POLITISCHE PARTEIEN
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Arbeiter? Seht hier den wahren Arbeiter! ruft die Sozial-
demokratie, und zeigt uns einen kraftvollen, allein von
blindem Fanatismus erfüllten, urteilslosen Menschen, der
einen instinktiven Hass gegen die Kultur empfindet und
verhöhnt, was den andern heilig ist. Seht hier den
wahren Arbeiter! rufen die Ultramontanen, und zeigen uns
einen ergebenen, demütigen, autoritätsgläubigen Frömm-
ler. Seht hier den wahren Arbeiter! rufen die politischen
Scharfmacher, und zeigen einen höchst verwegenen und
gefährlichen Gesellen, Königsmörder, Dynamitarden und
Kirchenschänder. Kurz, jede Partei behauptet, allein den
wahren Arbeiter zu kennen oder zu vertreten; aber das
einzige, was diese Behauptungen bündig beweisen, ist,
dass der deutsche Arbeiter den Deutschen unerkennbar
ist. Und damit scheidet er aus dem Kreise der Kultur aus;
denn Kultur bedeutet das Reich der Erkennbarkeit und
Sichtbarkeit, bedeutet die vollkommene Ausprägung aller
Stände, Berufe, Eigenschaften, Persönlichkeiten und ihre
Vereinigung zu schöpferischem Wirken. Allein so wenig
wir den Arbeiter zu erkennen vermögen, so wenig ver-
mag auch er uns andere, vermag er den Landwirt, den
Kaufmann, den Gelehrten, den Künstler zu erkennen.
Wo ist die politische Partei in Deutschland, die in Tat
und Wort einen Stand oder eine Klasse so verträte und
zum Ausdruck brächte, dass wir ihre Gestaltungskraft,
ihren Wert, ihren Adel, ihre Schönheit zu erkennen ver-
möchten? Wo ist die politische Partei in Deutschland,
die eine Klasse allen andern anziehend, verehrungswür-
dig, vorbildlich machte, so dass wir uns trotz aller Inter-
essengegensätze und über sie hinweg sagen müssen, dass
die Menschen dieser Klasse köstliche Elemente unseres
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Arbeiter? Seht hier den wahren Arbeiter! ruft die Sozial-
demokratie, und zeigt uns einen kraftvollen, allein von
blindem Fanatismus erfüllten, urteilslosen Menschen, der
einen instinktiven Hass gegen die Kultur empfindet und
verhöhnt, was den andern heilig ist. Seht hier den
wahren Arbeiter! rufen die Ultramontanen, und zeigen uns
einen ergebenen, demütigen, autoritätsgläubigen Frömm-
ler. Seht hier den wahren Arbeiter! rufen die politischen
Scharfmacher, und zeigen einen höchst verwegenen und
gefährlichen Gesellen, Königsmörder, Dynamitarden und
Kirchenschänder. Kurz, jede Partei behauptet, allein den
wahren Arbeiter zu kennen oder zu vertreten; aber das
einzige, was diese Behauptungen bündig beweisen, ist,
dass der deutsche Arbeiter den Deutschen unerkennbar
ist. Und damit scheidet er aus dem Kreise der Kultur aus;
denn Kultur bedeutet das Reich der Erkennbarkeit und
Sichtbarkeit, bedeutet die vollkommene Ausprägung aller
Stände, Berufe, Eigenschaften, Persönlichkeiten und ihre
Vereinigung zu schöpferischem Wirken. Allein so wenig
wir den Arbeiter zu erkennen vermögen, so wenig ver-
mag auch er uns andere, vermag er den Landwirt, den
Kaufmann, den Gelehrten, den Künstler zu erkennen.
Wo ist die politische Partei in Deutschland, die in Tat
und Wort einen Stand oder eine Klasse so verträte und
zum Ausdruck brächte, dass wir ihre Gestaltungskraft,
ihren Wert, ihren Adel, ihre Schönheit zu erkennen ver-
möchten? Wo ist die politische Partei in Deutschland,
die eine Klasse allen andern anziehend, verehrungswür-
dig, vorbildlich machte, so dass wir uns trotz aller Inter-
essengegensätze und über sie hinweg sagen müssen, dass
die Menschen dieser Klasse köstliche Elemente unseres
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