ORTSKARTE 3
03 NORDSTADT/13 HAINHOLZ/
11 VAHRENWALD
Der Kartenausschnitt zeigt den Stadtteil
Nordstadt, den überwiegenden Bereich von
Hainholz und Vahrenwald sowie im Süd-
osten einen Teil von Mitte.
Nordstadt
Der sich in der Leineaue südwestlich der
Nienburger Straße erstreckende denkmal-
werte Grünbereich des seit 1835 zum Land-
schaftsgarten umgestalteten Georgengarten
hebt sich deutlich von der sonstigen Bebau-
ung der Nordstadt ab. Eine Ausnahme bildet
nur der angrenzende Weifengarten mit dem
ehemaligen Weifenschloß (1875-79 Umbau
als Technische Universität), dessen ursprüng-
liche Anlage mit dem Schlößchen Mont-
brillant in engem Entstehungszusammenhang
mit den adeligen Sommersitzen des Georgen-
gartens gesehen werden muß.
Neben diesen mit der Residenznahme Han-
novers und der Entstehung der Herrenhäuser
Gärten verbundenen Bereichen hat sich von
der Erstbebauung der Steintorgartengemein-
de, aus der sich die Nordstadt entwickelte,
nur ein klassizistischer Fachwerkbau erhal-
ten, dessen Lage am Judenkirchhof auf eine
weitere frühe Nutzung des Gebietes verweist:
Seit der Mitte des 17. Jh. diente eine Sand-
düne als jüdischer Begräbnisplatz. Alter und
Zahl der Grabsteine sowie die ungestörte
Gesamterhaltung weisen den Platz als ein
Kulturdenkmal von hoher Bedeutung aus.
1861 wurde an der Strangriede der neue
„Israelitische Friedhof" angelegt. Etwa gleich-
zeitig entstand ebenfalls an der Strangriede
der neue St. Nikolai-Friedhof, der mit der
Schließung des Nikolaifriedhofes (vgl. 01
Mitte) 1860 notwendig geworden war.
Die Verteilung der Denkmale im Stadtteil
läßt im übrigen Rückschlüsse auf den Grad
der Kriegszerstörung zu. Östlich des Engel-
bosteler Damms in der Nähe des Güterbahn-
hofs stehen an denkmalwerter Bausubstanz
nur noch der Turm der Marienkirche mit
Pfarrhaus, westlich sind zwar schwere Zer-
störungen im „Blumenviertel" (Tulpenstra-
ße, Lilienstraße usw.) zu verzeichnen (vgl.
die Abgrenzung des denkmalpflegerischen
Interessenbereichs), die sonstige Bebauung
wurde jedoch geringfügiger betroffen.
Die geschlossene Miethausbebauung verdich-
tet sich in einigen Straßenzügen aufgrund
ihrer gestalterischen Qualitäten und der Be-
deutung für die Stadtteilentwicklung zu ein-
drucksvollen Baugruppen unterschiedlicher
Entstehungszeiten (Asternstraße, Fliederstra-
ße, Hahnenstraße, Glünderstraße, Im Moore).
Daneben steht mit der Kleinwohnungsanlage
des Brüggemannhofes eine durch ihren ho-
hen Ausstattungsstandard und der eigenstän-
digen baukünstlerischen Leistung bedeuten-
des Ergebnis des baugenossenschaftlichen
Wohnungswesens.
Entlang der Gartenanlagen entstand an der
Nienburger Straße mit Seitenstraßen und
Wilhelm-Busch-Straße eine zum Teil villen-
artige Bebauung von hohem repräsentativen
Anspruch.
Schon mit der Eingemeindung 1859 wurde
die kirchliche Eigenständigkeit der ehemali-
gen westlichen Vorstadtorte durch den Bau
der neogotischen Christuskirche, einem
Hauptwerk C. W. Hases, gesichert. Ihre freie
Lage auf einem dreieckigen Platz gibt ihr
eine städtebaulich beherrschende Funktion.
Ähnliches gilt für die etwa 40 Jahre später
durch E. Hillebrand gebaute Lutherkirche,
deren Bau als Orientierungspunkt für die
Neuordnung des Straßennetzes diente. Süd-
lich entstand zwischen 1896 und 1930 ein
kleines „Schulzentrum", dessen Bauten die
Entwicklung bis hin zum Schulbau sachlich
moderner Prägung (Anna-Siemsen-Schule,
Architekt Elkart) dokumentieren.
