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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 3, Kampf und Ausgang
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https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0094
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DIE LEGENDE VOM HEILIGEN WENDELIN.

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zur rechten Zeit zu Haufe lein. Nun foli uns getagt werden, dafs er, feine
Heerde langfam treibend, weit hinter den Davonreitenden zurück ift. Da zeigt
ihn der Ktinftler vom Rücken, wie er leine Heerde in die Tiefe vorwärts treibt.
Im Mittelgrund erkennt man das Ritterpaar hoch zu Rofs, in derfelben Richtung
im Hintergründe thront das Schlots in den Bergen, das gemeinfame Ziel: nun
ift es fofort klar, wie viel weiter der Weg des Hirten ift, den er noch zu machen
hat, als der der Reiter — um fo gröfser ift aber auch das Wunder, wenn er
nun dennoch früher dort ift, als feine Herrfchaft auf den flüchtigen Roffen. Im
Einzelnen, namentlich in den Konturen, zeigt fleh wohl, dafs die Hand nicht mehr
ganz fo willig wie früher dem greifen Künftler folgt -—- die Erfindung zeigt nichts


Führich: Parabel vom verlorenen Sohne. Erfles Platt. (Nach dem Stich von Petrak.)

von einer Abnahme der fchöpferifchen Kraft. Die Abficht des Künftlers ging
urfprünglich dahin, die Konturen für eine Aquarellausführung durchzuarbeiten:
das Bewufstfein, dafs die Hand für die Führung des weichen Pinfels nicht mehr
flcher genug fei, hielt ihn indefs von der Ausführung diefes Planes zurück.
(Vgl. über die Entftehung die Vorrede des Sohnes, Lukas von Führich, in der
Heliogravüreausgabe, wo auch die Nachbildung eines fehr frühen Aquarells, die
Andacht des heiligen Ifidor mit dem inzwifchen feinen Pflug führenden Engel,
gegeben ift.)
Im Nachlafle fanden fleh noch zwei Cykluswerke, von denen das eine bereits
veröffentlicht ift: «Das Leben Mariens» (28 Konturzeichnungen, Lichtdruck,
Einfiedeln, Gebrüder Benziger, 1882). Gerade das Marienleben bot Führich eine
 
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