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Dümichen, Johannes [Hrsg.]
(Band 1): Resultate der auf Befehl Sr. Majestät des Königs Wilhelm I. von Preussen im Sommer 1868 nach Aegypten entsendeten Archäologisch-Photographischen Expedition — Berlin, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.3495#0003
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Vorwort.

L

Ln huldvoller Förderung der ägyptischen Alterthumsforschung, hatte Se. Majestät der König Wilhelm I.
von Preussen die Gnade, zu einer archäologisch-photographischen Expedition nach Aegypten die nöthigen Geldmittel
durch Allerhöchste Cabinetsordre anzuweisen, und wurde dem Unterzeichneten der ehrenvolle Auftrag, in Gemeinschaft
der aus Aden zurückkehrenden photographischen Abtheilung der Sonnenfinsterniss-Expedition, bestehend aus den Herren
Dr. Vogel, Dr. Fritsch und Dr. Thiele, an den Monumenten des Nilthaies ein neues, die altägyptischen Studien
förderndes Material zu sammeln.

Trotz der ungünstigen Jahreszeit — August bis October — in der die Reise gemacht werden musste, ich erwähne
nur die drei Hauptfeinde der Photographie, Wind, Staub, Hitze, die fortwährend den photographischen Arbeiten hindernd
in den Weg traten und nicht selten dieselben gradezu unmöglich machten, und trotz der geringen Zeit, die auf diese
Reise verwendet werden konnte, sind dennoch die gewonnenen Resultate der erfreulichsten Art. Einige 70, zum Theil
höchst gelungene photographische Aufnahmen von Gesammtansichten einzelner Tempel und Grabmäler, von interessanten
Details derselben, von Portalen und Säulen, von bildlichen Darstellungen und Inschriften wurden gemacht, theils an den
Aussenwänden der Monumente, theils, und zwar hier mehrfach mit Hülfe von Magnesiumlicht in ganz- und halbge-
schlossenen Tempelräumen und Grabkammern. Ich selbst habe die werthvolle Sammlung nicht unwesentlich bereichert
durch eine bedeutende Anzahl, theils mit der Bleifeder, theils durch Abdrücke genommener Copien, die ich im vorlie-
genden Werke zur Mittheilung bringe.

Dank dem Interesse, welches Se. Hoheit der jetzt regierende Vice-König von Aegypten Ismail I. für die
grosse Vergangenheit seines Landes beweist, um mich dieses, bereits an anderer Stelle von mir gethanen Ausspruches
hier, als am passenden Orte, nochmals zu bedienen, Dank Ihm und dem von Ihm „avec des frais relativement consi-
derables, au profit de la science" unterhaltenen „ service de fouilles" werden nun schon seit einer Reihe von Jahren im
grossartigsten Maassstabe in Süd und Nord, in Ost und West des weiten Aegyptischen Reiches, auf Befehl der Regierung,
Ausgrabungen unternommen, deren oberste Leitung sie bekanntlich dem verdienstvollen Archäologen Mariette-Bey
übertragen hat. Unter der grossen Zahl von kostbaren Monumenten, welche die glückliche Hand des eben genannten
französischen Gelehrten dem im Nilthale wandernden Forscher erschlossen hat, verdienen zweifellos einen Platz in vor-
derster Reihe zwei Grabdenkmäler auf dem Pyramidenfelde von Saqarah: das eine, das grosse Grabmal, oder vielleicht
richtiger gesagt, der Grabtempel eines vornehmen Aegypters, Namens Ti, welchen Vte de Rouge in seinen „Recherches
sur les monuments" mit Recht „ la merveille de Sakarah" nennt, und dessen hohen Werth auch Brugsch in seiner
„die ägyptische Gräberwelt" betitelten Arbeit ganz besonders hervorhebt, das andere, die zwar in kleineren Dimensionen
aufgeführte, aber durch ihre so lehrreichen Darstellungen und Inschriften nicht minder werthvolle Grabkapelle des Ptah-
hotep. Beide Monumente, den Zeiten des Pyramidenbaues angehörend, also das ehrwürdige Alter von 4000 Jahren viel-
leicht noch übersteigend, befinden sich in nördlicher Richtung von der sogenannten Stufenpyramide, in geringer Entfernung
von dem unter dem Namen Serapeum bekannten Souterrain, welches in seinen langen Gängen, in Nischen zu beiden
Seiten die kollossalen Apissarkophage birgt. In der That! Mariette-Bey kann mit Befriedigung herabblicken von dem
 
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