Neben dem großen Komplex des 1892 an
der Haltenhoffstraße begonnenen städti-
schen Zentralkrankenhauses, dessen An-
lage noch heute die zur Erbauungszeit
moderne Lösung des Pavillonsystems zeigt,
errichtete man in Anlehnung an den Haupt-
bau der Technischen Universität eine Reihe
weiterer Universitätsgebäude, aus denen zwei
herausragen: das in renaissancistischen For-
men 1906—09 gebaute Chemische Institut
sowie das Franzius-Institut für Wasserbau-
technik, ein 1926 von Kassbaum entworfe-
ner Klinkerbau expressionistischer Gestal-
tungsweise.
Der im wesentlichen im letzten Drittel des
19. Jh. überplante und bebaute geschlossene
Bereich zwischen Engelbosteler Damm und
Schneiderberg ist wegen der nur geringen
Störungen der Struktur und der sie stützen-
den Bebauung und der daraus resultierenden
Bedeutung für den Stadtteil als denkmal-
pflegerischer Interessenbereich kartiert.
Vahrenwald/Hainholz
In beiden Stadtteilen wird die geringe Denk-
maldichte besonders deutlich. Auffallend
sind in Vahrenwald die großen Einzeldenk-
male der Continental-Gummi-Werke sowie
die Gruppen baulicher Anlagen im Bereich
der Philipsbornstraße/Jahnplatz, die den
Wohnungsbau der zwanziger Jahre doku-
mentieren. Als weiterer Einzelbau ist die
erste Schule des Stadtteils an der Alemann-
straße kartiert. Die Reste des Militärinstituts
an der Dragonerstraße sowie der Turm der
Lukaskirche und zwei bedeutende Wohn-
häuser aus der Zeit vor dem Ersten Welt-
krieg sind als Einzeldenkmale des östlichen
Stadtteilsbereichs auf der Karte 7 (Oststadt/
List) verzeichnet.
Die Ausweisung in Hainholz zeigt als Reste
des alten Dorfes die Marienkirche und einen
Vierständerbau an der Voltmerstraße. Der
Bahnhof und das Verwaltungsgebäude der
VSM verdeutlichen die industrielle Ent-
wicklung zu Anfang dieses Jahrhunderts.
Aus dieser Zeit stammt auch die Wohnhaus-
gruppe an der Chamissostraße, die als Ge-
nossenschaftsmodell entstand.
Kartengrundlage: Ausschnitt aus der Stadtkarte Hannover 1 : 10 000
Vervielfältigung mit Genehmigung der Landeshauptstadt Hannover — Stadtvermessungsamt —
vom 1.10.1981
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03 NORDSTADT/13 HAINHOLZ/
11 VAHRENWALD
Der Kartenausschnitt zeigt den Stadtteil
Nordstadt, den überwiegenden Bereich von
Hainholz und Vahrenwald sowie im Süd-
osten einen Teil von Mitte.
Nordstadt
Der sich in der Leineaue südwestlich der
Nienburger Straße erstreckende denkmal-
werte Grünbereich des seit 1835 zum Land-
schaftsgarten umgestalteten Georgengarten
hebt sich deutlich von der sonstigen Bebau-
ung der Nordstadt ab. Eine Ausnahme bildet
nur der angrenzende Weifengarten mit dem
ehemaligen Weifenschloß (1875-79 Umbau
als Technische Universität), dessen ursprüng-
liche Anlage mit dem Schlößchen Mont-
brillant in engem Entstehungszusammenhang
mit den adeligen Sommersitzen des Georgen-
gartens gesehen werden muß.
Neben diesen mit der Residenznahme Han-
novers und der Entstehung der Herrenhäuser
Gärten verbundenen Bereichen hat sich von
der Erstbebauung der Steintorgartengemein-
de, aus der sich die Nordstadt entwickelte,
nur ein klassizistischer Fachwerkbau erhal-
ten, dessen Lage am Judenkirchhof auf eine
weitere frühe Nutzung des Gebietes verweist:
Seit der Mitte des 17. Jh. diente eine Sand-
düne als jüdischer Begräbnisplatz. Alter und
Zahl der Grabsteine sowie die ungestörte
Gesamterhaltung weisen den Platz als ein
Kulturdenkmal von hoher Bedeutung aus.
1861 wurde an der Strangriede der neue
„Israelitische Friedhof" angelegt. Etwa gleich-
zeitig entstand ebenfalls an der Strangriede
der neue St. Nikolai-Friedhof, der mit der
Schließung des Nikolaifriedhofes (vgl. 01
Mitte) 1860 notwendig geworden war.
Die Verteilung der Denkmale im Stadtteil
läßt im übrigen Rückschlüsse auf den Grad
der Kriegszerstörung zu. Östlich des Engel-
bosteler Damms in der Nähe des Güterbahn-
hofs stehen an denkmalwerter Bausubstanz
nur noch der Turm der Marienkirche mit
Pfarrhaus, westlich sind zwar schwere Zer-
störungen im „Blumenviertel" (Tulpenstra-
ße, Lilienstraße usw.) zu verzeichnen (vgl.
die Abgrenzung des denkmalpflegerischen
Interessenbereichs), die sonstige Bebauung
wurde jedoch geringfügiger betroffen.
