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Dorotheum <Wien> / Kunstabteilung [Editor]
Versteigerung von Münzen und Medaillen: Spezialsammlungen: Münzen und Medaillen Leopolds II., Kärntner Münzen, Münzen der Steiermark, römische Provinzialmünzen ; Versteigerung: Dienstag, den 18., Mittwoch, den 19., und Donnerstag, den 20. November 1941 — Wien, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.9817#0005
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Die hier zur Versteigerung kommende Sammlung von rund 1700 römi-
schen Münzen ist ,vor allem bemerkenswert durch den außergewöhnlich
großen Bestand von rund 600 Kolonial- oder Provinzialmünzen, eine Zahl,
wie sie seit mehr als 25 Jahren in solcher Geschlossenheit und mit solchen
seltenen Stücken nicht zur Versteigerung gelangte. Das gibt wohl die Be-
rechtigung zu einigen Bemerkungen über die römischen Provinzialmünzen.

Die römische Reichsprägung hatte bereits unter Nero ihren künstlerischen
Höchststand erreicht, von da an verfiel sie in eine sich steigernde Einförmig-
keit, die auch durch die Schaffung des Antoninians am Anfang des dritten
Jahrhunderts unserer Zeit nicht mehr unterbrochen wurde.

Anders liegen die Dinge bei der Münzprägung der Städte der östlichen
Reichsteile. Wohl hat auch die griechische Münzprägung seit dem dritten
Jahrhundert vor unserer Zeit ihren Niedergang erlebt, aber niemals sank
die Münze des Ostens auf das Niveau der römischen Bronzemünzen im letzten
Jahrhundert vor der Zeitwende. Der Gedankenreichtum, die Freude am dar-
zustellenden Gegenstand und der künstlerische Formensinn blieben im Osten
erhalten, und hier wirkte sich die Autonomie, deren sich die römischen
Kolonien und Provinzen stets erfreuten, äußerst befruchtend auf die Münz-
prägung aus. Und so Überbielen sich durch mehr als zwei Jahrhunderte die
Provinzialmünzen förmlich an bildnerischer Mannigfaltigkeit. Dazu kam,
daß sich die asiatischen Städte des Römerreiches trotz der Mißwirtschaft
der meisten römischen Statthalter durch großen Reichtum auszeichneten, der
auch eine große Zahl von Silbergroßmünzen, wie sie die Reichsprägung
seit den Punischen Kriegen nicht kannte, in Umlauf brachte. Aber es kam
nach Nero im Osten des Reiches auch künstlerisch ein neuer Aufschwung,
der sich in vielen Münzen von Caesaraea oder Antiochia oder Alexandria
prächtig manifestierte.'

Trotz der in dieser Münzprägung anfänglich fast ausschließlich ge-
brauchten griechischen Schrift ist es durchaus unrichtig, diese im Römischen
Reiche nach Reichsvorschriiten geprägten, an den Reichsmünzfuß angepaßten
und deshalb im ganzen Reiche gültigen Münzen als griechische Münzen zu
bezeichnen. Der Unterschied zwischen der wirklichen griechischen Münze
(beispielsweise aus der Zeit des Perikles oder Alexanders) und den römischen
Provinzialmünzen ist so himmelhoch und die Ähnlichkeit der Provinzial-
münzen mit den gleichzeitigen römischen Reichsmünzen ist sowohl nach
Metall wie nach Schrötling und Prägetechnik so groß, daß bereits seit rund
dreißig Jahren in steigendem Maße die Bezeichnung dieser römischen
Münzen als „Griechen" bekämpft wird. Daß noch so viele öffentliche
Sammlungen daran festhalten, ist wohl auf die mit einem Systemwechsel
verbundene ungeheure Mehrarbeit, vielleicht auch auf einen gewiß nicht
unverständlichen Konservativismus zurückzuführen.

Daß noch viele Sammler diesen so schönen und interessanten Münzen
einigermaßen ablehnend gegenüberstehen, war großenteils darin begründet,
daß für dieses Gebiet keine geeignete Literatur bestand. Neben dem schon
 
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