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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0328
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Ev. Kirche St. Marien


Johann von Minnigerode ließ als Begräbnisstät-
te seiner Familie im Jahre 1611 an einen vor-
handenen Kirchenbau einen Chorraum anfügen
- ein eingezogener, dreiseitiger Chorschluß, der
den ältesten Kern der heutigen ev. Marienkir-
che bildet (Hauptstraße). Erst 1675 ist unter
Einbeziehung des Chores der Bau von Lang-
haus und Turm, unter den die Familiengruft ver-
legt wurde, begonnen worden.
Die Marienkirche am östlichen Ortsrand Wol-
lershausens präsentiert sich heute als verputz-
ter, durch schlanke hohe Rundbogenfenster ge-
gliederter Bruchsteinbau mit einem in den
Baukörper eingebundenen mächtigen West-
turm und einem dreiseitigen Ostabschluß.
Gegliedert wird der von einer verschieferten
Welschen Haube bekrönte Westturm durch ein
schlichtes umlauftendes Gesims.
Der von einer Flachdecke überspannte Saal
zeigt noch zahlreiche prächtige barocke Aus-
stattungsstücke, die zur Wirkung des Innenrau-
mes beitragen. Hierzu gehören ein Wappenbild
des Georg Friedrich von Minnigerode (1650),
ein Holzepitaph (frühes 18.Jh.), ein Taufengel
(1730), eine prächtige Renaissancekanzel und
ein aus schwarzem italienischen Marmor gear-
beitetes Epitaph mit Figuren aus weißem Alaba-
ster, das Dorothea von Hanstein 1616 anferti-
gen ließ.

Wasserschloß
(jetzt Mädchenfürsorgeheim)
Am Kopfende der Mitteldorfstraße entstand das
ehemalige, von einer Graft umgebene barocke
Wasserschloß, ein achsialsymmetrisch geglie-
derter, an der Hauptfassade elfachsiger Putz-


Wollershausen, ev. Kirche St. Marien, Außenbau, Blick von Westen

Wollershausen, ev. Kirche St. Marien, Blick zum Altar

bau unter ausgebautem Mansardwalmdach
(Hauptstraße 12). Eingefaßt wird der Zugang
zur Schloßanlage durch z.T. erneuerte Wirt-
schaftsgebäude. Der dreiachsige, übergiebelte
Mittelrisalit nimmt das schlichte Hauptportal auf,
das durch eine vorgelegte, zweiläufige Treppe
erschlossen wird. Fassadengliedernd wirken die
dezenten Fenstereinfassungen und Lisenen, die
zugleich die Senkrechte des Baukörpers unter-
streichen. Im Giebelfeld erkennt man das Alli-
anzwappen mit der Datierung 1732. Errichtet
wurde der gefällige Barockbau unter Ludwig
Heinrich von Minnigerode 1732-35. Herausstel-
lenswert ist noch der qualitätvolle Fußboden in
der Eingangshalle mit Mustern aus Gipsestrich.
Südlich des stattlichen Hauptgebäudes, jen-
seits der Graft, entstand in jüngster Zeit ein
wuchtiger, maßstabsprengender, dreigeschos-
siger Bau, der durch seine räumliche Nähe zum
prächtigen Solitärbau Einfluß auf die Wirkung
des Baukörpers nimmt. Verbunden sind Haupt-
und Nebenbau durch eine schmale Brücke.
Bemerkenswert sind noch die zum Wasser-
schloß führende Brücke von 1735, eingefaßt
durch prächtige Torpfeiler, und der insgesamt
16 Morgen große Park mit z.T. 200 Jahre altem
Baumbestand (Eichen, Bergahorn, Linden, Ro-
binien), der bis an die Rhume reicht.

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