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SCHNORR.
an die großen italienifchen Meiher an. «Durch die. große Einfachheit der Be-
kleidung, wie der Architektur und ßnhigen Beiwerks haben he ihrem biblißhen,
namentlich den alttehamentlichen Darhellungen jenen urweltlichen, großartigen,
allgemeinen und deshalb für alle Zeiten gütigen Charakter verliehen, der den
Gegenhänden ebenlo angemehen als den Forderungen der Schönheit entfprechend
ih. Sie haben hch ferne gehalten von änghlicher Beachtung archäologißher
Genauigkeiten, wenn diefe der künhlerißhen Behandlung widerhreben und den
Eindruck des Bildes fchwächen. Sie haben hch der Einmifchung von hörenden
Elementen ihrer Zeit enthalten, welche der damaligen Gegenwart behagen konnten,
aber vermöge des Gefchmackswechfels einer anderen Zeit als unhatthafte Wunder-
lichkeiten erfcheinen mögen. Endlich find he bewahrt geblieben vor jener ver-
nüchternden und ins Kleine individualisirenden Naturalihik, welche mit Benutzung
von Reifehudien die Väter der Alten Welt zu Beduinen-Häuptlingen macht. Den
Darhellungen der biblifchen Gefchichte mußte ihr großer, urweltlicher und all-
gemeiner Zußhnitt erhalten bleiben. Die Darhellungen derfelben follen das
Gepräge der Wahrheit an hch tragen, aber nicht zu gewöhnlichen Wirklichkeits-
bildern und Illuhrationen hihorifcher Romane umgefchahen werden». Demfelben
Geihe entfpricht es, wenn er der «ernhen hihorifchen Kunh, der es nicht um
Täufchung und den Schein äußerlicher Wirklichkeit, wohl aber um den inneren
Zufammenhang der Dinge zu thun ih», das Recht bewahrt in einer Darhellung
Perfonen und Ereignihe zu verbinden, die nach ihren inneren Beziehungen zu-
ßmmengehören, wenn he auch fonh nach Zeit und Raum getrennt hnd, alfo
das Recht der fymbolifchen Auffahungsweife. Mit diefen Forderungen tritt
Schnorr in bewußten Gegenfatz zu einer hch immer breiter machenden gleich-
zeitigen Richtung: es ih in künhlerißher Beziehung ein Kampfeswerk, mit dem
das ein ganzes Leben hindurch hochgehaltene Panier zum Siege geführt werden
follte. Wenn nun dies auch nicht gelang und nicht gelingen konnte, da der
naturgemäße Gang der Entwicklung in feinem mächtigen Drange hch nicht
von noch fo hohen und edlen Ueberzeugungen Einzelner aufhalten läßt, fo
heht dies Werk doch als ein höchh achtungswerthes Erzeugniß einer folchen
Ueberzeugung auch in künhlerifcher Beziehung da. Eine gleichmäßig gelungene
Durchführung ih bei einem Werke fo mannichfaltigen und felbh widerfpruchsvollen
Charakters durch eine einzige Perfönlichkeit mit hch gleichbleibendem Charakter
von vornherein ausgeßhlohen. Es ih vielmehr ßlbhverhändlich, daß die dem
Künhler kongenialen Seiten beher gelingen mühen, als die feiner Natur wider-
hrebenden. In Schnorrs Wefen liegt ein machtvoller Zug zum Handeln, zu
hürmifchem Heldenthume, der durch die ihm in Rom und München gehellten
Aufgaben immer entßhiedener zur Herrßhaft gekommen war. So leihet
Schnorr hier Bedeutendes, wenn er feinen richtigen Helden findet, einen Moßs,
einen Simfon, wenn Jakob mit dem Engel ringt, wenn Abimelech, wenn-Eli
herben, wenn hch Judas erhängt. Aber jenes pafhve Heldenthum, jenes Handeln
durch Dulden, wie es in Chrihus hch verbindet, liegt außerhalb feiner Sphäre,
recht im Gegenßtz zu Overbeck, dem umgekehrt das thätige Handeln im Alten
Tehamente ein fremdes Element geblieben ih. Diefe Alles erfüllende Leiden-
ßhaft drängt hch bei Schnorr überall hervor; von ihr hnd befonders auch die
SCHNORR.
