Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

DOI article:
Frimmel, Theodor von: Josef Anton Koch: geb. zu Obergiblen am 27. Juli 1768, gest. zu Rom am 12. Januar 1839
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0147
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20

JOSEF ANTON KOCH,

geübt in der Fresco-Technik, dazu kränkelnd, war er der ihm gehellten Aufgabe
nicht gewachten. Seine Formgebung ift in den grofsen Dimenhonen mangelhaft;
das Colorit war auch fonft nicht feine ftärkfte Seite. Diefes Zurückgehen feiner
Kraft tritt uns auch deutlich vor Augen in den Bleiftiftfkizzen, die der Künhlcr
dem jungen Führich, der in den Jahren 182/ bis 182p in Rom weilte und gleich-
falls in der Villa Mafhmi befchäftigt war, ins Skizzenbuch gezeichnet hat^^).
Wenn die beiden Künfller in der Villa den Tag über gearbeitet hatten, nahm
Koch häufig das Skizzenbuch des jüngeren Fachgenoffen und zeichnete in das-
fclbe eine landfchaftliche Skizze nach der Natur. Eine intereffante Schilderung
von der Perfönlichkeit des alten Koch giebt Führich in einem längeren Briefe,
den er am 13. October 1827 an die Seinen nach Prag fchrieb:
wSo ein Mann ift mir im Leben noch nicht vorgekommen, diefe kindliche,
falt kindifche Schlichtheit bei foviel Meifterfchaft, diefer Lcbcnsmuth, diefe
Jugendlichkeit und productive Kraft bei diefem Alter. Es würde Euch un-
endlich freuen, wenn Ihr ihn kennen folltet. Er flapft bei feiner nicht unbe-
deutenden Corpulenz trotz jedem Jungen in und um Rom herum, wobei er
lieh eines ungeheuer langen und dicken Knotenftockes bedient, von den hiefigen
Ktinftlern aus Scherz die Ramme genannt. Damit ltöfst er auch gegen die
Thüren, um feine Gegenwart kund zu geben, wenn ihm nicht gleich aufgemacht
wird.« Führich fpricht hierauf von Kochs Vielfeitigkcit, lobt dann fein Gemälde
Ruth und BoasSH), berührt flüchtig feine Familienverhältniffe, weift auf feinen
Fleifs hin und fährt darauf fort:
"Noch einer Eigenheit diefes durchaus originellen Mannes mufs ich ge-
denken; gewiffe Kleinigkeiten, ein Wort, ein Ton u. dgl., können ihm auf lange
Spafs und Vergnügen machen, wie einem Kinde. Lernt er Jemand kennen oder
kommt Jemand mit einem etwas fonderbaren Namen hier an, fo kann ihm diefer
Name wochenlang im Kopfe liegen und er fagt ihn für fleh her, wo er immer
fteht und geht, zu Haufe, auf der Strafse und ftöfst dabei mit feiner Ramme
gegen das Pflafter und lacht und freut fleh darüber, dafs es fo wunderlich Zeug
in der Welt giebt. Das dauert denn fo fort, bis irgend etwas Neues diefer Art
das Alte verdrängt, was für ihn immer ein neuer Jubel ift. Man kann ihn auch
in der That nicht fehen, ohne zu lächeln und heiter zu werden. Sein ganzer
Charakter fpricht fleh in feinem röthlichen, wohlhäbigen Geflehte, von weifsen
Haaren umfpielt und mit einer farbenbefleckten Mütze bedeckt, aus . . .«
Beachtenswerth ift auch das, was Führich von Kochs Benehmen fagt, wenn
fle Beide von der Villa Maffimi zurückkehrten: wln wunderlichen Sprüngen
galoppirt er vor mir einher mit Gefang und hochgefchwungener Ramme, was fleh
bei feiner kleinen, dicken Figur fo pofflerlich ausnimmt, dafs ich gewöhnlich vor
Fachen ftehen bleiben mufs, was ihn dann wieder ungemein erfreut.«
Von kleineren Arbeiten Kochs aus jener Zeit erfahren wir aus dem hier
mehrfach benutzten Briefe des Künftlcrs vom 12. November 1825, dafs Koch
damals ein Bild mit der ^Hochzeit aus dem Don Quixote in einer Landfchaft«
gemalt habe, "mit dem Ritter von der traurigen Geftalt und dem Sancho Panfa,
 
Annotationen