38
Einleitung.
Projekt. So geschah auch die Annäherung an Preußen und Frank-
reich im direkten Gegensatz zu Wien.*)
In Berlin war man denn auch mit dem neuen Herzog recht
wohl zufrieden. Er hatte sich gleich zu Anfang seiner Regierung
im Sinne des Baseler Friedens unter die Protektion des Königs
gestellt. So hatte man selbst an der Kapitulation von Mannheim
nichts auszusetzen. Aber freilich fürchtete man von feiten Österreichs
feindselige Akte gegen Bayern. Schon sollte Clerfayt erklärt haben,
er wolle durch Franken und die Oberpfalz, Wurmser durch Schwa-
ben und Bayern marschieren, um bei der allgemeinen Verwirrung
des Reiches die alten Pläne auszuführen. „Ich kann mir nicht
denken," schrieb indessen Graf Haugwitz, „daß Österreich den Für-
sten in solcher Weise zwingen wolle, sich in die Arme Frankreichs
zu stürzen." Er wies auf die allgemeine Lage, vor allem auf Eng-
land hin, das bei einem solchen Gewaltakt nicht ruhig zusehen
würde?) Aber Karl Theodor würde sich jetzt in keinem Falle für
Frankreich erklärt haben. Je klarer er sah, daß sich sein Verhältnis
zu Österreich bessere, desto mehr gab er seiner Schwäche nach und
suchte alle Schuld auf den Herzog abzuwälzen. Und darin kam er
den Wünschen Österreichs nur entgegen. Wurde doch der Herzog
von diesem gleichsam als Feind behandelt?) „Die österreichischen
Generale," schrieb er, „stellen mich bei ihrem Hofe als Verräter hin.
Sie geben vor, ich hätte mit meinem Minister die Kapitulation ge-
macht. Und ich habe den Inhalt derselben erst zehn Tage nachher
kennen gelernt, da ich nicht mehr in Mannheim war."H Trotzdem
ließ er sich nicht irre machen, und verfocht die Sache, „bei der er,"
wie er selbst an den König schrieb, „weniger die Person des Abbs
Salabert noch seine eigene Würde im Auge hatte, als die verhäng-
nisvollen Folgen, denen die deutsche Freiheit ausgesetzt ist." „Im
I Erlaß an Harnier. Berlin, den 9. Oktober 1795.
2) A. a. O.
3) Bericht von Harnier. München, den 22. Oktober 1795.
ch Herzog Max Joseph von Zweibrücken an Käser. Neckar-Eltz,
den 7. Oktober 1795.
Einleitung.
Projekt. So geschah auch die Annäherung an Preußen und Frank-
reich im direkten Gegensatz zu Wien.*)
In Berlin war man denn auch mit dem neuen Herzog recht
wohl zufrieden. Er hatte sich gleich zu Anfang seiner Regierung
im Sinne des Baseler Friedens unter die Protektion des Königs
gestellt. So hatte man selbst an der Kapitulation von Mannheim
nichts auszusetzen. Aber freilich fürchtete man von feiten Österreichs
feindselige Akte gegen Bayern. Schon sollte Clerfayt erklärt haben,
er wolle durch Franken und die Oberpfalz, Wurmser durch Schwa-
ben und Bayern marschieren, um bei der allgemeinen Verwirrung
des Reiches die alten Pläne auszuführen. „Ich kann mir nicht
denken," schrieb indessen Graf Haugwitz, „daß Österreich den Für-
sten in solcher Weise zwingen wolle, sich in die Arme Frankreichs
zu stürzen." Er wies auf die allgemeine Lage, vor allem auf Eng-
land hin, das bei einem solchen Gewaltakt nicht ruhig zusehen
würde?) Aber Karl Theodor würde sich jetzt in keinem Falle für
Frankreich erklärt haben. Je klarer er sah, daß sich sein Verhältnis
zu Österreich bessere, desto mehr gab er seiner Schwäche nach und
suchte alle Schuld auf den Herzog abzuwälzen. Und darin kam er
den Wünschen Österreichs nur entgegen. Wurde doch der Herzog
von diesem gleichsam als Feind behandelt?) „Die österreichischen
Generale," schrieb er, „stellen mich bei ihrem Hofe als Verräter hin.
Sie geben vor, ich hätte mit meinem Minister die Kapitulation ge-
macht. Und ich habe den Inhalt derselben erst zehn Tage nachher
kennen gelernt, da ich nicht mehr in Mannheim war."H Trotzdem
ließ er sich nicht irre machen, und verfocht die Sache, „bei der er,"
wie er selbst an den König schrieb, „weniger die Person des Abbs
Salabert noch seine eigene Würde im Auge hatte, als die verhäng-
nisvollen Folgen, denen die deutsche Freiheit ausgesetzt ist." „Im
I Erlaß an Harnier. Berlin, den 9. Oktober 1795.
2) A. a. O.
3) Bericht von Harnier. München, den 22. Oktober 1795.
ch Herzog Max Joseph von Zweibrücken an Käser. Neckar-Eltz,
den 7. Oktober 1795.