Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

DOI Artikel:
Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 3, Kampf und Ausgang
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0121
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
io8

CORNELIUS.

das Schichtenartige Bärker hervor, als es in der Ausführung fühlbar gewefen
wäre: Cornelius betont dies felbfl Ichon in dem Briefe an den König, in welchem
er dielem die Vollendung des Bildes anzeigt (bei Förtter II, S. 378 ff). Der
Eindruck auf den König war ein fehr günftiger, fo fehr, dals diefer fogar Bch
allmählich in die Abweichungen von feinen Vorfchriften hineinzudenken hoffte:
der Maler Henlel berichtet darüber an Cornelius in begeiflertfler Weife (ebendafelbB
II, S. 384 ff). Und Bcherlich hat Cornelius, nachdem er einmal Bch an das
Werk gemacht, es mit feinem tiefen Geifle, vor Allem mit der Gröfse der
CharakteriBik in den Köpfen erfüllt und eine erhabene Feierlichkeit der Erlcheinung
erreicht. Das Alles aber kann nicht über das Bedauern hinaushelfen, dals
er jetzt, da leine 3 Tage gezählt & waren, nicht bei feinem Hauptwerke hatte
bleiben können.
Nun aber durfte er wenigltens zu ihm zurückkehren: er hat es nicht mehr
verlaffen, bis ihn der Tod von der Arbeit abrief. Freilich wurde die ihm 1860
neu auftauchende Hoffnung an eine farbige Ausführung der Friedhofshalle,
wodurch er bewogen wurde, 1861 für immer nach Berlin zurückzukehren, nicht
erfüllt. Um lo eifriger und unabläffger betrieb er die Ausführung der Kartons
im Grolsen. Diefe lind in den Belitz des Staates übergegangen und feit dem
Bau der Nationalgalerie in den befonders für lie errichteten Sälen zu bleibender
Betrachtung ausgeftellt. Die Photographilche Gefelllchaft hat lie in grolsem,
und neuerdings auch in kleinerem Formate veröffentlicht, fo dals lie gleich den
Glyptothekkartons in einem handlichen Hefte leicht erreichbar lind. Cornelius
hatte lieh, feinem Charakter gemäls, wie eint! bei Romeo und Julia, rafch an
die Scene gemacht, bei der es «fo recht ans Maffakrieren geht» (VII, S. 27):
es waren die apokalyptilchen Reiter mit den die Schalen des Zornes ausgiefsenden
Engeln darüber und den wunderbaren Troltbildern: die Gefangenen befuchen, die
Trauernden trölten, die Verirrten geleiten, unterhalb (liehe Abbildung S. $7).
An lie Ichloffen lieh die übrigen Bilder der vierten Wand, die mit ihren minder
häufig verwendeten Gegenltänden dem Meifter einen grölseren Reiz bieten mulsten,
als die häufiger behandelten der anderen Wände. Zugleich aber boten lie das
WichtigBe der ganzen Entwickelung, die letzten Dinge. Aulser diefer Wand
lind nur noch die Mittelbilder der zweiten und dritten Wand fertig geworden,
erlteres fogar nur als Hilfskarton: beide tragen in der Art der Zeichnung Barke
Spuren der erlahmenden körperlichen Kraft — die geiBige Kraft blieb bis zuletzt
ungebrochen.
Diefe Kartons Bnd nun aber nicht nur genauere Durchführungen der Ent-
würfe — Be Bnd reifere Durcharbeitungen, die Veränderungen darin durchweg
Verbeflerungen, welche die KompoBtion klarer, die CharakteriBik Ichärfer, die
Bezüge entlchiedener werden Iahen. Manches im erBen Sturme der BegeiBerung
Hingeworfene wird veredelt, wie bei der hingeBürzten Babel, welche nicht nur
in ihrer Lage, in dem Loslaffen des Pokales die Sache beffer trifft: es fehlt der
nichts weniger als Ichöne Zug, dals eines der Thiere die HingeBtirzte in den
Schenkel beiist, ebenfo die DarBellung eines der Thiere als eines Schweines:
die nach der Gefallenen gierenden Köpfe Bnd weit wirklamer, als der Bils felbB,
und die Entfernung des unreinen Thieres iB nur angenehm und verringert
 
Annotationen