HANN. MÜNDEN-BURSFELDE
Graf Heinrich (der Fette), Sohn des Grafen Otto
von Northeim, stiftete 1093 das nahe der Ein-
mündung der Nieme in die Oberweser gele-
gene Kloster Bursfelde, das mit Mönchen der
Abtei Corvey besetzt wurde, die sich der „Hir-
sauer Reform” angeschlossen hatten. (Nicht
eindeutig zu erhellen ist die Gründungsge-
schichte der Anlage.) Seit dem frühen 15. Jh.
ging von Bursfelde eine große benediktinische
Reformbewegung aus, die „Bursfelder Kongre-
gation”. Gründer dieser bedeutenden Erneue-
rungsbewegung waren die Äbte Dederoth
(1433-39) und sein Nachfolger J. Hagen
(1439-69), die die Einflußnahme des abge-
schieden gelegenen und nicht sonderlich be-
güterten Klosters am Ostufer der Oberweser
ausweiteten. Obgleich 1542 die Reformation
eingeführt wurde, hielt sich bis 1672 die mona-
stische Tradition. Von der einstigen stattlichen
Klosteranlage kündet nur noch die zu Ehren
des Hl. Thomas und Nicolaus geweihte ein-
drucksvolle Abteikirche, während die übrigen
Klostergebäude, bis auf Reste der Klausurge-
bäude, die das 1722 errichtete Gutsgebäude
birgt, abgetragen sind. Heute wird die Gesamt-
anlage von den Wirtschaftsgebäuden aus der
2. Hälfte des 19. Jh. geprägt, überragt von der
weithin sichtbaren, kurz nach 1900 historisie-
rend nachgebildeten Doppelturmfassade der
Abteikirche.
Ehemalige Benediktinerabteikirche St. Thomas
und St. Nicolaus
Die in Bruchstein errichtete dreischiffige, quer-
schifflose und flachgedeckte Basilika mit west-
licher Doppelturmfassade wird durch einen of-
fenen Quertrakt, der als Chorus minor angese-
hen wird und der Mitte des 19. Jh. durch die
Nutzung des Chores als Gemeindekirche eine
tiefgreifende Umgestaltung erfuhr, in West- und
Ostkirche unterteilt. Reste des im späten 11. Jh.
entstandenen Gründungsbaues birgt die heu-
tige Westkirche, deren Langhausarkaden säch-
sischen Stützenwechsel aufweisen (ursprüng-
lich reine Säulenbasilika?). Ebenfalls nicht gesi-
chert ist die Gestaltung des Ostabschlusses.
Da der erste Abt Almericus aus Corvey stammt,
einem Kloster, das sich bereits der Hirsauer
Reformbewegung angeschlossen hatte, ver-
suchte man die Chorlösung aus den liturgisch-
monastischen Bedürfnissen des einst rich-
tungsweisenden Schwarzwaldklosters abzu-
leiten. Die 1082 begonnene Hirsauer Peterskir-
che weist jedoch ein völlig andersartiges Chor-
schema mit Chorus minor, Chorus maior und
östlich anschließendem Presbyterium auf -
eine dreiteilig gestaffelte, plattschließende
Chorformation von betonter Schlichtheit, die
durch Schrankenmauerwerk gegliedert wurde.
In Bursfelde erfuhr der um 1130/40 geschaffene
Ostabschluß durch die ungewöhnlich langge-
streckte Form und insbesondere durch den
raumtrennenden etwa zwei Meter hohen Qua-
dersockel mit viermaligem Stützenwechsel,
der das Mittelschiff von den Chorseitenschiffen
scheidet, eine Steigerung ins Monumentale.
Auch die auf attischen Basen mit Eckzier ru-
henden gedrungen-wuchtigen Säulen, die
prächtige, blockhafte Würfelkapitelle mit dop-
pelt abgesetzen Schilden tragen, die in Kämp-
ferplatten mit Schachbrettmuster übergehen,
Bursfelde, Lageplan der Klosteranlage von 1825, Hauptstaatsarchiv Hannover 22K/Münden
Bursfelde, ehern. Benediktinerabteikirche St. Thomas und St. Nicolaus, Blick von Nordosten
Bursfelde, ehern. Benediktinerabteikirche,
Doppelturmfassade, Blick von Nordwesten
Bursfelde, ehern. Benediktinerabteikirche,
„Ostkirche”, Blick nach Osten
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Graf Heinrich (der Fette), Sohn des Grafen Otto
von Northeim, stiftete 1093 das nahe der Ein-
mündung der Nieme in die Oberweser gele-
gene Kloster Bursfelde, das mit Mönchen der
Abtei Corvey besetzt wurde, die sich der „Hir-
sauer Reform” angeschlossen hatten. (Nicht
eindeutig zu erhellen ist die Gründungsge-
schichte der Anlage.) Seit dem frühen 15. Jh.
