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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Frimmel, Theodor von: Josef Anton Koch: geb. zu Obergiblen am 27. Juli 1768, gest. zu Rom am 12. Januar 1839
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https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0138
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WANDERUNG NACH ITALIEN.

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nämlich das Faulheber. In meiner Wohnung lagen acht Perfonen auf den Tod,
fünf Farben, auch meine vielgeliebte ragaxzina ging drauf, ich aber kam wieder
auf die Beine und blieb feitdem gefund.« So fchreibt Koch in demfelben Briefe.
Kochs Wanderung nach Italien dürfte im Winter von 1794 auf 179$ ge-
fchehcn fein. Die verläfslichen Quellen lauten dahin. Wenn Koch in alten
Tagen das Jahr 1796 nennt, fo fällt das nicht fchwcr in die Wagfchale; erzählt er
doch zu gleicher Zeit, er fei drei (hatt zwei, wie er im Jahre 1805 fchreibt) Monate
in Neapel geblieben.
In den erFen Jahren feines römifchcn Aufenthaltes fcheint Koch die tiefflen
Kunfteindrückc feines Lebens empfangen zu haben. An CarFens und Wächter
fchlofs er hch enge an. ))Von diefen beiden Künfllern habe ich viel gelernt, be-
fonders von CarFens«, fo äufserte hch der alte Koch gegen Maler Flatz. "Ich
wohnte auch ein paar Jahre mit Thorwaldfen zufammen.«
Auf den Umgang mit Carftens ih hier jedenfalls am meiflen zu achten.
Koch copirtc nach Zeichnungen des Schleswiger MeiFers. Wir wiffen, dafs er
eine Reihe von Compohtionen zu den Argonauten nach CarFens radirte und
können unfehwer in fpäteren Compohtionen Kochs Anklänge an die damals er-
fafsten Bilder CarFens'fchen Urfprungs nachweifen. Als Beifpiel fei der Raub des
Ilylas durch die Nymphen genannt. Koch hat auf feine zahlreichen DarFellungen
diefes GegenFandes (Racxynski lagt, der Raub des Hylas fei heben Mal von
Koch gemalt worden, die Figur des hinhnkenden Ilylas von CarFens herüber-
genommen. So auf der Zeichnung Nr. 6347 der Wiener Akademie und auf dem
Aquarell in Stuttgart, ferner, wenn ich nicht irre, auf dem Gemälde im Städel-
fehen InFitut (Nr. 40$). H)
Die Nymphen bei Koch zeigen viel geringere UebereinFimmung mit denen
bei CarFens; die Landfchaft endlich iF gänzlich neu erfunden und dürfte auch auf
den einzelnen Wiederholungen von Kochs Iland mancherlei Variationen zeigen. ' *')
Wer den Zufammenhang xwifchcn Koch und CarFens genauer Fudiren wollte,
der würde in Kochs Compohtionen, befonders in denen zu Dante, gar manche
GeFalt finden, die in ihrem Wefen auf CarFens zurückgeht. Der fauFkämpfende
Pollux und Amykos auf Taf. XII. der Argonauten fcheinen Koch fehr tief im
Gedächtnifs geblieben zu fein. Ebenfo die arbeitenden Helden auf Taf. IV, der
Centaur Chiron auf Taf. VI und die Riefen auf Taf. IX. Hatte doch Koch die
BegeiFerung für Dante nirgends anders her als von dem älteren Genoffen. FaF
aus jeder Periode feiner KünFlerlaufbahn find uns Zeugniffe dafür überliefert,
dafs er hch mit Dante's Divina Commedia eingehend befchäftigt habe; die un-
zähligen Blätter mit Compohtionen zu Dante fprechen allein fchon dafür. Grofse
Stücke des Gedichtes wmfste er auswendig; junge Ankömmlinge in Rom, die hch
ihm vorFellten, fragte er häufig vor allem Andern, ob he Dante gelefen hätten.
Wurde bejaht, dann war er zufrieden. So war es, als Beda Weber 1829 mit dem
alten Koch zufammentraf, fo auch, als Führich zu dem greifen KünFler kam^).
Wenn trotz diefer BegeiFerung die Dante-Compohtionen Kochs nicht allen
Anforderungen cntfprechen, die man an derlei Dinge zu Fellen gewohnt iF, fo
liegt das gewifs nicht an geringem VerFändnifs oder wenigem Eindringen in
den GeiF des Gedichtes, fondern an Kochs mangelhafter Kenntnifs der Anatomie.
 
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