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Kinder des Malers in verschiedenen Lebensaltern <Nr. 657, Tafel XXIV, 659, 667, 677,
692, 695>, die junge Gattin war wohl das Modell zu der Skizze Nr. 662, Taf. XXIV).

Eine große Reihe von Zeichnungen vervollständigt das künstlerische Bild unseres
sympathischen Altwiener Meisters. Wir finden darunter eine ganze Reihe von Ent-
würfen ausgeführter und nicht ausgeführter Gemälde <z. B. Nr. 602 als Variante zu
Nr. 652, 619, 620, 622, 631, 632, 638, 648, 665, 679, 684, 691, 695, 697),. inter-
essante Interieurs, darunter Salons einer vornehm eingeriditeten Wohnung <Nr. 611
bis 617, 698), Figurenstudien usw. Entzüd<end sind die Blätter mit vielen, lebhaft
bewegten winzigen Figuren und Grüppchen <wie Nr. 603, 618, 632, 668, 669, 693,
694> und die Kinderstudien <610, 618, 624.. 626, 643, 647, 653, 664), zu denen
dem glüddichen Vater wohl zumeist seine eigenen Sprößlinge als Modell dienten.
Eine Reihe von Zeichnungen und Aquarellen stellt Landschaften aus der Wachau
dar, die Schindler wohl als einer der ersten Wiener Künstler »entdeckt« hat <Nr. 605,
635, 637, 642, 680, 685, 690).

Auf sein engeres Berufsgebiet verweisen die Nr. 629, 639, 682, 699, auf sein
antiquarisches Interesse Nr. 690, 701 (romanische Skulpturen vom Stephansdom).

Zeitlich stehen an der Spitze der Zeichnungen zwei Konvolute mit Akademie-
zeichnungen des damals Zweiundzwanzigjährigen <707, 708) die trotz ihres vorge-
schriebenen akademischen Schulcharakters in ihrer sicheren breiten Durchführung dem
guten Blid\e seines Entded\ers Fendi vollkommen rechtgeben.

Alle diese Zeichnungen bekunden eine sichere Beobachtungsgabe, namentlich ein
scharfes Erfassen der Bewegungsmotive, wie überhaupt Schindlers Hauptstärke in
der Beherrschung der menschlichen Figur liegt, während er in der Landschaft weniger
Ersprießliches geleistet hat.

Das bisher recht verschwommene Bild der künstlerischen Tätigkeit unseres Meisters')
erfährt durch den vorliegenden Nadilaß eine wesentliche Klärung. Wenn Albert
Sdiindler auch nicht in eine Reihe mit Fendi, Danhauser oder gar Waldmüller gestellt
werden kann, so behauptet er dodi als stets sympathischer, ehrlicher und gemütvoller
Wiener Genrebildmaler in Ehren seinen Platz neben Eduard Ritter, Friedrich Treml,
Ranftl und nimmt damit unter den Meistern des Altwiener Sittenbildes eine hervor-
ragende Stellung ein.

*> L. Hevesi erwähnt in seiner »Österr. Kunst im 19. Jahrh.« <Leipzig 1903), S. 48 den Künstler
nur in einer Zeile und macht ihn dabei noch irrigerweise zum Bruder Karl Schindlers und zum Soldaten^
maier.

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