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Dümichen, Johannes
Zur Geographie des alten Ägypten: lose Blätter aus dem Nachlass — Leipzig, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.3783#0034
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lehrreichen geogr. Texten der Tempel von Edfu und Dendera deutlich hervorzugehen. Zu Hero-
dot's Zeiten, cf. II, 166, bildete das später zu einem Gau vereinte Gebiet zwei besondere Gaue,
von denen der eine Mendes, der andere Thmuis als Hauptstadt hatte. Von diesen beiden Distrikten
scheint der Mendesische in älterer Zeit der bedeutendere gewesen zu sein und dies wohl der
Grundj wesshalb, als später beide Distrikte zu einem Gau vereinigt wurden, man dieses Gesammt-
gebiet den Mendesischen Gau nannte, obgleich die Hauptstadt desselben jetzt nicht Mendes, son-
dern das wohl inzwischen zu einer bedeutenderen Stadt als Mendes aufgeblühte Thmuis war.
Ptolem. IV, 51 und Aristid. 48, 361 bezeichnen Thmouis als Hauptstadt des Mendesischen Gaues.
Wenn nun Eerodot und zwar, was ins Gewicht fällt, aus eigener Anschauung, II, 42 nachdem er
von der Verehrung der Widder und Schafe und dem Opfern von Ziegen im Thebischen Kreise
geredet, dann in Bezug auf Mendes sagt: „Dagegen diejenigen, welche das Heiligthum des Mendes
haben oder vom Mendesischen Kreise sind, enthalten sich der Ziegen und opfern Schafe", und
wenn er II, 46 noch näher auf den Kult der Stadt Mendes eingehend, bemerkt: „Es halten die
Mendesier die Ziegen überhaupt heilig, noch mehr als die weiblichen aber die männlichen und
worunter besonders Einer ist, dessen Tod immer den ganzen Mendesischen Kreis in grosse Trauer
versetzt. Und der Bock, wie Pan, heisst auf Aegyptisch Mendes,11 worauf er dann noch bezüglich
eben jener in Mendes verehrten Ziegenböcke eine obscöne Geschichte erzählt, die sich damals in
jener Stadt zugetragen. Wenn in ähnlicher Weise sich auch Strabo und andere über Mendes
aussprechen und wenn ebenso die erhaltenen Münzen der Stadt Mendes deutlich das Bild
eines Ziegenbockes und nicht das eines Widders tragen , so können wir nach allen diesen zum
Theil auf eigener Anschauung der Berichterstatter basirenden Angaben doch wohl kaum annehmen,
dass hier eine Verwechselung des Ziegenbockes mit einem Widder vorliege. Wenn auch Griechen
und Römer gelegentlich einzelne altäg. Thierdarstellungen verkannt haben, wie sie z. B. das Bild
des in mehreren Gauen verehrten als Schakal oder schakalköpfig dargestellten Anubis irrthümlich
hier für das eines Wolfes, dort für das eines Hundes hielten und iu Folge dessen die eine Stadt
Lykopolis, die andere Cynopolis nannten, so ist eine derartige Verwechslung sehr wohl erklärlich,
indem der Kopf eines Schakals mit dem eines Wolfes, wie auch mit dem einer bestimmten ägypt.
Hundeart grosse Aehnlichkeit hat, doch wenn Eerodot, und zwar grade nachdem er von den im
Thebischen Kreise verehrten Widdern gesprochen, nun einige in Mendes von ihm selbst gemachte
Wahrnehmungen über die dort verehrten Ziegen und Ziegenböcke berichtet, so haben wir keine
Veranlassung anzunehmen, dass er, dessen Berichte über alles das, was er selbst gesehen, so
grosses Vertrauen verdienen, sich hier in seinen Beobachtungen so geirrt haben sollte, dass er
Widder für Ziegenböcke gehalten und ebensowenig ist anzunehmen, dass man auf die Münzen
von Mendes in deutlichster Gestalt das Bild eines Ziegenbocks geprägt haben würde, obgleich
nicht dieser, sondern der Widder das in jener Stadt heilig gehaltene Thier gewesen. Es gab
also eine Stadt Mendes mit dem Kulte eines Ziegenbockes und eine Stadt Thmuis mit dem Kulte
eines Widders. Lepsius verlegt auf seiner bereits 1858 veröffentlichten Deltakarte die erstere
Stadt an den Platz der Schutthügel von Tell-el-Debeleh und Thmuis in südwestl. Richtung davon
in die Gegend, wo heute die Ortschaften Tmai und Tmai-el-Am,did liegen, mit ausgedehnten
Schutthügeln zwischen jenen beiden Ortschaften, die in ihren heutigen Namen, wie es scheint,
den alten Stadtnamen, noch bewahrt haben. Lepsius dürfte in seiner Bestimmung der Lage jener
beiden altägypt. Städte das Richtige getroffen haben. Es fragt sich nun, welche von den beiden
Städten ist die in den geogr. Texten der Ptolemäer- und Kaiserzeit regelmässig als Hauptstadt

„Sambehut-Pachnamunis" oder auch Sam-behut-Us-mehe „Sambehut, das nördliche Theben" und eine
andere Deltastadt Zal-Deb-mehe „Zal, das nördliche Edfu". Ebenso hatte die berühmte oberäg. Stadt
Abijdos mehrere Namen wie Nif-ur und Nu-abeb „Stadt des Scarabäus Abeb" und die Hauptstadt des
3. unterägypt. Gaues, des Nomos Libya, führte ausser Am.u unter anderen Namen auch den: Nu-hap
„Stadt des Apis". Wiederholt finden wir nun da ebenfalls in den Texten die erstere Stadt: „Abydos,
die Stadt des Scarabäus Abebu und die letztere: „Am.u, die Stadt des Apis" genannt und ganz das-
selbe ist gewiss auch hier der Fall, wenn es auf der Stele von Thmuis heisst: „Es kam an Se. Majestät
in Tat-Anup.u Auch da ist sicher nicht vom Ankommen des Königs in Mendes und Thmuis, sundern
nur von einer Stadt die Rede und zwar von Thmuis, der damaligen Hauptstadt des 16. Gaues.
 
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