Beilegung der Hochmuth unvermeidlich glaubt,
Ketten bereit, dahinter fleht eine Sklavin mit Schirm und, das Bild nach links
abfchliefsend, ein Götze mit Thierkopf, von goldenem Strahlenkranz umgeben.
Auf dem Karton fleht rechts ein junger Mann mit dem Kreuze, während der
Bifchof bittend gen Himmel fchaut. Energifche Handlung und treffende Cha-
rakteriftik erfcheinen in der Kompohtion, leuchtendes Kolorit bei mangelnder
Luftperfpektive zeichnet das Bild aus. Der junge Ktinfller erringt hch aber noch
ein anderes Gebiet und fucht den neuen Inhalt feiner Kunft aus der Vertiefung
des Gemüthes zu gewinnen, zu welcher die romantifche Emphndungsfeligkeit
ihn anregte, ohne ihn, den flrengen Proteflanten, je in ihren engherzigen An-
fchauungskreis hereinziehen zu können. Auch er wandte hch der heiligen Ge-
fchichte zu. Er laufchte ihr aber die rein menfchlichen Züge ab und hielt
hch von der phantaftifchen MyRik des Wunders fern. Dies zeigt hch deut-
lich in den beiden 1817 fertig gewordenen Werken, "der heilige Rochus,
Almofen fpendend«, jetzt im Leipziger Mufeum, und ader Befuch des Zacharias
bei der heiligen Familie« in der Gemäldegalerie zu Dresden. aDort iR der
TroR milder Hände, hier die Heiligkeit der Familie als folcher gefchildert«
(Jordan, Aus Julius Schnorr's Wanderiahren, Zeitfchrift für bildende KunR II,
63
Gewalten der homerifchen Helden, und Michelangelo war der MeiRer, zu dem
der Rrebfame Jüngling begeiRert auffchaute, während er hch eifrig und mit
belfern Erfolg bemühte, eine lichere Technik in der Zeichnung zu erlangen. So
ausgertiRet verliefs er den der alten Richtung feft anhangenden Vater und wandte
hch 1811, hebzehnjährig, nach Wien, ein Jahr nachdem Overbeck und Pforr mit
ihren Genoffen die Akademie hatten verlaffen müffen. Schnorr fchlofs hch als-
bald der noch fortlebenden Oppohtion an, indem er in den Kreis eintrat, der
hch um die Brüder Olivier verfammelte, und hch befonders mit dem bedeutend
älteren Ferdinand von Olivier (geb. 1785) in inniger Freundfchaft verband. So
erwächR auch er im Kampfe gegen den akademifchen Formalismus, geht aber
in der Wahl der Stoffe feinen eigenen Weg. Faft wie eine Prädeftination er-
fcheint es, dals er zum Gegenftand des älteften felbftändigen Bildes eine Scene
aus dem Werke eben des Dichters erwählte, zu deffen Verherrlichung im
Schmucke des Fresko er fpäterhin gelangen follte. Vom Jahre 1816 datirt das
jetzt im Behtz des Herrn Konfuls Heymel in Dresden behndliche Bild, welches
den Sechskampf auf Lipadufa darftellt. Es ift die etwas veränderte Durchführ-
ung des gleichgrofsen Kartons im Kupferltichkabinet zu Dresden, welcher bereits
aus dem Jahre 1813 flammt. Das Bild zeigt, oben bogenförmig abgefchloffen,
in der Hauptdarhellung in der. Mitte den Kampf der fechs Helden, flreng fche-
matifch geordnet und auf drei Gruppen vertheilt: um das in der Farbe hell ge-
haltene Kämpferpaar hoch zu Rofs in der Mitte fchliefsen hch in dunklerem
Tone links ein zweites Paar zu Pferde, rechts ein folches zu Fufse kämpfend.
Im Hintergründe rechts und links flehen die Zelte der Ritter. Darüber fpannt
hch der blaue, wolkenlofe Himmel aus. Nach rechts und links hat das Bild bis
zur Höhe des Bogenanfatzes je eine Fortfetzung, fo dafs es triptychonartig er-
fcheint. Rechts fleht ein Bifchof, wohl den himmlifchen Segen und den Sieg
andeutend, welchen, weiter nach rechts, eine Prozefhon erheht. Links hält ein
Mohrenkönig für die Feinde, deren Beilegung der Hochmuth unvermeidlich glaubt,
Ketten bereit, dahinter fleht eine Sklavin mit Schirm und, das Bild nach links
abfchliefsend, ein Götze mit Thierkopf, von goldenem Strahlenkranz umgeben.
Auf dem Karton fleht rechts ein junger Mann mit dem Kreuze, während der
Bifchof bittend gen Himmel fchaut. Energifche Handlung und treffende Cha-
rakteriftik erfcheinen in der Kompohtion, leuchtendes Kolorit bei mangelnder
Luftperfpektive zeichnet das Bild aus. Der junge Ktinfller erringt hch aber noch
ein anderes Gebiet und fucht den neuen Inhalt feiner Kunft aus der Vertiefung
des Gemüthes zu gewinnen, zu welcher die romantifche Emphndungsfeligkeit
ihn anregte, ohne ihn, den flrengen Proteflanten, je in ihren engherzigen An-
fchauungskreis hereinziehen zu können. Auch er wandte hch der heiligen Ge-
fchichte zu. Er laufchte ihr aber die rein menfchlichen Züge ab und hielt
hch von der phantaftifchen MyRik des Wunders fern. Dies zeigt hch deut-
lich in den beiden 1817 fertig gewordenen Werken, "der heilige Rochus,
Almofen fpendend«, jetzt im Leipziger Mufeum, und ader Befuch des Zacharias
bei der heiligen Familie« in der Gemäldegalerie zu Dresden. aDort iR der
TroR milder Hände, hier die Heiligkeit der Familie als folcher gefchildert«
(Jordan, Aus Julius Schnorr's Wanderiahren, Zeitfchrift für bildende KunR II,