Max Joseph und Erzherzog Karl.
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für seine Pläne die Zustimmung des Königs, dessen hilfreichen Ein-
fluß und mächtige Protektion für deren Verwirklichung.
Am Morgen des 19. Februar verließ Max Joseph mit ge-
ringem Gefolge Mannheim, wo er seine Familie noch zurückließ.
In seiner Begleitung befanden sich seine vertrautesten Diener, näm-
lich Montgelas, Kaeser und Rheinwald, sowie General Hepmann,
der für außerordentliche Fälle geeignete Instruktion besaß. Max
Joseph hatte ausdrücklich sich dessen Begleitung ausgebeten. Die
Reise wurde so viel irgend möglich beschleunigt. I
In Friedberg holte ihn Erzherzog Karl mit feierlichem Geleite in
das Hauptquartier ein?) Er wußte wohl, warum. Konnte er doch über
die völlig veränderte Lage der bayerischen Dinge nicht im Zweifel sein.
Es war klar, daß Max Joseph von der seit zwei Jahrzehnten treu
befolgten Politik des Fürstenbundes nun erst recht nicht abweichen
und unter keinen Umständen in den so lange mit Erfolg bekämpften
Länderhandel einwilligen würde. Er wußte, daß des Kaisers Feinde
nicht die des Kurfürsten waren. Er konnte sich auch nicht die
militärische Wichtigkeit des Thronwechsels verhehlen. Karl Theodor
hatte sich Österreich sozusagen mit Leib und Seele verschrieben,
nicht mittels eines rein staatsrechtlichen Vertrages, sondern einer
rein militärischen Kapitulation?) Der österreichische Heerführer
waltete im Lande frei, das er besetzt hielt, das ihm ein will-
kommenes Gebiet für seine Fouragierungen bot, alles mit dem Rechte
des Bundesgenossen, ohne eigentlich irgendwelche Pflichten über-
nommen zu haben, dessen Streikräste zu den seinigen stoßen sollten,
um so als Pfand für die Bundestreue, in den Reihen der Öster-
reicher geradezu zu verschwinden, und für das eigene Land jede
Bedeutung zu verlieren?) Er fühlte trotz der militärischen Über-
I Die oben angeführten Briefe.
?) Westenrieder, a. a. O. 63.
b) Montgelas, a. a. O. und die oben angeführten Briefe Mar
Josephs an den König von Preußen.
I Bergt. Heigel, Die Memoiren des bayer. Ministers Grafen von
Montgelas. Hist. Vorträge und Studien. 3. Folge 1887. 67 ff.
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für seine Pläne die Zustimmung des Königs, dessen hilfreichen Ein-
fluß und mächtige Protektion für deren Verwirklichung.
Am Morgen des 19. Februar verließ Max Joseph mit ge-
ringem Gefolge Mannheim, wo er seine Familie noch zurückließ.
In seiner Begleitung befanden sich seine vertrautesten Diener, näm-
lich Montgelas, Kaeser und Rheinwald, sowie General Hepmann,
der für außerordentliche Fälle geeignete Instruktion besaß. Max
Joseph hatte ausdrücklich sich dessen Begleitung ausgebeten. Die
Reise wurde so viel irgend möglich beschleunigt. I
In Friedberg holte ihn Erzherzog Karl mit feierlichem Geleite in
das Hauptquartier ein?) Er wußte wohl, warum. Konnte er doch über
die völlig veränderte Lage der bayerischen Dinge nicht im Zweifel sein.
Es war klar, daß Max Joseph von der seit zwei Jahrzehnten treu
befolgten Politik des Fürstenbundes nun erst recht nicht abweichen
und unter keinen Umständen in den so lange mit Erfolg bekämpften
Länderhandel einwilligen würde. Er wußte, daß des Kaisers Feinde
nicht die des Kurfürsten waren. Er konnte sich auch nicht die
militärische Wichtigkeit des Thronwechsels verhehlen. Karl Theodor
hatte sich Österreich sozusagen mit Leib und Seele verschrieben,
nicht mittels eines rein staatsrechtlichen Vertrages, sondern einer
rein militärischen Kapitulation?) Der österreichische Heerführer
waltete im Lande frei, das er besetzt hielt, das ihm ein will-
kommenes Gebiet für seine Fouragierungen bot, alles mit dem Rechte
des Bundesgenossen, ohne eigentlich irgendwelche Pflichten über-
nommen zu haben, dessen Streikräste zu den seinigen stoßen sollten,
um so als Pfand für die Bundestreue, in den Reihen der Öster-
reicher geradezu zu verschwinden, und für das eigene Land jede
Bedeutung zu verlieren?) Er fühlte trotz der militärischen Über-
I Die oben angeführten Briefe.
?) Westenrieder, a. a. O. 63.
b) Montgelas, a. a. O. und die oben angeführten Briefe Mar
Josephs an den König von Preußen.
I Bergt. Heigel, Die Memoiren des bayer. Ministers Grafen von
Montgelas. Hist. Vorträge und Studien. 3. Folge 1887. 67 ff.