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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 1): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44168#0115
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wurde der Bau bis auf die Außenmauern zer-
stört und bis 1953 durch D. Thulesius und W.
Taeger mit schlichter Gestaltung im Innern
wieder aufgebaut. Ein Stück der aus dem 19.
Jh. stammenden Einfriedung des kleinen
Kirchhofes hat sich, südlich an den Ostgiebel
anschließend, erhalten. Einige zur ehemali-
gen barocken Ausstattung gehörende Grab-
platten sind heute an der Südwand der Kirche
verankert; der ebenfalls dort angefügte kleine
Fachwerkbau ist neu.
Seit ungefähr 1970 existiert südlich der Bar-
tholomäuskirche die Bartholomäustwete, ein
neuer, zweimal abgeknickt geführter Verbin-
dungsweg zwischen Schützen- und Görde-
lingerstraße. Auf dem ehemaligen Grund-
stück des Strombeckschen Hauses, von dem
sich nur noch das Renaissanceportal von
1584 erhalten hat, mündet die kleine Twete in
die Gördelingerstraße. Das Rundbogenportal
mit Sitznischen, flankierenden Säulen auf ho-
hen Piedestalen, Gebälk und Wappenkartu-
sche in einem Ädikulaaufsatz ist von der Stra-
ßenflucht zurückgenommen und einem
Stück Bruchsteinmauerwerk vorgesetzt wor-
den. Seine ehemalige Funktion als Hausein-
gang wurde uminterpretiert zum Durchgang
und als Spolie einer untergegangenen priva-
ten Architektur dient es heute der Gestaltung
einer öffentlichen Wegeführung.

Bartholomäuskirche (Schützenstraße 5A)


Die Gördelingerstraße ist eine der dominie-
renden Straßen im Altstadtgefüge. Sie war
und ist von den aus dem Bereich des Altstadt-
marktes mehroder weniger parallel nach Nor-
den führenden mittelalterlichen Straßenanla-
gen die längste, spielte als Verkehrsweg
schon immer eine große Rolle und ist auch
heute eine vielbefahrene innerstädtische
Nord-Süd Durchgangstraße. Im Zweiten
Weltkriege wurde der überwiegende Teil der
an ihr liegenden Gebäude total zerstört oder
erheblich beschädigt. Die Neubebauung
wurde schon bald nach dem Kriege, um 1950,
in Angriff genommen, durchgehend bebaut
war die Straße aber erst um 1980. Anfang der
1960er Jahre wurde die ursprünglich auf die
Straßen An der Petrikirche/Hintern Brüdern
einmündende Gördelingerstraße bis zur
Lange Straße weitergeführt. Der südliche Teil
wurde mit Wohn-/Geschäftshäusern und
Verwaltungsgebäuden bebaut, der nördliche
Teil mit Wohnhäusern. Von der historischen
Vorkriegsbebauung ist außer dem bereits er-
wähnten Renaissanceportal nur noch das
Wohn-/Geschäftshaus Gördelingerstraße 7
erhalten, das aber als rekonstruierender Wie-
deraufbau ebenfalls nur noch wenig Original-
substanz aufweist. Das Gebäude ist 1944 bis
auf Keller und Fassade zerstört gewesen. Der
Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1947 bis
1950 und bezog sich in der äußeren Form auf
den Originalzustand des 18. Jahrhunderts,
einem palaisartigen Barockhaus mit drei
Geschossen und erhöhtem Mittelrisalit unter
Dreieckgiebel. Im 19. Jh. war das Gebäude
einheitlich aufvier Geschosse erhöht und der
Dreieckgiebel entfernt worden. Das heutige
Gebäude ist ein Beispiel für die in der frühen
Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Welt-
kriege verbreitete Tendenz, in vereinfachten
Formen zu rekonstruieren, dabei spätere Ver-

Bartholomäustwete, Renaissanceportal, 1584


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