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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,2): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Schmarsow, August: Pierre Prudhon: geb. zu Cluny 1758, gest. zu Paris 1823
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https://doi.org/10.11588/diglit.36324#0199
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PIERRE;-PAUL PRUDHON.

in denen das göttliche Genie des grofsen Malers am hellBen leuchtet." a Meiner
Meinung nach," fchreibt er, afind he das BeBe, was er gefchaEen, am tiefBen
empfunden und am höchhen im Ausdruck; aber — es folgt ein Nachfatz —
Einer, der ihn weit übertroffen hat im Gedanken, in der Richtigkeit des Gefühls,
der Perfpektive, u. f. w., das iE der unnachahmliche Lionardo da Vinci, der Vater,
der Fürh, der Erhe unter allen Malern. Sein Abendmahl iE das erbe Gemälde
der Welt, das MeiBerBück der Malerei. Alle Qualitäten der Kunh find darin
vereinigt im höchften Mafse. Steht man davor, fo wird man nicht müde, es zu
bewundern, fei es als Ganzes, fei es jede Einzelheit befonders. Es ift eine un-
verhegbare Quelle für Studien und Betrachtungen. Der Anblick diefes einen
Bildes müfste genügen, einen genialen Menfchen foweit zu vervollkommnen, dafs
er felbh Raffael gleich käme, ja überträfe; denn hier ih Alles gegeben. Indeffen
Wenige beachten nicht dies Werk allein, fondern überhaupt was man von Lio-
nardo lieht. Entweder geht das Verdienft diefes grofsen Mannes zu weit über
ihr Verhändnifs hinaus, oder was er gefchahen, ift zu vollkommen, als dafs
ihnen einlallen könnte, eine Annäherung an feine Weife zu wagen, die völlig als
Unmöglichkeit erfcheint." —
Prudhon fcheint darnach die heifsen Sommermonate fchon des erften Jahres
benutzt zu haben, nach dem Beifpiel der Penlionäre in Villa Medici eine Reife
über Florenz nach Oberitalien zu machen, wo er nicht nur in Mailand die traurigen
Reite von Lionardo's Abendmahl gefehen, fondern auch den Meilter bewundert,
der ihm zeitlebens dann das lieblte Vorbild geblieben: Correggio. Allegri's
Malereien zu Parma im Dom, in San Giovanni, im Klofter San Paolo treten um
diefe Zeit mächtig und wirkfam in den Kreis feiner Anfchauungen.
Die Verpflichtung, für die Stände von Burgund eine Kopie auszuführen, die
für die Decke ihres Sitzungsfaales zu Dijon beltimmt war, rief ihn nach Rom
zurück. Gern hätte er einen der Teppiche Raffaels oder das Abendmahl ge-
wählt ; aber feine Gönner bevorzugten Guido Reni's Aurora im Cafino Rofpiglioh,
und als die Erlaubnifs hierzu verfagt ward, verfielen he gar auf das koloffale
Effektftück des Pietro da Cortona im Palazzo Barberini. Ihr Stipendiat mufste
einen Ausfchnitt aus der Mitte durch einige Veränderungen für ihre Zwecke
zurechtmachen. Bei diefer Arbeit zweifelhalten Werthes verlor er viel Zeit; dann
aber durfte er ganz unabhängig auf eigenem Wege lieh zu fördern fuchen. Zwei
Skizzenbücher, die uns erhalten lind, geben nur fpärliche Winke über den Gang
feiner Studien; lie enthalten meill kleine Figürchen nach der Antike, noch
änglilich mit mageren Strichen angedeutet; dann begegnet uns eine Statue des
Paris, wo lieh feine Zeichnung und feine Modellirung offenbart, ein Genius, und die
Gehalt eines Römers, der eine LaB trägt. Zwifchen winzigen Aktfiguren mit
Earker Muskulatur erfcheint «der entwaEnete Amor" nach Correggio! Hier und
da leicht hingeworfene FrauengeEalten in hiefsender runder Bewegung. Daneben
aber hat er lieh StoEe angemerkt, die ihn befchäftigt, leere SchriEzeichen freilich,
die den erBen Gedanken zu mancherlei Kompolitionen bedeuten, die er fpäter
ausgeführt, wenn auch nach mancherlei Wandlung : PAmour, — la Frivolite, —
Le Leger Badinage et le Repentir qui le suit, — PAmour et Psyche, — Jofeph
et Putiphar. Dann PAmour reduit ä la Raifon, — PAmour feduit PInnocence,
 
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