DIE ERWARTUNG DES WELTGERICHTES.
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des Behellers geopfert werden. Veit hatte hier offenbar richtiger empfunden.
Auch er konnte freilich die Darlfeliung des königiichen Paares nicht umgehen.
Er läfst he aber auf ihrem Thron umgeben fein von den Vertretern der ver-
fchiedenen chrihlichen Confefhonen, welche einerfeits vor einer gothilchen Kirche
verhimmelt lind, und von den Vertretern des Heeres,, welche andererseits vor
einer Feltung flehen, indem er fo Kirche und Staat als die zwei Hauptleiten des
die Menfchheit im Grofsen ordnenden Lebens einander gegenüberhellte. Zu Ftifsen
des Thrones, auf deffen Unterbau Männer der Kunft und der Wiffenfchaften
erfcheinen, offenbart hch der Grundcharakter des menfchlichen Lebens — das
ewige Gebären und Sterben, deffen Wechfel das Bleibende der Erfcheinung ih:
von der einen Seite naht ein Brautzug, von der andern ein Leichenzug, während
ein Greis die Gruft gräbt; in der Mitte aber Freut ein Säemann das Saatkorn
in die frifch aufgeworfene Ackerfurche: aus allem Wechfel des Lebens und
Sterbens kommt durch die Auferhehung die ewige Exihenz. Diefes ewige Gebären
und Sterben, das ih allerdings der Zuhand der Menfchheit im Augenblick
unmittelbar vor der Erwartung des Weltgerichtes, mag diefer hihorifch in einem
Momente eintreten, in welchem er wolle. So wäre eine hreng fymbolifche
Darhellung der lebenden Menfcheit das einzig Richtige gewefen. Aber Veits
Entwurf hatte der König zurückgewiefen. Cornelius läfst das königliche Paar,
um welches die Familie und weiterhin Männer der Wiffenfchaft und der Kunh
verfammelt find, neben dem auf Stufen flehenden Altäre knieen. Rechts
Feigen Engel des Friedens mit Palme, Lorbeer und Dornenkrone auf, links
Engel des Glaubens mit den Gebeten der Menfchen im Weihrauch und mit
der Lilie: zu ihnen flüchtet lieh ein Kind, deffen Fufs von der Schlange noch
erfafst wird. Darüber werden Selige zum Paradies emporgeleitet, während
rechts an entfprechender Stelle der Erzengel Michael und Engel des Gerichtes
herabheigen. So wird die Vermittelung zwilchen der Erde und den Regionen
des ewigen Lebens hergehellt. Auf einer breiten Wolkenfchicht, quer über dem
Mitteltheil des Bildes über dem Altäre hingehend, harren die Propheten und
Kirchenlehrer, die Verkündiger des ewigen Heiles. Ueber ihnen in der Mitte
fitzt der Engel des Lebens mit dem noch gefchloffenen Buche, von je zwei
Gewaltigen umgeben, die auf den Befehl warten, in die Pofaunen zu hofsen.
Ueber dem Engel des Lebens thront Chrihus in der Glorie, von den Evangelihen-
fymbolen umgeben, die Hände erhebend: im nächhen Augenblicke wird er das
entscheidende, von Allen in feiner Nähe bereits gefühlte Wort Sprechen; zu feiner
Seite, wie bei dem Weltgerichte felbh, fo auch fehr richtig Schon jetzt, hehen,
noch nicht zur Fürbitte gebeugt, Maria und Johannes der Täufer. Ueber der
von Cherubim gefchloffenen Glorie Chrihi Schweben Engel mit den Leidens-
werkzeugen. Die Räume rechts und links neben Chrihus und dem Engel des
Lebens find von unten nach oben mit einander entsprechenden Gruppen der
Heiligen des Alten Bundes und der Apohel, mit Märtyrern und Märtyrerinnen,
mit den Aeltehen, welche ihre Kronen niederlegen, erfüllt, fo dafs durch das
ganze gewaltige Bild ein klarer Aufbau mit deutlicher Gruppenbildung und
Gliederung der grofsen Mafien geht, die noch durch die Rundung der Wand
unterhützt worden wäre: durch das Fehlen diefer Rundung auf der Skizze tritt
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des Behellers geopfert werden. Veit hatte hier offenbar richtiger empfunden.
