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Wionski, Heinz; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Bad Nauheim bis Florstadt — Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.54524#0258
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Bad Vilbel - Dortelweil


Dortelweil vom linken Nidda-Ufer aus mit der evangelischen Pfarrkirche auf einer Hangterrasse; Stadtarchiv Bad Vilbel

Dortelweil
Der historische Ortskern Dortelweils liegt in einem
weiträumigen Abschnitt des Nidda-Tals auf einer fluß-
nahen Geländeterrasse, die zum Ufer hin steil abfällt.
Die älteste schriftliche Quelle über eine Ortschaft glei-
chen Namens geht in den Güterverzeichnissen der
Reichsabtei Lorsch auf das Ende des 8. Jahrhunderts
zurück. Eine genauere Jahresangabe ist aufgrund spä-
terer Übertragungsfehler nicht mehr möglich. Der auf
-weil endende und vom lateinischen villa abzuleitende
Ortsname deutet an, daß es sich hier um ein Sied-
lungsgebilde in der Nähe aufgegebener römischer
Gutshöfe handelt. Tatsächlich sind solche in der Dor-
telweiler Gemarkung belegbar. Allgemein ist davon
auszugehen, daß nach dem endgültigen Fall des Limes
im Jahre 260 n.Chr. eine feste Besiedlung des zuvor
römischen Gebiets nicht sofort, sondern mit einiger
Verzögerung ab dem 5. Jahrhundert erfolgte. Ob die
Bevölkerung dabei noch alamannischen oder bereits
fränkischen Ursprungs war, muß im Falle von Dortel-
weil offenbleiben.
Eindeutig der fränkischen Besiedlung zuzuordnen
sind die nordwestlich des heutigen Ortskerns gefunde-
nen Reihengräber aus dem 6. bis 8. Jahrhundert. Ihre
Lage zeigt, daß sich die folgende Siedlungstätigkeit

näher an der Nidda vollzog. Für den weiteren Verlauf
des Mittelalters fällt auf, daß die in Dortelweil an eine
Vielzahl von Adeligen vergebenen Lehen unmittelbar
aus königlicher Hand vergeben wurden. Als Konse-
quenz der ausgeprägten Präsenz des Deutschen Rei-
ches ist es nicht überraschend, daß die Funktion des
Grundherren in Dortelweil der seit 1372 nominell
reichsunmittelbaren Stadt Frankfurt zukam. Eine Ur-
kunde aus dem Jahre 1367 belegt das Recht Frank-
furts, in Dortelweil den Schultheiß einzusetzen sowie
das Gericht abzuhalten. Seit 1381 war Dortelweil in
ein Frankfurter Landamt mit Sitz in Bonames einbezo-
gen, zu dem neben dem Amtsort noch Nieder-Erlen-
bach, Sulzbach und Soden gehörte. Die Zugehörigkeit
Dortelweils zu Frankfurt währte bis 1866, als die einst
freie Reichsstadt von Preußen annektiert wurde. Dor-
telweil kam zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt,
das seine Eigenstaatlichkeit innerhalb des Norddeut-
schen Bundes und des Kaiserreiches von 1871 bewah-
ren konnte. Verwaltungsmäßig war Dortelweil seit
1866 Teil des Landkreises Vilbel, der 1874 in den
Landkreis Friedberg eingegliedert wurde. Seine Ei-
genständigkeit als Gemeinde verlor Dortelweil zum
1.1.1972, als es Stadtteil von Bad Vilbel wurde.

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