Die geschlossene Miethausbebauung verdich-
tet sich in einigen Straßenzügen aufgrund
ihrer gestalterischen Qualitäten und der Be-
deutung für die Stadtteilentwicklung zu ein-
drucksvollen Baugruppen unterschiedlicher
Entstehungszeiten (Asternstraße, Fliederstra-
ße, Hahnenstraße, Glünderstraße, Im Moore).
Daneben steht mit der Kleinwohnungsanlage
des Brüggemannhofes eine durch ihren ho-
hen Ausstattungsstandard und der eigenstän-
digen baukünstlerischen Leistung bedeuten-
des Ergebnis des baugenossenschaftlichen
Wohnungswesens.
Entlang der Gartenanlagen entstand an der
Nienburger Straße mit Seitenstraßen und
Wilhelm-Busch-Straße eine zum Teil villen-
artige Bebauung von hohem repräsentativen
Anspruch.
Schon mit der Eingemeindung 1859 wurde
die kirchliche Eigenständigkeit der ehemali-
gen westlichen Vorstadtorte durch den Bau
der neogotischen Christuskirche, einem
Hauptwerk C. W. Hases, gesichert. Ihre freie
Lage auf einem dreieckigen Platz gibt ihr
eine städtebaulich beherrschende Funktion.
Ähnliches gilt für die etwa 40 Jahre später
durch E. Hillebrand gebaute Lutherkirche,
deren Bau als Orientierungspunkt für die
Neuordnung des Straßennetzes diente. Süd-
lich entstand zwischen 1896 und 1930 ein
kleines „Schulzentrum", dessen Bauten die
Entwicklung bis hin zum Schulbau sachlich
moderner Prägung (Anna-Siemsen-Schule,
Architekt Elkart) dokumentieren.
Neben dem großen Komplex des 1892 an
der Haltenhoffstraße begonnenen städti-
schen Zentralkrankenhauses, dessen An-
lage noch heute die zur Erbauungszeit
moderne Lösung des Pavillonsystems zeigt,
errichtete man in Anlehnung an den Haupt-
bau der Technischen Universität eine Reihe
weiterer Universitätsgebäude, aus denen zwei
herausragen: das in renaissancistischen For-
men 1906—09 gebaute Chemische Institut
sowie das Franzius-Institut für Wasserbau-
technik, ein 1926 von Kassbaum entworfe-
ner Klinkerbau expressionistischer Gestal-
tungsweise.
Der im wesentlichen im letzten Drittel des
19. Jh. überplante und bebaute geschlossene
Bereich zwischen Engelbosteler Damm und
Schneiderberg ist wegen der nur geringen
Störungen der Struktur und der sie stützen-
den Bebauung und der daraus resultierenden
Bedeutung für den Stadtteil als denkmal-
pflegerischer Interessenbereich kartiert.
Vahrenwald/Hainholz
In beiden Stadtteilen wird die geringe Denk-
maldichte besonders deutlich. Auffallend
sind in Vahrenwald die großen Einzeldenk-
male der Continental-Gummi-Werke sowie
die Gruppen baulicher Anlagen im Bereich
der Philipsbornstraße/Jahnplatz, die den
Wohnungsbau der zwanziger Jahre doku-
mentieren. Als weiterer Einzelbau ist die
erste Schule des Stadtteils an der Alemann-
straße kartiert. Die Reste des Militärinstituts
an der Dragonerstraße sowie der Turm der
Lukaskirche und zwei bedeutende Wohn-
häuser aus der Zeit vor dem Ersten Welt-
krieg sind als Einzeldenkmale des östlichen
Stadtteilsbereichs auf der Karte 7 (Oststadt/
List) verzeichnet.
Die Ausweisung in Hainholz zeigt als Reste
des alten Dorfes die Marienkirche und einen
Vierständerbau an der Voltmerstraße. Der
Bahnhof und das Verwaltungsgebäude der
VSM verdeutlichen die industrielle Ent-
wicklung zu Anfang dieses Jahrhunderts.
Aus dieser Zeit stammt auch die Wohnhaus-
gruppe an der Chamissostraße, die als Ge-
nossenschaftsmodell entstand.
Kartengrundlage: Ausschnitt aus der Stadtkarte Hannover 1 : 10 000
Vervielfältigung mit Genehmigung der Landeshauptstadt Hannover — Stadtvermessungsamt —
vom 1.10.1981
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