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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0103
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BERGEN - WARDBÖHMEN

Wardböhmen liegt 6 km nordwestlich der
Stadt Bergen. Die Bundesstraße 3 begrenzt
das alte Dorf nach Westen. Sie geht auf die
Heerstraße zurück, die unter Napoleon zwi-
schen 1806 und 1812 trassiert worden ist. Die
Bahnlinie Celle-Beckedorf-Soltau führt öst-
lich an Wardböhmen vorbei. Die ursprüngli-
chen Hofstellen liegen im Halbkreis um eine
Talsenke. Dort waren seit jeher leicht Brun-
nen zu graben und Viehtränken anzulegen,
zudem war genügend Weideplatz für das
Jungvieh vorhanden. Westlich steigt die To-
pographie bis zum Falkenberg stetig an, der
mit 150 m die höchste Erhebung im Landkreis
Celle ist. Auf dem Sandberg am westlichen
Dorfrand stehen zwei Fernmeldetürme der
Bundespost, von denen der eine mit einer
Höhe von 70 m aus dem Jahr 1952 stammt,
der andere mit einer Höhe von 164 m aus dem
Jahr 1986.
Die meisten Hofstellen haben eine längs-
rechteckige Form in Nord-Süd-Ausrichtung.
Fast sämtliche Wohnwirtschaftsgebäude sind

mit dem Wirtschaftsteil nach Norden und dem
Wohnteil nach Süden orientiert. Eine Aus-
nahme bilden nur die beiden Häuser der öst-
lich gelegenen Höfe Nr. 10 und 11.
Auf einem langen Grundstück mit hohen Ei-
chen in der Dorfmitte befindet sich ein Denk-
mal für die Gefallenen beider Weltkriege von
1948. Auf dem Hof Nr. 14 an der Straßenseite
gegenüber steht traufständig ein Schweine-
stall mit Küche von 1902, ein mit Zierfriesen
artikulierter Ziegelbau. Im südlichen Bereich
des Hofes Nr. 8 ist um 1880 ein Häuslings-
haus errichtet worden, das aus drei, von der
Langseite zugänglichen Wohneinheiten be-
steht. Zu diesem Hof gehörte nördlich der
Straße ein weiteres Häuslingshaus aus der-
selben Zeit und ein Treppenspeicher von
1837 (Nr. 16). Der Speicher, in Hochrähm-
zimmerung mit eingezapften Ankerbalken
konstruiert, zeigt Schmuckelemente in Form
von ausladenden Rähmen auf geschweiften
Kopfbändern und von Stabwerkgeländer am
Treppenpodest. Einem Landarbeiter von Hof
Nr. 9 war ebenfalls ein kleines Eckgrundstück
zugewiesen. Dort sind um 1900 das Haus und
ein Stall entstanden (Nr. 9A).

Wardböhmen, Hof Nr. 9a, Wohnhaus



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Auf der größten Hofstelle von Wardböhmen
(Nr. 9) steht ein Treppenspeicher von 1739,
der in Hochrähmzimmerung mit durchge-
zapften Ankerbalken errichtet ist. Er ist ver-
gleichbar mit zwei Treppenspeichern auf Hof
Nr. 70 am nordöstlichen Dorfrand. Der ältere
Speicher von 1743 ist in derselben Bauweise
konstruiert und später - dann mit eingezapf-
ten Ankerbalken - auf die doppelte Länge er-
weitert worden. Anstelle der Treppe ist ein
Holzschuppen angebaut worden. Auch an
dem Treppenspeicher von 1833 sind die An-
kerbalken zum Schutz vor Witterungseinflüs-
sen eingezapft. HieristdieoriginaleTreppen-
anlage noch erhalten, deren Podest am Gie-
belbalken des vorkragenden Halbwalmda-
ches aufgehängt ist.
An der östlichen Seite der Bundesstraße 3
sind die Bauten traufständig angelegt. Auf
dem Hof Nr. 3 steht parallel hinter dem Wohn-
wirtschaftsgebäude von 1821 eine Scheune,
die etwa gleichzeitig entstanden ist. Der bün-
dig verbretterte Fachwerkbau besitzt zwei
Querdurchfahrten.
Westlich der Bundesstraße 3 haben sich um
die Jahrhundertwende einige kleine Stellen
angesiedelt. An einer Nebenstraße (Hof
Nr. 40) liegt ein Wohnhaus mit Vorgarten. Der
eingeschossige Fachwerkbau von 1890 ist
1922 um einen Eingangsvorbau mit Veranda
und Zwerchhaus erweitert worden. Auf einem
Hügel steht ein Erdholländer von 1877/78,
der zu den wenigen Segelwindmühlen der
Gegend gehört. Der verputzte und geteerte
Ziegelbau erhebt sich auf oktogonalem
Grundriß. An der zwiebelförmigen Haube war
ursprünglich das Mühlenrad befestigt.

BERGEN - WIDDERNHAUSEN

Widdernhausen bestand seit dem 15. Jh. aus
den drei großen Hofstellen, die östlich der
Kreisstraße 12 liegen. Westlich ist am Anfang
des Jahrhunderts eine kleinere Stelle hinzu-
gekommen. Die einzelnen Hofstellen sind
von alten Eichen umgeben. Unter den bäuer-
lichen Bauten auf Hof Nr. 1 sind zwei Speicher
in alter Bauweise erhalten. Der bündig ver-
bohlte Großspeicher von 1821 besitzt an bei-
den Giebelseiten einfache Stiegen unter vor-
kragendem Halbwalmdach. Die ausladenden
Rähme sind von geschweiften Kopfbändern
gestützt. DerTreppenspeichervon 1847 ist in
Hochrähmzimmerung mit eingezapften An-
kerbalken errichtet. Das Treppenpodest ist
am Giebelbalken des vorkragenden Sattelda-
ches aufgehängt. Am Rand von Hof Nr. 2 liegt
ein kleines Ensemble von Wohnwirtschafts-
gebäude und Scheune. Die beiden Fach-
werkbauten von 1862 sind mitZiegeln ausge-
facht. Diese Wirtschaftseinheit wurde von
dem damaligen Hofbesitzer für eines der
nicht erbberechtigten Kinder geschaffen.

BERGEN-WOHLDE

Wohlde ist wahrscheinlich im 11. oder 12. Jh.
als reine Kötnersiedlung gegründet worden.

Widdernhausen, Hof Nr. 1, Treppenspeicher, 1821

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