ging von Bursfelde eine große benediktinische
Reformbewegung aus, die „Bursfelder Kongre-
gation”. Gründer dieser bedeutenden Erneue-
rungsbewegung waren die Äbte Dederoth
(1433-39) und sein Nachfolger J. Hagen
(1439-69), die die Einflußnahme des abge-
schieden gelegenen und nicht sonderlich be-
güterten Klosters am Ostufer der Oberweser
ausweiteten. Obgleich 1542 die Reformation
eingeführt wurde, hielt sich bis 1672 die mona-
stische Tradition. Von der einstigen stattlichen
Klosteranlage kündet nur noch die zu Ehren
des Hl. Thomas und Nicolaus geweihte ein-
drucksvolle Abteikirche, während die übrigen
Klostergebäude, bis auf Reste der Klausurge-
bäude, die das 1722 errichtete Gutsgebäude
birgt, abgetragen sind. Heute wird die Gesamt-
anlage von den Wirtschaftsgebäuden aus der
2. Hälfte des 19. Jh. geprägt, überragt von der
weithin sichtbaren, kurz nach 1900 historisie-
rend nachgebildeten Doppelturmfassade der
Abteikirche.
Ehemalige Benediktinerabteikirche St. Thomas
und St. Nicolaus
Die in Bruchstein errichtete dreischiffige, quer-
schifflose und flachgedeckte Basilika mit west-
licher Doppelturmfassade wird durch einen of-
fenen Quertrakt, der als Chorus minor angese-
hen wird und der Mitte des 19. Jh. durch die
Nutzung des Chores als Gemeindekirche eine
tiefgreifende Umgestaltung erfuhr, in West- und
Ostkirche unterteilt. Reste des im späten 11. Jh.
entstandenen Gründungsbaues birgt die heu-
tige Westkirche, deren Langhausarkaden säch-
sischen Stützenwechsel aufweisen (ursprüng-
lich reine Säulenbasilika?). Ebenfalls nicht gesi-
chert ist die Gestaltung des Ostabschlusses.
Da der erste Abt Almericus aus Corvey stammt,
einem Kloster, das sich bereits der Hirsauer
Reformbewegung angeschlossen hatte, ver-
suchte man die Chorlösung aus den liturgisch-
monastischen Bedürfnissen des einst rich-
tungsweisenden Schwarzwaldklosters abzu-
leiten. Die 1082 begonnene Hirsauer Peterskir-
che weist jedoch ein völlig andersartiges Chor-
schema mit Chorus minor, Chorus maior und
östlich anschließendem Presbyterium auf -
eine dreiteilig gestaffelte, plattschließende
Chorformation von betonter Schlichtheit, die
durch Schrankenmauerwerk gegliedert wurde.
In Bursfelde erfuhr der um 1130/40 geschaffene
Ostabschluß durch die ungewöhnlich langge-
streckte Form und insbesondere durch den
raumtrennenden etwa zwei Meter hohen Qua-
dersockel mit viermaligem Stützenwechsel,
der das Mittelschiff von den Chorseitenschiffen
scheidet, eine Steigerung ins Monumentale.
Auch die auf attischen Basen mit Eckzier ru-
henden gedrungen-wuchtigen Säulen, die
prächtige, blockhafte Würfelkapitelle mit dop-
pelt abgesetzen Schilden tragen, die in Kämp-
ferplatten mit Schachbrettmuster übergehen,
Bursfelde, Lageplan der Klosteranlage von 1825, Hauptstaatsarchiv Hannover 22K/Münden
Bursfelde, ehern. Benediktinerabteikirche St. Thomas und St. Nicolaus, Blick von Nordosten
Bursfelde, ehern. Benediktinerabteikirche,
Doppelturmfassade, Blick von Nordwesten
Bursfelde, ehern. Benediktinerabteikirche,
„Ostkirche”, Blick nach Osten
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