an die großen italienifchen Meiher an. «Durch die. große Einfachheit der Be-
kleidung, wie der Architektur und ßnhigen Beiwerks haben he ihrem biblißhen,
namentlich den alttehamentlichen Darhellungen jenen urweltlichen, großartigen,
allgemeinen und deshalb für alle Zeiten gütigen Charakter verliehen, der den
Gegenhänden ebenlo angemehen als den Forderungen der Schönheit entfprechend
ih. Sie haben hch ferne gehalten von änghlicher Beachtung archäologißher
Genauigkeiten, wenn diefe der künhlerißhen Behandlung widerhreben und den
Eindruck des Bildes fchwächen. Sie haben hch der Einmifchung von hörenden
Elementen ihrer Zeit enthalten, welche der damaligen Gegenwart behagen konnten,
aber vermöge des Gefchmackswechfels einer anderen Zeit als unhatthafte Wunder-
lichkeiten erfcheinen mögen. Endlich find he bewahrt geblieben vor jener ver-
nüchternden und ins Kleine individualisirenden Naturalihik, welche mit Benutzung
von Reifehudien die Väter der Alten Welt zu Beduinen-Häuptlingen macht. Den
Darhellungen der biblifchen Gefchichte mußte ihr großer, urweltlicher und all-
gemeiner Zußhnitt erhalten bleiben. Die Darhellungen derfelben follen das
Gepräge der Wahrheit an hch tragen, aber nicht zu gewöhnlichen Wirklichkeits-
bildern und Illuhrationen hihorifcher Romane umgefchahen werden». Demfelben
Geihe entfpricht es, wenn er der «ernhen hihorifchen Kunh, der es nicht um
Täufchung und den Schein äußerlicher Wirklichkeit, wohl aber um den inneren
Zufammenhang der Dinge zu thun ih», das Recht bewahrt in einer Darhellung
Perfonen und Ereignihe zu verbinden, die nach ihren inneren Beziehungen zu-
ßmmengehören, wenn he auch fonh nach Zeit und Raum getrennt hnd, alfo
das Recht der fymbolifchen Auffahungsweife. Mit diefen Forderungen tritt
Schnorr in bewußten Gegenfatz zu einer hch immer breiter machenden gleich-
zeitigen Richtung: es ih in künhlerißher Beziehung ein Kampfeswerk, mit dem
das ein ganzes Leben hindurch hochgehaltene Panier zum Siege geführt werden
follte. Wenn nun dies auch nicht gelang und nicht gelingen konnte, da der
naturgemäße Gang der Entwicklung in feinem mächtigen Drange hch nicht
von noch fo hohen und edlen Ueberzeugungen Einzelner aufhalten läßt, fo
heht dies Werk doch als ein höchh achtungswerthes Erzeugniß einer folchen
Ueberzeugung auch in künhlerifcher Beziehung da. Eine gleichmäßig gelungene
Durchführung ih bei einem Werke fo mannichfaltigen und felbh widerfpruchsvollen
Charakters durch eine einzige Perfönlichkeit mit hch gleichbleibendem Charakter
von vornherein ausgeßhlohen. Es ih vielmehr ßlbhverhändlich, daß die dem
Künhler kongenialen Seiten beher gelingen mühen, als die feiner Natur wider-
hrebenden. In Schnorrs Wefen liegt ein machtvoller Zug zum Handeln, zu
hürmifchem Heldenthume, der durch die ihm in Rom und München gehellten
Aufgaben immer entßhiedener zur Herrßhaft gekommen war. So leihet
Schnorr hier Bedeutendes, wenn er feinen richtigen Helden findet, einen Moßs,
einen Simfon, wenn Jakob mit dem Engel ringt, wenn Abimelech, wenn-Eli
herben, wenn hch Judas erhängt. Aber jenes pafhve Heldenthum, jenes Handeln
durch Dulden, wie es in Chrihus hch verbindet, liegt außerhalb feiner Sphäre,
recht im Gegenßtz zu Overbeck, dem umgekehrt das thätige Handeln im Alten
Tehamente ein fremdes Element geblieben ih. Diefe Alles erfüllende Leiden-
ßhaft drängt hch bei Schnorr überall hervor; von ihr hnd befonders auch die