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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 3, Kampf und Ausgang
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https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0032
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CORNELIUS: DIE LUDWIGSKIRCHE.

zwingen wird, die kofibare Beute fahren zu Iahen. Nun verlangt aber Minos-
Satan feinen Platz, die Einheit der Kompohtion wird unterbrochen, und wie wir
nicht fehen, woher die Aufhürmenden kommen, fo fehlt uns auch die Andeutung,
wohin he gezerrt werden, da wir doch nicht annehmen dürfen, dafs he auf den
Höllenrichter felbft herabhürzen, über welchem he recht gefahrdrohend hängen.
Der Höllenrichter aber bedingt folche, die er zu richten hat; fo loh hch hier
eine befbndere Gruppe ab, die in der Allen gemeinfchaftlichen Hinführung zum
Richter ihre Einheit hndet. Hier hat Cornelius die von der Kirche als Tod-
fünden charakterihrten Miffethaten deutlich gekennzeichnet und hch dabei im
Wefentlichen an die Tradition gehalten, ohne feine Selbhändigkeit oder vielleicht
richtiger feinen Anfchlufs an Dante ganz aufzugeben. Die Heuchler, vertreten
durch demüthig in Kutten einherfchleichende Vertreter des katholifchen Prieher-
thums und den durch feinen fcheinheiligen Augenauffchlag und das Buch, das
von ihm fo hochgehaltene gefchriebene Wort, trefflich bezeichneten protehan-
tifchen Heuchler (an Luther zu denken, ih bei folcher Charakterihik ebenfo
widerhnnig, wie es nachweisbar unhihorifch ih, vgl. Förher II, S. 22 fl) fchreiten
zunächh heran: hinter ihnen, der fchlimmhen, weil das Heilige felbh mifs-
brauchenden Klaffe, flammt das höllifche Feuer auf. Eine Wollühige hat hch
voll Verzweiflung und vielleicht auch Scham auf die Kniee geworfen: gerade
he wird von einem höhnifchlühern grinfenden Teufel gehalten, bei dem nicht
umfonh im Gehcht die Bocksnatur durchbricht; unter ihr fafst hch mit wahn-
hnnftarrendem Blick der hagere, blaffe Neidifche an die Stirn; an ihn fchliefst
hch, fchlaff zufammengebrochen, der feihe Schlemmer, und weiter links wird der
Geizige herangeprügelt, ohne den Beutel auch jetzt noch fahren zu Iahen: ihm
ih hcher nicht unabhchtlich jüdifcher Typus gegeben worden. Hinter diefen
Vieren wird der Träge herangefchleppt, in diefem Sichtragenlaffen auch hier
noch feine Natur bewährend. Darüber aber fchwebt, von zwei kräftigen Teufeln
herabgezerrt, der hochmüthige König, auch jetzt, da ihm das hochgetragene
Haupt herabgedrückt wird, nur darauf bedacht, hch die Krone fehzuhalten. Sie
Alle aber trifft der prüfende Blick des Höllenrichters, um den hch die Schlange
ringelt. Die Zahl ihrer Umfchlingungen deutet bei Dante jedem einzelnen die
Zahl des Kreifes an, in den er gebannt wird; hier, wo he nicht einem Einzelnen
das Urtheil zu verkünden vermag, züngelt he nach den Verräthern, die der
Höllenfürh mit Füfsen tritt: eine für die Darhellung günhigere, zugleich aber
auch die Verachtung, die gerade den Verräther trifft, weit fchlagender aus-
drückende Strafe, als das Zerkauen der Verräther bei Dante. Sehr fchön aber
ih es, dafs Cornelius hier, wieder feinen eignen Weg gehend, an Stelle des
römifchen Verräthers den ältehen deutfchen Verkäufer deutfcher Unabhängigkeit
an fremde Herrfchaft, Segehes, neben den Verräther an feinem Herrn und
Meiher, Judas Ifcharioth, gelegt hat. Um zwifchen den zur Hölle und den zur
Seligkeit Auferhehenden zu fcheiden, tritt gewappnet der Erzengel Michael
zwifchen he, erhebt den Schild hoch gegen die Seite der Hölle hin und hält
das Schwert, bereit den Widerfpruch gegen feine Scheidung niederzufchlagen.
Während diefe nach rechts und links hin fchon gefchehen ih, hndet zu feinen
Füfsen noch die Auferhehung weiter hatt, und die Scheidung geht noch vor
 
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