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FÜHRICH.
zu verwundern ih, wenn man fieht, wie in dem leuchtenden Blitze und Regen-
gufs die von Gott gefchickten Geiher hch abmühen, das Unwetter plötzlich zu
entfeheln. Die ruhig und grofs dahehende Gehalt des Heiligen, die Ueber-
ralchung im Gehcht und der erhobenen Hand, der Friede in der betenden Aebtifhn,
der Sturm in der Natur bilden ergreifende Gegenfätze, welche zeigen, wie wirkungs-
voll Führich den hihorifchen Stoff zu erfahen und zu gehalten wufste. Im Behtze
des Belvedere behndet hch aufser den beiden fchon erwähnten Bildern «Jakob
und Rahel» und «Gang der Maria über das Gebirge» noch ein kleines Bild
«Mofes empfängt von Gott die Gefetze»: auf dem Sinai, dehen Alles über-
ragende Höhe durch einen zweiten niedrigeren Berggipfel angedeutet ih, kniet
Mofes und Schützt hch durch die Tafel vor dem Glanze Gottes: diefer, von drei
Engeln umgeben, Schreibt die Gefetze auf die Tafel; ferner ein etwas gröfseres
Bild: die Bewohner Jerufalems Sehen die Geiherlchlacht in der Luft. Aus einem
Haufe links tritt erfchreckt eine Frau mit Kind, der Mann hinter ihr deutet
hinauf; Kinder flüchten die Treppe herauf, rechts blicken Alte entfetzt nach oben
mit gefalteten oder aus gebreiteten Händen. Oben geht die wilde Schlacht vor
hch, an welcher auch die Pferde felbh theilnehmen (1844). Aus ganz fpäter
Zeit (18/0) fei noch das für den Kronprinzen Rudolf gefchahene Bild «Rudolfs
von Habsburg Begegnung mit dem Prieher» erwähnt.
Weit bedeutfamer als diefe naturgemäfs immer nur für einen kleinen Kreis
in Wirkung tretenden Werke hnd fowohl nach der Seite der Erhndung und
Ausführung als auch nach der Seite der in die weiteften Kreife dringenden
Wirkfamkeit die cyklifchen Werke, welche die letzten Jahrzehnte von Führichs
Schaffen vorzugsweife ausfüllen. Der nie verhechende Reichthum von Schöpferischen
Gedanken in Kompohtion wie in Formgebung, über welchen Führich verfügte,
konnte in der Ausführung in Schwieriger und langwieriger Technik nur eine
Hemmung finden, felbh wenn eine folche Ausführung auch immer thatfächlich
hätte zu Stande kommen können. Zugleich aber führte die für cyklifche Werke,
die zur Vervielfältigung behimmt waren, nothwendige Technik Führich wieder
auf das Gebiet feiner Kunh, auf welchem er unhreitig überhaupt am gröfsten
war, auf das der Zeichnung.
Auch hier find die Werke, welche er aus eigenhem inneren Antriebe fchuf,
zu unterscheiden von denen, welche ihm aufgetragen wurden. An der Spitze
diefer zweiten Reihe für die Vervielfältigung behimmter cyklifcher Werke heht
ein in den Revolutionsjahren aus der unmittelbarsten perfönlichen Erfahrung
des Künhlers hervorgegangenes. Führich fah in der revolutionären Bewegung
nichts als den Anhurm gegen die nach feiner Ueberzeugung die Wurzel aller
Kultur darhellende Religion, oder, was für ihn mit diefer identifch war, gegen
die Kirche. Diefer Anfchauung gab er in einem Cyklus von Darhellungen Aus-
druck, welchen er «Denkblätter für unfere Zeit» nannte. Sie find «nach Worten
der heiligen Schrift geordnet und in Bilder gebracht von Jofeph Führich» 1856
in Holzfchnitt erfchienen und behehen aufser dem Titelblatt aus elf Zeichnungen.
