BERÜHRUNGEN UND GEGENSÄTZE.
Bild feines Gemüths, und er darf lieh unter die Lehrer der Menfchheit Teilen,
indem er ihr den grofsen Begriff einer höheren Schönheit und Güte darflellt,
und he an die Verwandtfchaft mit einer andern Welt und mit Gott erinnert»
(S. nof.). Hier ifl der Punkt, wo er hch mit Overbeck gleichen Strebens
fühlte, neben den er hch daher hellt, loweit es ihm leine Beicheidenheit und
das, was er bis zu jener Zeit geleihet hatte, erlaubte: «Wo Sachen von einem
Overbeck hehen, da mufs unfer einer hch fchon fehl* zum zweiten Platz gratuliren
und froh fein, wenn nur ein gleiches Streben nicht verkannt wird; denn diefer
Künhler, deffen Ruhm zwar der Gebildete jeder Nation entweder nachbetet oder
felbh aus eigener Ueberzeugung verkündet, wird noch lange nicht nach Würden
anerkannt. Er ih die Ehre der deutlichen Nation als Künhler und als Menlich,
und ein lichönes Vorbild für Jeden, den der liebe Gott dazu berufen hat, das
eben fo fchöne als lichwere Loos eines chrihlichen Malers mit ihm zu theilen».
Zugleich aber auch ih hier der Punkt, wo Vorbild und Nachhrebender hch mit
aller Behimmtheit licheiden. Overbeck ih eine weiche, um das Heil feiner Seele
änghlich belorgte Natur (vgl. oben S. 98), welche hch fcheu vor Allem zurück-
zieht, was das glücklich errungene Gut wieder in Frage hellen könnte. Diefes
Gut ih aber der Seelenfrieden, das beglückende Bewufstfein, welches er durch
feinen Eintritt in die, wie er glaubte, allein felig machende Kirche gewonnen
hatte: jede einem Kampf ähnliche Berührung mit der nichtkatholifchen Welt,
jede Aufgabe, die ihn auf ein anderes Gebiet hinüberziehen könnte, beunruhigt
ihn. Es ih, als ob die erh in reifen Jahren errungene Glaubensgewifsheit doch
nur eine zarte Pflanze wäre, die keines Kampfes, wohl aber einer hets neuen
Behätigung bedürfe. So machen alle feine Werke und zwar mit den wachfenden
Jahren immer mehr den Eindruck, als ob he dem Bedürfnifs entfprohen wären,
dafs er hch hets aufs neue von der Wahrheit feines Glaubens überzeugte: jedes
Werk wird ihm eine Behätigung feines Schrittes, ih ihm eine Bekräftigung und
Rechtfertigung feiner neugewonnenen Ueberzeugung. Führich bedurfte deffen
nicht. Wie Cornelius, ih er in einheitlicher Ueberzeugung aufgewachfen und
kennt keinen Zweifel, kein Schwanken. Im hcheren Gefühle feiner Kraft fcheut
er daher den Kampf nicht, ja er betrachtet es recht eigentlich als feine Aufgabe,
auch widerhrebende Elemente zum Dienhe des hohen Zieles feiner Kunh zu
zwingen und jene Einheit herzuhellen, welche hch ihm aus dem überall empfundenen
geihigen Zufammenhang gehaltet und die er zu einer einzigen grolsen Anfchauung
zufammenfafst. Daher verweilt Overbeck mit Vorliebe bei den Darhellungen
aus dem Neuen Tehamente; für Führich giebt es hrenggenommen kaum ein
Altes Tehament: auch dort, wie in der ganzen Welt, und gerade dort am
meihen, tritt ihm das Chrihenthum wie unter einer Hülle entgegen, die zu löfen
er mit Vorliebe unternimmt, damit der Zufammenhang, die Einheit möglichh
deutlich hch zeige. Und während Overbeck hch gerne an das Wort hält und
diefes immer neu illuhrirt, fo fchafft Führich, an jede Andeutung, an jede Anregung
geihvoll anknüpfend, immer neuen, eigenthümlichen, das fcheinbar einander
Fremde zufammenfaffenden und zu überrafchender Einheit gehaltenden Zufammen-
hang. Diefer gröfseren Kühnheit entfpricht feine Vorliebe für den kräftigen
Charakter des Holzfchnittes, während er zugleich die fchöne Form fo beherrfchte,
Bild feines Gemüths, und er darf lieh unter die Lehrer der Menfchheit Teilen,
indem er ihr den grofsen Begriff einer höheren Schönheit und Güte darflellt,
und he an die Verwandtfchaft mit einer andern Welt und mit Gott erinnert»
(S. nof.). Hier ifl der Punkt, wo er hch mit Overbeck gleichen Strebens
fühlte, neben den er hch daher hellt, loweit es ihm leine Beicheidenheit und
das, was er bis zu jener Zeit geleihet hatte, erlaubte: «Wo Sachen von einem
Overbeck hehen, da mufs unfer einer hch fchon fehl* zum zweiten Platz gratuliren
und froh fein, wenn nur ein gleiches Streben nicht verkannt wird; denn diefer
Künhler, deffen Ruhm zwar der Gebildete jeder Nation entweder nachbetet oder
felbh aus eigener Ueberzeugung verkündet, wird noch lange nicht nach Würden
anerkannt. Er ih die Ehre der deutlichen Nation als Künhler und als Menlich,
und ein lichönes Vorbild für Jeden, den der liebe Gott dazu berufen hat, das
eben fo fchöne als lichwere Loos eines chrihlichen Malers mit ihm zu theilen».
