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Dreier, Franz Adrian
Zur Geschichte der Kasseler Kunstkammer — Kassel, Basel: Bärenreiter-Verlag, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.51076#0007
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Zur Geschichte der Kasseler Kunstkammer
Von Franz = Adrian Dreier
Die Kunstkammer der Landgrafen von Hessen=Kassel, einst Anziehungs-
punkt für Kunstfreunde und Gelehrte aus allen Teilen Deutschlands und
des übrigen Europa, Keimzelle aller späteren Kasseler Sammlungen, hat ihre
Bedeutung trotz wechselhafter, mit schweren Verlusten verbundener Schicksale
bis heute nicht eingebüßt. Dennoch fehlt bislang die zusammenfassende Dar-
Stellung ihres Werdens im Laufe der Jahrhunderte1. Julius von Schlosser,
der die Kunst= und Wunderkammern der Spätrenaissance als erster einer
eingehenden Würdigung unterzogen hat2, beschränkte sich in seinen Ausfüh-
rungen als Modell weitgehend auf das Schloß Ambras des Erzherzogs Fer-
dinand von Tirol und erwähnt Kassel nur kurz. Den bedeutendsten Beitrag
zur Erforschung der Kasseler Kunstkammer hat C. Alhard von Drach mit
seiner archivalischen Publikation über die Silberarbeiten geliefert3. Einzelne
Kapitel finden sich in den Denkmalsinventaren des Reg. Bez. Kassel4, denen
zumeist die im folgenden Text ebenfalls herangezogenen und ausführlich
zitierten, seit dem 17. Jahrhundert erschienenen Beschreibungen und Berichte
zugrundeliegen5. Manch wertvollen Aufschluß würde vermutlich die gründ-
liehe Sichtung des noch im Marburger Archiv verbliebenen Aktenmaterials
bringen. Doch bliebe eine Fülle von Fragen unbeantwortet, wenn nicht die
über das bloß Lokale sich erhebende kunstwissenschaftliche Auswertung der
verschiedenen Quellen fortgesetzt würde, die der leider zu früh verstorbene
Rudolf Hallo in erfolgreichen Ansätzen begonnen hat6.
Dunkel breitet sich nach wie vor über die Herkunft der ältesten Kasseler
Kunstkammerstücke. Sie stammen z. T. noch aus der Zeit der Kreuzzüge, in
der allein die Kirche als systematische Bewahrerin vergangenen und zeitge-
nössischen Kunstgutes auftritt, um jene unermeßlichen Schätze zu häufen,
die sich — bedingt durch den Reliquienkult — in den Heiltumsbüchern des

1 Dieser Sachverhalt gab den Anlaß zur Veröffentlichung der vorliegenden Studie.
Ihr liegt das Manuskript eines Vortrages zugrunde, den der Verf. am 14. No-
vember 1959 bei der Wiedereröffnung der Kunstkammer im Hessischen Landes-
museum zu Kassel gehalten hat. Sammlungsgegenstände werden im folgenden
nur dann besonders erwähnt, wenn sie urkundliche Lücken schließen helfen oder
in den herangezogenen Quellen genannt sind. Eine Arbeit, in der auf die Samm-
lungsgegenstände näher eingegangen wird, bereitet der Verf. gemeinsam mit
Wend von Kainein vor.
2 J. v. Schlosser: Die Kunst= und Wunderkammern der Spätrenaissance (Leipzig
1908).
3 C. A. v. Drach: Ältere Silberarbeiten (Marburg 1888).
4 Die Bau= und Kunstdenkmäler im Reg. Bez. Cassel, Bd. VI (Kassel 1923).
5 Im folgenden zitiert.
6 Im folgenden zitiert.
 
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