Selbhvei händlich verleugnet hch auch hier der geihvolle Erfinder und treffliche
Zeichnei nicht: fympathifch berührt kaum eins der Blätter; man hat die Em-
pfindung, dafs eine wahrhaft künhlerifche Leihung etwas viel zu Hohes und
FÜHRICH.
zu verwundern ih, wenn man fieht, wie in dem leuchtenden Blitze und Regen-
gufs die von Gott gefchickten Geiher hch abmühen, das Unwetter plötzlich zu
entfeheln. Die ruhig und grofs dahehende Gehalt des Heiligen, die Ueber-
ralchung im Gehcht und der erhobenen Hand, der Friede in der betenden Aebtifhn,
der Sturm in der Natur bilden ergreifende Gegenfätze, welche zeigen, wie wirkungs-
voll Führich den hihorifchen Stoff zu erfahen und zu gehalten wufste. Im Behtze
des Belvedere behndet hch aufser den beiden fchon erwähnten Bildern «Jakob
und Rahel» und «Gang der Maria über das Gebirge» noch ein kleines Bild
«Mofes empfängt von Gott die Gefetze»: auf dem Sinai, dehen Alles über-
ragende Höhe durch einen zweiten niedrigeren Berggipfel angedeutet ih, kniet
Mofes und Schützt hch durch die Tafel vor dem Glanze Gottes: diefer, von drei
Engeln umgeben, Schreibt die Gefetze auf die Tafel; ferner ein etwas gröfseres
Bild: die Bewohner Jerufalems Sehen die Geiherlchlacht in der Luft. Aus einem
Haufe links tritt erfchreckt eine Frau mit Kind, der Mann hinter ihr deutet
hinauf; Kinder flüchten die Treppe herauf, rechts blicken Alte entfetzt nach oben
mit gefalteten oder aus gebreiteten Händen. Oben geht die wilde Schlacht vor
hch, an welcher auch die Pferde felbh theilnehmen (1844). Aus ganz fpäter
Zeit (18/0) fei noch das für den Kronprinzen Rudolf gefchahene Bild «Rudolfs
von Habsburg Begegnung mit dem Prieher» erwähnt.
Weit bedeutfamer als diefe naturgemäfs immer nur für einen kleinen Kreis
in Wirkung tretenden Werke hnd fowohl nach der Seite der Erhndung und
Ausführung als auch nach der Seite der in die weiteften Kreife dringenden
Wirkfamkeit die cyklifchen Werke, welche die letzten Jahrzehnte von Führichs
Schaffen vorzugsweife ausfüllen. Der nie verhechende Reichthum von Schöpferischen
Gedanken in Kompohtion wie in Formgebung, über welchen Führich verfügte,
konnte in der Ausführung in Schwieriger und langwieriger Technik nur eine
Hemmung finden, felbh wenn eine folche Ausführung auch immer thatfächlich
hätte zu Stande kommen können. Zugleich aber führte die für cyklifche Werke,
die zur Vervielfältigung behimmt waren, nothwendige Technik Führich wieder
auf das Gebiet feiner Kunh, auf welchem er unhreitig überhaupt am gröfsten
war, auf das der Zeichnung.
Auch hier find die Werke, welche er aus eigenhem inneren Antriebe fchuf,
zu unterscheiden von denen, welche ihm aufgetragen wurden. An der Spitze
diefer zweiten Reihe für die Vervielfältigung behimmter cyklifcher Werke heht
ein in den Revolutionsjahren aus der unmittelbarsten perfönlichen Erfahrung
des Künhlers hervorgegangenes. Führich fah in der revolutionären Bewegung
nichts als den Anhurm gegen die nach feiner Ueberzeugung die Wurzel aller
Kultur darhellende Religion, oder, was für ihn mit diefer identifch war, gegen
die Kirche. Diefer Anfchauung gab er in einem Cyklus von Darhellungen Aus-
druck, welchen er «Denkblätter für unfere Zeit» nannte. Sie find «nach Worten
der heiligen Schrift geordnet und in Bilder gebracht von Jofeph Führich» 1856
in Holzfchnitt erfchienen und behehen aufser dem Titelblatt aus elf Zeichnungen.
Selbhvei händlich verleugnet hch auch hier der geihvolle Erfinder und treffliche
Zeichnei nicht: fympathifch berührt kaum eins der Blätter; man hat die Em-
pfindung, dafs eine wahrhaft künhlerifche Leihung etwas viel zu Hohes und