Zugleich aber auch ih hier der Punkt, wo Vorbild und Nachhrebender hch mit
aller Behimmtheit licheiden. Overbeck ih eine weiche, um das Heil feiner Seele
änghlich belorgte Natur (vgl. oben S. 98), welche hch fcheu vor Allem zurück-
zieht, was das glücklich errungene Gut wieder in Frage hellen könnte. Diefes
Gut ih aber der Seelenfrieden, das beglückende Bewufstfein, welches er durch
feinen Eintritt in die, wie er glaubte, allein felig machende Kirche gewonnen
hatte: jede einem Kampf ähnliche Berührung mit der nichtkatholifchen Welt,
jede Aufgabe, die ihn auf ein anderes Gebiet hinüberziehen könnte, beunruhigt
ihn. Es ih, als ob die erh in reifen Jahren errungene Glaubensgewifsheit doch
nur eine zarte Pflanze wäre, die keines Kampfes, wohl aber einer hets neuen
Behätigung bedürfe. So machen alle feine Werke und zwar mit den wachfenden
Jahren immer mehr den Eindruck, als ob he dem Bedürfnifs entfprohen wären,
dafs er hch hets aufs neue von der Wahrheit feines Glaubens überzeugte: jedes
Werk wird ihm eine Behätigung feines Schrittes, ih ihm eine Bekräftigung und
Rechtfertigung feiner neugewonnenen Ueberzeugung. Führich bedurfte deffen
nicht. Wie Cornelius, ih er in einheitlicher Ueberzeugung aufgewachfen und
kennt keinen Zweifel, kein Schwanken. Im hcheren Gefühle feiner Kraft fcheut
er daher den Kampf nicht, ja er betrachtet es recht eigentlich als feine Aufgabe,
auch widerhrebende Elemente zum Dienhe des hohen Zieles feiner Kunh zu
zwingen und jene Einheit herzuhellen, welche hch ihm aus dem überall empfundenen
geihigen Zufammenhang gehaltet und die er zu einer einzigen grolsen Anfchauung
zufammenfafst. Daher verweilt Overbeck mit Vorliebe bei den Darhellungen
aus dem Neuen Tehamente; für Führich giebt es hrenggenommen kaum ein
Altes Tehament: auch dort, wie in der ganzen Welt, und gerade dort am
meihen, tritt ihm das Chrihenthum wie unter einer Hülle entgegen, die zu löfen
er mit Vorliebe unternimmt, damit der Zufammenhang, die Einheit möglichh
deutlich hch zeige. Und während Overbeck hch gerne an das Wort hält und
diefes immer neu illuhrirt, fo fchafft Führich, an jede Andeutung, an jede Anregung
geihvoll anknüpfend, immer neuen, eigenthümlichen, das fcheinbar einander
Fremde zufammenfaffenden und zu überrafchender Einheit gehaltenden Zufammen-
hang. Diefer gröfseren Kühnheit entfpricht feine Vorliebe für den kräftigen
Charakter des Holzfchnittes, während er zugleich die fchöne Form fo beherrfchte,