Auch er konnte freilich die Darlfeliung des königiichen Paares nicht umgehen.
Er läfst he aber auf ihrem Thron umgeben fein von den Vertretern der ver-
fchiedenen chrihlichen Confefhonen, welche einerfeits vor einer gothilchen Kirche
verhimmelt lind, und von den Vertretern des Heeres,, welche andererseits vor
einer Feltung flehen, indem er fo Kirche und Staat als die zwei Hauptleiten des
die Menfchheit im Grofsen ordnenden Lebens einander gegenüberhellte. Zu Ftifsen
des Thrones, auf deffen Unterbau Männer der Kunft und der Wiffenfchaften
erfcheinen, offenbart hch der Grundcharakter des menfchlichen Lebens — das
ewige Gebären und Sterben, deffen Wechfel das Bleibende der Erfcheinung ih:
von der einen Seite naht ein Brautzug, von der andern ein Leichenzug, während
ein Greis die Gruft gräbt; in der Mitte aber Freut ein Säemann das Saatkorn
in die frifch aufgeworfene Ackerfurche: aus allem Wechfel des Lebens und
Sterbens kommt durch die Auferhehung die ewige Exihenz. Diefes ewige Gebären
und Sterben, das ih allerdings der Zuhand der Menfchheit im Augenblick
unmittelbar vor der Erwartung des Weltgerichtes, mag diefer hihorifch in einem
Momente eintreten, in welchem er wolle. So wäre eine hreng fymbolifche
Darhellung der lebenden Menfcheit das einzig Richtige gewefen. Aber Veits
Entwurf hatte der König zurückgewiefen. Cornelius läfst das königliche Paar,
um welches die Familie und weiterhin Männer der Wiffenfchaft und der Kunh
verfammelt find, neben dem auf Stufen flehenden Altäre knieen. Rechts
Feigen Engel des Friedens mit Palme, Lorbeer und Dornenkrone auf, links
Engel des Glaubens mit den Gebeten der Menfchen im Weihrauch und mit
der Lilie: zu ihnen flüchtet lieh ein Kind, deffen Fufs von der Schlange noch
erfafst wird. Darüber werden Selige zum Paradies emporgeleitet, während
rechts an entfprechender Stelle der Erzengel Michael und Engel des Gerichtes
herabheigen. So wird die Vermittelung zwilchen der Erde und den Regionen
des ewigen Lebens hergehellt. Auf einer breiten Wolkenfchicht, quer über dem
Mitteltheil des Bildes über dem Altäre hingehend, harren die Propheten und
Kirchenlehrer, die Verkündiger des ewigen Heiles. Ueber ihnen in der Mitte
fitzt der Engel des Lebens mit dem noch gefchloffenen Buche, von je zwei
Gewaltigen umgeben, die auf den Befehl warten, in die Pofaunen zu hofsen.
Ueber dem Engel des Lebens thront Chrihus in der Glorie, von den Evangelihen-
fymbolen umgeben, die Hände erhebend: im nächhen Augenblicke wird er das
entscheidende, von Allen in feiner Nähe bereits gefühlte Wort Sprechen; zu feiner
Seite, wie bei dem Weltgerichte felbh, fo auch fehr richtig Schon jetzt, hehen,
noch nicht zur Fürbitte gebeugt, Maria und Johannes der Täufer. Ueber der
von Cherubim gefchloffenen Glorie Chrihi Schweben Engel mit den Leidens-
werkzeugen. Die Räume rechts und links neben Chrihus und dem Engel des
Lebens find von unten nach oben mit einander entsprechenden Gruppen der
Heiligen des Alten Bundes und der Apohel, mit Märtyrern und Märtyrerinnen,
mit den Aeltehen, welche ihre Kronen niederlegen, erfüllt, fo dafs durch das
ganze gewaltige Bild ein klarer Aufbau mit deutlicher Gruppenbildung und
Gliederung der grofsen Mafien geht, die noch durch die Rundung der Wand
unterhützt worden wäre: durch das Fehlen diefer Rundung auf der Skizze tritt
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